Landwirtschaft braucht Hilfe nach den Unwettern
Der Vorstand der Landwirtschaftskammer Kärnten fordert bei einer Sonder-Vorstandssitzung im Bezirk Völkermarkt Unterstützung von Bund und Land zur Bewältigung der katastrophalen Schäden in der Land- und Forstwirtschaft.
Die Kärntner Land- und Forstwirtschaft wurde in den letzten Wochen durch die Unwetter arg in Mitleidenschaft gezogen. Besonders betroffen sind die Bezirke Völkermarkt, Wolfsberg und Klagenfurt Land. In ganz Kärnten sind in Summe rund 2.000 Hektar von Überflutungen betroffen. Allein dieser Schaden beträgt 2,3 Millionen Euro. Zusätzlich sind bisher in Kärnten Hagelschäden im Ausmaß von 7,5 Millionen Euro aufgetreten. In den Wäldern des Bezirks Völkermarkt entstanden in Folge von Windwürfen Schäden von über 1,5 Millionen Euro (geschätzt 300.000 Festmeter). Besonders schlimm: Durch Hangrutschungen wurden viele Wege und Forststraßen geschädigt und verhindern nun die Aufarbeitung des Schadens. Einzelne Gehöfte und viele Flächen wurden überflutet und vermurt sowie Futtervorräte für den Winter durch das Wasser zerstört.
Aus diesem Anlass machte sich der Vorstand der LK Kärnten im Zuge einer Sonder-Vorstandssitzung vor Ort ein Bild von den Schäden, aber auch den Sorgen und Nöten von Land- und Forstwirten im Bezirk Völkermarkt. „Es macht sprachlos, die massiven Schäden durch die Naturgewalten sehen zu müssen. Binnen Minuten wurde die bäuerliche Arbeit von Jahrzehnten vernichtet. Die Land- und Forstwirtschaft gehört zweifelsfrei zu den von Unwetterereignissen am stärksten betroffenen Sektoren!“, stellte LK Präsident Siegfried Huber fest. Fraktionsübergreifend einig zeigen sich die LK-Vorstandsmitglieder, dass es seitens der öffentlichen Hand nun rasch Hilfe für die schwer getroffenen Betriebe braucht.
Politik jetzt gefordert
Konkret wurden von den Vorstandsmitgliedern Siegfried Huber, Astrid Brunner, Hermann Schluder, Franz Zarfl, (Kärntner Bauernbund), Roman Linder (Freiheitliche und Unabhängige Bauernschaft), Marjan Čik (SJK-Gemeinschaft der Kärntner Bäuerinnen und Bauern) und Franz Matschek (SPÖ Bäuerinnen und Bauern) folgende 4 – einstimmig verabschiedete – Forderungen an Bund und Land für Sofortmaßnahmen formuliert:
- Aufstockung des Katastrophenfonds
Wie von der Bundesregierung angekündigt, braucht es jetzt eine rasche Aufstockung der Mittel des Katastrophenfonds. „Keine Bäuerin und kein Bauer darf jetzt zurückgelassen werden“, so der Tenor des LK-Vorstands. Wer regionale Versorgung ernst meine, müsse die Produzentinnen und Produzenten nun mit entsprechenden Mitteln unterstützen, sind sich die im Vorstand vertretenen Fraktionen einig.
- Aufstockung und Verlängerung des Waldfonds
Mit Nachdruck erneuert der LK-Vorstand auch die in der jüngsten LK-Vollversammlung in Form einer Resolution erhobene Forderung nach Verlängerung und Aufstockung des Waldfonds. Dieser unterstützt – neben anderen Maßnahmen – die Aufarbeitung von Einzelschäden durch Windbruch, die Errichtung von Lagerplätzen nach Schadereignissen und die Wiederaufforstung von zerstörten Wäldern. Die von der Bundesregierung zur Verfügung gestellten Mittel sind jedoch derzeit auf Grund der hohen Schadholzmengen der vergangenen Jahre bereits aufgebraucht. „Es braucht eine unverzügliche Aufstockung und Verlängerung des Waldfonds. Wir dürfen die Waldbauern in dieser Situation nicht alleine lassen. Nur gesunde Wälder bieten Schutz vor Muren, Steinschlag und Lawinen und liefern den Rohstoff Holz, den wir brauchen, um dem Klimawandel die Stirn zu bieten“, so die Vorstandsmitglieder unisono.
- Sonderdotierung zur Instandsetzung des ländlichen Wegenetzes
Muren und Erdrutsche haben im ländlichen Raum sehr viel an Infrastruktur zerstört. Es braucht aber gerade jetzt ein intaktes Wegenetz, um das durch Sturm angefallene Schadholz aus den Wäldern – oder was davon übrig ist – abtransportieren zu können. Um die Wege schnellstmöglich wiederherzustellen und Folgeschäden durch Borkenkäferbefall hintanzuhalten, fordert der LK-Vorstand eine rasche Sonderdotierung aus dem Landesbudget.
- Entgeltfortzahlung für Vollerwerbsbauern im Hilfseinsatz
Die Einsatzorganisationen, allen voran die zahlreichen Feuerwehren im Land, leisteten in den letzten Tagen und Wochen Unglaubliches. In vielen Fällen waren dabei Landwirte im Einsatz, die sich regelmäßig in den Dienst der Allgemeinheit stellen. Gerade Vollerwerbsbauern sind ein wichtiger Faktor bei den freiwilligen Feuerwehren im Land. Fast jeder zweite der über 4.200 Vollerwerbsbauern in Kärnten leistet freiwilligen Dienst bei der Feuerwehr. Diese Landwirte sind meist flexibel verfügbar und stellen oftmals auch eigenes Gerät für Einsätze zur Verfügung. Der LK-Vorstand fordert daher eine längst fällige Regelung zur Entgeltfortzahlung auch für Vollerwerbsbauern, die bei Katastrophen bzw. Großschadensereignissen im Einsatz sind. Diese soll sich an der Entgeltfortzahlung für Angestellte und den damit einhergehenden Ersatzansprüchen der Arbeitgeber orientieren.
„Die Bäuerinnen und Bauern wurden von den jüngsten Unwetterereignissen besonders getroffen. Sie haben aber eine Schlüsselfunktion in der regionalen Versorgung. Es liegt deshalb in der Verantwortung der Politik, Hilfsmaßnahmen zu beschließen und umzusetzen. Rasches Handeln ist das Gebot der Stunde“, lautet abschließend die zentrale Botschaft des Vorstands der LK Kärnten an die Politik in Bund und Land.