Spittal: Interview mit Bgm. Gerhard Köfer - Interview mit Bgm. Gerhard Köfer


„Prestigeprojekte wird es nicht geben“

Am 31. März wurde Gerhard Köfer zum vierten Mal als Bürgermeister der Stadtgemeinde Spittal angelobt. Der OVT bat ihn zum Interview.

 

Harald Angerer: Spittal hat sie jetzt zum vierten Mal zum Bürgermeister gewählt. Was haben Sie bei diesem Wahlkampf richtig gemacht, was die andere Seite falsch?

Gerhard Köfer: Ich denke, man hat den Respekt gegenüber den eigenen Bürgern vermissen lassen. Was hab ich richtig gemacht? Ich bin acht Jahre nicht im Rathaus gewesen. Wir haben versucht unsere Stärken auszuspielen. Das ist die Wertschätzung, die man den Leuten gibt und das hat sich bezahlt gemacht, unter anderem.

Was wird Gerhard Köfer in der kommenden Gemeinderatsperiode anders machen als Gerhard Pirih?

Wir werden fast alles anders machen. Wir sind darauf gekommen, dass es unzählige Baustellen gibt. Das beginnt bei den Gebäuden, die sehr desolaten Zustand sich befinden, ob „Drautalperle“ oder die Sportstätten. Auch das Rathaus wird offener werden. Wenn man sich die Öffnungszeiten anschaut, gab es bis jetzt Öffnungszeiten von 8 bis 12 Uhr und Nachmittag nichts mehr außer dienstags von 14 bis 16 Uhr. Das ist weder Bürger noch kundenfreundlich. Das wird sich dramatisch verändern. Wir werden die Öffnungszeiten kundenfreundlicher gestalten über Mittag und fas jeden Tag auch Nachmittag und einen Tag in der Woche bis 20 Uhr, damit auch die Berufstätigen sich bei der Gemeine Dinge richten können. Es wird auch eine Umstrukturierung innerhalb des Hauses selber geben, bei den Entscheidungen wollen wir schneller werden. Dann gilt schon Finanzierungsformen für die Sanierung der Straßen zu finden. Ich trete mit 3,2 Mio Euro Schulden an, das muss man erst einmal verarbeiten in einem Gesamtbudget von 60 Mio Euro. Das ist sicher eine Herausforderung. Die Straßensanierungen sind unumgänglich, das gesamte Gemeindegebiet ist in Wahrheit zerstört. Im Bereich der Infrastruktur ist vieles zu tun. 

Corona reißt ein Loch in das Budget, das wird eine herausfordernde Zeit. Worin besteht die Herausforderung der nächsten Jahre.

Dass es das Spiel der freien Kräfte offenbar geben wird. D. h. es gibt zwei starke Blöcke im Gemeinderat, das Team Kärnten und als zweiter gleich starker Block die SPÖ. Da wird man schauen, wie man sich untereinander verständigen kann, ob Wahlsprüche „Wir müssen das für die Bürger machen“ nach der Wahl auch noch gelten. Ich habe dabei aber keine Bedenken, ich weiß, was mich erwartet und muss eben schauen, dass die Zukunft der Stadt dementsprechend jetzt vorbereitet wird. Aber dass wir hier wünschenswerte Prestigeprojekte bauen, das glaube ich nicht. Das wird die Phase werden, wo man notwendiges umsetzen muss. Es gibt aber Wunschprojekte, wie z. B. das Ärztezentrum, das ist sicher möglich. Ein „Corona-Happy End“ hätte ich gerne, dass es wieder ein Stadtfest gibt, das man als solches benennt und welches es die Spittaler selber gestalten. Wir haben Jugendgruppen, Vereine, Sportvereine - die Kommune soll sich präsentieren können. 

Was möchten sie den 48,6 % der Spittaler sagen, die Sie nicht gewählt haben?

