Kunst - „Momentan ist Flexibilität gefordert“


„Momentan ist Flexibilität gefordert“

Elisabeth Kleinwächter leitet seit zwei Jahren die Galerie Porcia in Spittal, ist aber derzeit auf der Suche nach einer Nachfolge. Die Galerie mit dem Salamancakeller befindet sich in den historischen Mauern des Schlosses Porcia, das 40-Jahr-Jubiläum fiel in das Corona-Jahr 2020 und soll heuer nachgeholt werden. Welche Herausforderungen das vergangene Jahr und auch das laufende bringen, und welche Ziele sie in den zwei Jahren erreicht hat, darüber sprach Elisabeth Kleinwächter mit dem „OVT“.

Frau Kleinwächter, weshalb wollen Sie die Leitung der Galerie abgeben?

Ein wichtiger Grund die Leitung der Galerie abzugeben, ist tatsächlich die Distanz zur Wirkungsstätte. Ich lebe im Faaker See Gebiet und arbeite seit jeher im Homeoffice für die Galerie. Das heißt bis auf den Aufbau, Führungen, Eröffnungen oder Besprechungen vor Ort erledige ich sämtliche organisatorische Dinge von zu Hause aus und bin daher nicht so gut in den Informationsfluss eingebunden. Für die Galerie ist es bei weitem sinnvoller und nützlicher eine Leitung vor Ort zu erhalten.

Was blieb Ihnen von den zwei Jahren besonders im Gedächtnis?

Ich hatte Gelegenheit viele interessante Menschen aus Kunst und Kultur kennenzulernen und interessante Gespräche und Einblicke zu gewinnen. Am Schönsten waren aber die Begegnungen mit den Spittaler Schulklassen, mit denen ich die Ausstellungen in Theorie und Praxis erarbeiten durfte.

Alle Ausstellungen waren sehr spannend, die interessanteste war und ist jeweils diejenige, die vor einem liegt. Es ist immer faszinierend zu beobachten, wie Kunst einen Raum verändert und verzaubert und den Betrachter einlädt, in die Gedankenwelt der jeweiligen Künstler einzutauchen und diese Welt mit der eigenen Erfahrung zusammenzufügen.

Die Pandemie hat ja viel verhindert, Ihnen quasi ein ganzes Jahr „genommen“. Sechs Ausstellungen pro Jahr wären geplant gewesen. Wieviele durften sie betreuen?

2020 konnten leider nur drei Ausstellungen realisiert werden, wobei eine Ausstellung schon kurz vor dem ersten Lockdown abgesagt wurde, da es im Schloss einen Wasserschaden gab und natürlich nichts riskiert wurde. Alle für 2020 geplanten Ausstellungen werden 2021 nachgeholt, da stehen wir bei den Künstlern im Wort. Allerdings ist das für alle Beteiligten eine organisatorische Herausforderung und man erlernt eine Flexibilität, die man so noch nicht anwenden musste. Natürlich ist es sehr bedauerlich, dass gerade in diesem Jahr das 40-Jahr-Jubiläum der Galerie im Schloss Porcia nicht gebührend begangen wurde. Aber auch dies wird 2021 nachgeholt!

Sie haben sich zu Beginn vorgenommen junge Talente zu fördern, zum anderen Schülern Kunst zu vermitteln und wollten verstärkt auch weiblichen Künstlern eine Plattform bieten.

Das stimmt, dass ich den Fokus auf diese Bereiche gelegt habe, die mir nach wie vor am Herzen liegen. Einige Spittaler Schulen haben mein Angebot sehr gut aufgenommen, natürlich war die Umsetzung 2020 nicht mehr möglich.  Der Anteil an Künstlerinnen hätte größer sein können, jedoch sind zwei Jahre eine kurze Zeit zur Realisierung. Zum Stichwort „junge Künstler“:  Ende Jänner hätte die Ausstellung mit Helga Gasser und Gregor Belancic-Pirker starten sollen, zwei junge Spittaler Künstler mit Wohnsitz in Salzburg und Wien. Aber um die angesprochene Flexibilität nochmals zu bemühen – die Galerie kann für Besucher nun voraussichtlich bis 8. Feber nicht geöffnet werden, also werden wir die Galerie zu den Besuchern bringen. Eine „Galerie im öffentlichen Raum“ zur Präsentation der Werke. Übrigens wieder eine sehr sehenswerte Ausstellung, die ich nur wärmstens empfehlen kann, in Zeiten des Verzichts eine umso schönere Gelegenheit Kultur zu genießen!

Werden sie die Spittaler Kultur- und Kunstszene vermissen?

Die Arbeit werde ich bestimmt vermissen, nicht jedoch das Kulturangebot, denn dem werde ich treu bleiben.

Was bedeutet die Pandemie für die Spittaler Künstlerinnen und Künstler? Sie sagten, dass viele professionelle Künstler enorme Einbußen erleiden. Ist es so schlimm?

Die Pandemie ist für alle Kunst- und Kulturbetreibenden eine große Herausforderung. Das ist in Spittal nicht anders als anderswo. Diejenigen, die das Glück haben eine fixe Anstellung zu haben, sind abgefedert. Für die freie Kulturszene ist die Zeit schon zu lange und die Planbarkeit zu ungewiss.

Was läge im Bereich des Möglichen, um die Kunstszene zu fördern? Was wäre notwendig?

Um die einmalige Galerie mit dem schönen Salamancakeller als Ausstellungsraum besser zu positionieren, ist mehr Aufmerksamkeit nach außen nötig. Gerne hätte ich genreübergreifend agiert und verschiedene Kulturinitiativen vernetzt und zusammen in Projekten präsentiert. Für solche Ideen tut sich eine Galerieleitung vor Ort sehr viel leichter. Wichtig sind auch die Resonanzen in den Medien, Berichte wie dieser. Meiner Nachfolge wünsche ich gutes Gelingen, mit Frau Julia Astner vom Kulturbüro gibt es eine wunderbare Unterstützung und ich würde mir wünschen, dass der Draht zu den Schulen aufrecht bleibt. Spittal ist eine Schulstadt und der Salamancakeller kann als sinnvolle Bereicherung beinahe aller Unterrichtsfächer gesehen und auch genützt werden.


Weitere Bilder:
Der Salamancakeller im Schloss Porcia besteht als Galerie schon seit 40 Jahren.

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