Landwirtschaft - LK-Präsidenten „on Tour“


LK-Präsidenten „on Tour“

Der Feldkirchner Siegfried Huber ist seit Juni Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten. Vergangene Woche stattete er Betrieben in Oberkärnten einen Besuch ab und traf sich mit seinem Tiroler Kollegen Josef Hechenberger, um gemeinsame Themen zu besprechen. Darunter vor allem die Zukunft der Landwirtschaft in unseren Tälern, wie die Bauern die Märkte wieder zurückgewinnen können und das Leidthema Wolf.

Für die beiden LK-Präsidenten war die Zuchtviehversteigerung in der RGO-Halle in Lienz eine erste Gelegenheit für ein offizielles Treffen. Bauern aus Oberkärnten und Osttirol versteigern ihre Tiere hier. Danach standen Betriebsbesuche im Lesachtal am Programm. Vor allem will man sich gegenseitig unterstützten, denn Anfang November stehen in Kärnten die LK-Wahlen ins Haus. Die Landwirtschaft in Kärnten und Tirol sei sehr ähnlich gestaltet, viele kleinbäuerliche- und bergbäuerliche Strukturen. „Gemeinsam können wir viele positive Sachen bewegen, die uns fordern und herausfordern“, so Huber. Eine dieser Herausforderungen ist die finanzielle Absicherung der Bergbauern. In Kärnten wurde kürzlich vom Land eine Top-Up-Ausschüttung für Bergbauern in der Höhe von zwei Mio Euro beschlossen. Auch im Hinblick auf die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP), die bis 2023 wieder neu ausverhandelt werden soll, gibt es einiges zu tun. Hier konnte bereits ein anfängliches Minus von 16% im Erstvorschlag der Bergbauern-Ausgleichszulage in ein leichtes Plus gedreht werden, so Josef Hechenberger. Man stehe noch in Verhandlungen mit dem Koalitionspartner, den Grünen. Die Einkommensentwicklung stagniert bei Bergbauern und in Gunstlagen verbessert sie sich. Die Schere geht immer weiter auseinander. Ein Ziel sei es hier gegenzusteuern. Man müsse schon „auf diese besonders sensiblen Zonen im Berggebiet achten“, meinte Huber. Es brauche auch eine Umverteilungsprämie – „oben Gelder wegnehmen, unten dazu“ - von der vor allem kleinere Betriebe mehr profitieren würden.

10% mehr Kärnten am Teller

Huber ist es auch ein Anliegen wieder mehr heimische Produkte auf den Lebensmittelmarkt zu bringen. „Auf Kärntens Tellern landen nur 30% heimische Lebensmittel. In einem Zukunftsprozess haben wir uns das Ziel gesetzt, dies auf 40% zu erhöhen. Nur ein Prozent mehr Regionales am Teller bedeute laut einer aktuellen WIFO-Studie für Kärnten 3,8 Mio mehr für die heimische Landwirtschaft, im gesamten Land acht Mio mehr Wertschöpfung und 300 Arbeitsplätze mehr. Huber möchte sich mehr für den Zugang zu Großküchen einsetzten. „Wenn die sich würden zu 100 % deklarieren, dann steigen diese Prozentsätze. Das sind ganz einfache Schrauben, die nicht viel kosten, aber der Landwirtschaft und damit allen viel bringen“, so Huber. Nicht einfach sei das bei großen Handelskonzernen, aber man rechne mit einem „Dominoeffekt“. „Die Bereitschaft der Politik ist da, Regionalität war noch nie so groß wie jetzt.“ Wenn die Nachfrage steigt, steigen auch die Produktpreise, das bedinge der Markt. Ziel muss sein, neben Wertschätzung auch die Wertschöpfung bei den Betrieben steigern. Lebensmittelpreise müssen auch beim Produzenten höher werden, meint auch Hechenberger. „Derzeit bekommt der Bauer an der Wertschöpfungskette das, was überbleibt, das ist für nachhaltiges Wirtschaften zu wenig.“

In Kärnten nirgendwo Wildnis

Eine gemeinsame Linie gibt es auch beim Leidthema Wolf. Tirol war heuer am stärksten betroffen, 400 Weidetierrisse wurden verzeichnet. „Es ist eine dramatische Situation, die Bauern sind verärgert“, so Hechenberger. Der Wolf sei aber nicht nur ein bäuerliches Problem, sondern Problem der Bevölkerung vom Land und man stünde erst am Beginn dieses Problems. Ein Ziel müsse es sein, die Spielräume auf Länderebene maximal auszureizen und überregional mehr zusammenzurücken, dass die Gebirgsregionen ähnlich definiert werden,  als sensible Zone, wie z. B. in Schweden, Finnland das Gebiet der Rentiere, wo der Wolf sehr wohl bewirtschaftet werden darf, weil sonst die Viehhaltung keine Chance hätte“, sagte Hechenberger. In Kärnten wurde von der LK eine entsprechende Resolution beschlossen und dem Landtag überreicht – dieser habe ihr auch bereits zugestimmt – die zum Ziel hat ganz Kärnten zum Weideschutzgebiet zu erklären, so Huber, der auch froh ist, dass es LR Gruber gelungen ist, den Abschussbescheid auf ausgewiesene Gebiete auszuweiten. Der Wolf ist den Almtieren nach ins Tal gefolgt und wurde in Siedlungsnähe gesichtet. „Ich würde die Verantwortung nicht übernehmen, wenn eine halbe Stunde später Schulkinder auf den Bus warten“, meint Huber. Die Wolf-Diskussion werde man noch lange führen aber er macht seine Position deutlich: „Es wird nicht funktionieren. Wir haben in Kärnten nirgendwo Wildnis, alles Kulturlandschaft.“ Es habe auch noch nie so viele Anfragen von Tourismusbüros gegeben, ob die Almen noch sicher wären. Die wohlwollende Haltung gegenüber den Tieren in der Bevölkerung könne kippen, wen sie vor der Haustüre im Ort sind. Was die Bauern betrifft, so bliebe dafür nicht mehr die Zeit. „Wenn das noch fünf Jahre so weiter geht, treiben die Bauern ihre Tiere nicht mehr auf die Almen. Es gibt ja eine enge Mensch-Tier-Beziehung. Dieses verursachte Tierleid ist persönlich nicht zum Aushalten. Sagt jeder, ich sperr den Stall lieber zu und das ist die große Gefahr“, meinte sein Tiroler Kollege abschließend.


Weitere Bilder:
Treffen bei der Zuchtviehversteigerung in Lienz. V. l.: Josef Scherzer, LK-Präsident Kärnten Siegfried Huber, KR Hermann Schluder und LK-Präsident Tirol, Ing. Josef Hechenberger. Foto: LK-Kärnten.
Siegfried Huber und Josef Hechenberger waren auch zu Gast im Lesachtal bei der „Kuhlen Einkehr“ der Familie Andrea und Martin Guggenberger in Niedergail. Foto: LK-Kärnten

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