Hermagor - Kletzenbirne als Presidio aufgenommen


Kletzenbirne als Presidio aufgenommen

Nach dem Lesachtaler Brot gibt es im Gailtal jetzt ein zweites Slow Food „Presidio“: die Kletzenbirne. Diese wird als regionales, „handwerkliches“ Lebensmittel geschützt und unterstützt. Dahinter steht Nischen-, Bio- und Slow Food Bauer Leopold Feichtinger aus Kraß bei Hermagor.

Alleine der Gedanke an Kletzennudeln, übergossen mit Butterschmalz lässt einen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die Fülle dieser traditionellen Kärntner Süßspeise ist die Kletzenbirne, diese wurde kürzlich im Zuge des Slow Food-Grenzenlos Marktes bei Schloss Möderndorf zum ersten grenzüberschreitenden Slow Food Presidio erhoben, also zu einem besonders schützens- und unterstützenswerten regionalen Lebensmittel. 2018 schon wurde das Lesachtaler Brot zum ersten Kärntner Slow Food-Presidio erklärt. Diese im Verschwinden begriffene regionale Brotbacktradition wurde quasi „unter Schutz“ gestellt. Seitdem hat sie wieder an Bekanntheit gewonnen und wird weithin geschätzt. Ähnliches hat der Gailtaler Initiator Leopold Feichtinger auch mit der Kletzenbirne im Sinn.

Über 20 Sorten im Gailtal

Wie ist der Bio-Landwirt, der mit Frau Ulrike Petschacher einen kleinen Bio-Betrieb mit Krainer Steinschafen bewirtschaftet, auf die Birne gekommen? Als Quereinsteiger hat er gesehen, dass es rund um Hermagor alte Streuobstwiesen gibt, von denen einige nicht mehr bewirtschaftet waren. Einige davon pachtete er und beweidet sie mit seinen Schafen. Die alten Birnbäume beschäftigten den „zugrasten“ Oberösterreicher, vor allem, dass es wenige Sorten gibt, die zum Kletzen-bereiten geeignet sind und auch nur wenige Leute, die solche Birnen anbieten. Viele der alten Kletzenbirn-Bäume sind schon verschwunden, da sie den Besitzern lästig waren oder diese den Wert der alten Sorten nicht erkannt haben. Professionell wurde sein Interesse an den Birnen nach dem Kontakt mit dem BOKU-Diplomanten Phillip Bodner aus Osttirol, der für seine Diplomarbeit über 20 verschiedene Sorten an Kletzenbirnen im Gailtal identifizierte. Zusammen haben die beiden eine Baumschule gegründet, mit dem Ziel diese Bäume über Veredelung wieder zu vermehren. Mit an Bord beim ersten internationalen Presidio ist auch der italienische Slow Food-Produzent Luigi Faleschini, der in einem Pflanzgarten in Friaul ebenfalls diese Birnensorten weiterzüchtet. In Oberitalien haben die Kletzenbirnen ebenfalls eine lange Tradition, die auf ihre Wiederbelebung wartet.

Mitmachen erwünscht

Das Slow Food-Presidio „Kletzenbirne“ ist offen, so Bodner. Jeder, der am Erhalt dieser Obstsorte interessiert ist könne mitmachen und die Früchte unter dem Presidio Logo vermarkten. Als weiteren Schritt für den Erhalt der Gailtaler Kletzenbirne will Feichtinger einen Obstbauverein gründen, der zwei Pflanzgärten betreibt. Geplant ist auch die Errichtung einer Dörranlage, wo „Kletzenbauern“ ihre Früchte Lohndörren lassen können. Seine Birnen vermarktet Feichtinger aktuell ab Hof, über den Slow Food Greisler Herwig Ertl oder das Biohotel Daberer in St. Daniel. Derzeit wird noch ausprobiert, was mit den Dörrfrüchten kulinarisch alles möglich ist. In der Adventszeit vermarkten Leopold und Ulrike schon ihr beliebtes Kletzenbrot, unterm Jahr wird Kletzenjoghurt oder Konfekt gemacht. „Wir sind am Experimentieren und überlegen uns ‚moderne‘ Ideen“, meint Feichtinger, der auch als Bio-Kontrollor arbeitet und mit der Kletzenbirne eine Nische gefunden hat.


Weitere Bilder:
20 verschiedene Sorten Kletzenbirnen gibt es im Gailtal. Diese werden nun als Slow Food Presidio geschützt und gefördert.
20 verschiedene Sorten Kletzenbirnen gibt es im Gailtal. Diese werden nun als Slow Food Presidio geschützt und gefördert.

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