Das war die Entscheidung zwischen dem System, das vorher war und dem was wir vorgeschlagen haben. Ich bin jetzt versucht, Bgm für alle zu sein, wenn sie das wollen. Ich habe Respekt davor, dass überhaupt so viele zur Wahl gegangen sind. Vielleicht sind das die Wähler von morgen. Es kann sein, dass bei der nächsten Wahl dann viel mehr so wählen werden.

Wodurch zeichnet sich ihr Gemeinderats-Team aus?

Das Team steht fest. Wir haben mit Willi Koch den ersten Vizebürgermeister und zehn Gemeinderäte. Das Team ist für mich das Beste, das ich je hatte in dieser Form. Seine Kompetenz zeichnet es aus. Wir decken jeden Bereich ab, der in der Stadt notwendig ist – von der Wirtschaft über soziales, etc.

Das Team Kärnten stellt jetzt in vier Gemeinden den Bürgermeister, darunter auch in der Landeshauptstadt. Hat Gerhard Köfer jetzt in Klagenfurt etwas mitzureden?

Naja, ich bin der Parteiobmann, das lässt sich nicht trennen. Wobei meine Einflussnahme auf Klagenfurt eher sehr bescheiden ist, da Christian Scheider selber bereits Bürgermeister war und sehr wohl weiß, was er zu tun hat und was er nicht will. Dem brauchst keine Ratschläge geben. Aber wir sind ein Team und reden natürlich darüber, wenn es Koalitionen oder Vereinbarungen gibt. Aber im Großen und Ganzen muss er schauen, dass er sein Team führt und dabei habe ich ein gutes Gefühl.

Mit „Spittaler in Not“ stehen sie auch hinter einer privaten Sozialinitiative.

Spittaler in Not läuft seit 21 Jahren ununterbrochen und ist in Oberkärnten die größte private soziale Initiative mit einem Vorstand aus honorigen Spittalern – und dieses wird es weiter geben. Wenn es wieder erlaubt wird, wollen wir wieder etwas machen. Z. B. die „Super Nacht der 70er“ im Schloss Porcia, wo dann der Erlös an Spittalern in Not zur Verfügung gestellt wird. Das ist schon ganz cool.

Sie sind sehr jung in die Politik – Ist es ein Höhepunkt ihrer Laufbahn, dass sie als längst amtierender Bürgermeister nochmals in eine Amtsperiode gehen dürfen?

Nach acht Jahren, das war ein sehr riskantes Unternehmen. Ich wüsste jetzt niemanden, der nach acht Jahren wieder antritt und auch gewählt wird. Das war eher ungewöhnlich. Wir hatten zwar 20 Leute auf der Liste, aber das Ergebnis mit zehn Gemeinderäten ist schon sensationell.

Wer hat hier gewonnen, das Team Kärnten oder Gerhard Köfer?

Das Team Kärnten natürlich, ich war nur dabei. Das Team Kärnten ist einfach ein Kind von mir, das ich großgezogen habe und das Schwierigkeiten hatte. Jetzt haben wir die Pubertät überstanden, wir sind zu einem Faktor geworden in Kärnten. Wir haben gezeigt, dass es auch ohne einer Alt-Partei gehen kann.

Persönliches:

Köfer Gerhard (Jahrgang 1961) ist verheiratet mit Evelyn Köfer, hat zwei Kinder Fiona (lebt in Berlin) und Niko (studiert). Köfer ist ausgebildeter Bankkaufmann und Polizist. Als Politiker sitzt er im Landtag, war Nationalrat und Landesrat und ist der längst amtierende Spittaler Bürgermeister. Er war bereits mit 30 im Spittaler Stadtrat, wurde 1997 zum ersten Mal zum Bgm. der Stadtgemeinde gewählt und war damit auch Kärntens jüngster Bgm. Gerhard Köfer ist leidenschaftlicher Hobby-Handwerker und liebt das „Gartln“, hat zwei Hunde und Katzen.

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