Kriminalität - Internetkriminalität ist stark angestiegen


Internetkriminalität ist stark angestiegen

Die Polizei zog Bilanz über das vergangene Jahr 2021. Während die Zahl der Delikte im Vergleich zu 2020 ungefähr gleich blieb, nahm die Gesamtkriminalität auf zehn Jahre gesehen in Kärnten aber ab. Gestiegen ist die polizeiliche Aufklärungsquote. Zum Sorgenkind wurde die Internetkriminalität, allein in Kärnten stieg diese im Vorjahr um über 40 Prozent an.

In Kärnten gingen 2021 rund 21.000 Anzeigen bei der Polizei ein. Damit bewegen sie sich auf dem Vorjahresniveau. Die Gesamtkriminalität sei im Zehn-Jahres-Schnitt sogar deutlich rückläufig (2012 wurden z. B. 29.800 Delikte zur Anzeige gebracht). Erfreut zeigt sich Kärntens oberste Polizistin, Dr. Michaela Kohlweis, über die um 1,5 % gestiegene Aufklärungsquote der Polizei in Kärnten. Diese lag 2021 bei 63,3 %, 15.604 tatverdächtige Personen wurden ausgeforscht und angezeigt. Ähnlich sind die Zahlen für Oberkärnten alleine. Im Bezirk Spittal gab es 2021 1.735 Anzeigen, 6,2 % weniger als 2020. Die Aufklärungsquote betrug 67,1 %, berichtet der Bezirkspolizeikommandant in Spittal, Oberstleutnant Werner Mayer. Einen starken Rückgang der Anzeigen im Vergleich zu 2020 vermeldet der Bezirk Hermagor, die Aufklärungsquote konnte hingegen um 2 % auf 70,5 % erhöht werden, so Chefinspektor Paul Schnabl. Ansonsten gleiche die Bezirksstatistik der des Bundeslandes.

Zunahme an häuslicher Gewalt

In gesamt Kärnten haben Gewaltdelikte um 7,6 % zugenommen (3.462 Anzeigen), wobei bei zwei Drittel ein Bekanntschaftsverhältnis zwischen Täter und Opfer bestand. 941 Delikte fielen unter „Gewalt in der Privatsphäre“, spielten sich also Zuhause ab, hier gab es eine leichte Zunahme. Gesunken sind hingegen Eigentumsdelikte, nämlich um fast 10 % (4.357 Anzeigen). 176 Einbrüche wurden gemeldet. Stark gesunken ist die Anzahl der Taschen- und Trickdiebstähle. 2021 wurden nur 80 Anzeigen gestellt, zehn Jahre zuvor waren es noch über 1.300 Anzeigen. Verstärkt bekämpft hat die Polizei die Suchtmittelkriminalität. Im Vorjahr wurden trotz Corona-Maßnahmen und der damit einhergehenden Verlagerung in den privaten Bereich 2.488 Delikte zur Anzeige gebracht, ein leichtes Minus von 1,5 %.

Deutlich mehr Internetkriminalität

Im Bereich der Internetkriminalität gab es im Vorjahr wieder eine deutliche Steigerung. Kärntenweit wurden 2.179 Internet-Delikte angezeigt, 41 Prozent mehr als im Jahr davor. Im Bezirk Spittal gab es ein Plus von „nur“ 21%, so Werner Mayer, „Tendenz steigend“. Der Anstieg bei Internetkriminalität sei auch für Hermagor erkennbar. „Die Täter agieren hier weltweit, ihre Angriffsszenarien werden immer raffinierter, weiß Dr. Kohlweis. Dieser Bereich werde auch heuer einen Schwerpunkt der kriminalpolizeilichen Arbeit bilden. Die Polizei unterscheidet in ihrer Jahresbilanz zwischen Cybercrime im engeren Sinn (das sind Angriffe auf Daten oder Computersysteme), hier gab es kärntenweit ein Plus von 13,2 %. Im Bereich Internetbetrug wurden 22 % mehr Delikte gemeldet (1.231 Anzeigen), die Erpressung im Internet stieg um ganze 107 % (110 Fälle) und auch die Kinderpornografie habe um 100 % zugenommen (162 Fälle in Kärnten).

Ein Beispiel aus dem Bezirk Hermagor:

Ein 84-jähriger Pensionist hat bereits 2020 bei einem Anlagebetrug über eine Online-Trading Plattform einen fünfstelligen Eurobetrag verloren. Kürzlich wurde er abermals von Onlinebetrügern kontaktiert und ließ sich durch geschickt konstruierte Falschinformationen und Gewinnversprechen wieder zu Onlineüberweisungen bringen. Seine Kontodaten hat er über WhatsApp bekanntgegeben und insgesamt 19 Überweisungen an verschiedene Banken in Europa getätigt. Der finanzielle Schaden, den der Hermagorer erlitten hat, bewege sich im niedrigen sechsstelligen Bereich, so die bearbeitende Dienststelle Hermagor.

Was man dagegen tun kann

Die Polizei rät nicht auf E-Mails mit erpresserischem Inhalt zu reagieren und keine Zahlungen zu leisten. In den sozialen Medien sollte man eine sichere Privatsphäre-Einstellung wählen, denn je weniger das Profil öffentlich einsehbar ist, desto geringer auch die Wahrscheinlichkeit in das Visier von Kriminellen zu geraten. Auf www.saferinternet.at gibt es einen Leitfaden dazu. Mit dem „Identity Leak Checker“ (http://sec.hpi.de/ilc) kann man prüfen, ob eigene Identitätsdaten oder die E-Mail-Adresse bereits im Internet veröffentlicht wurden. Bei verdächtigen Wahrnehmungen sollte man generell die Polizei verständigen, die Kriminalprävention des LKA steht kostenlos dafür zur Verfügung (Tel. 059133-203750).


Weitere Bilder:
Dr. Michaela Kohlweis. Foto: StudioHorst
Im letzten Jahr sind die Internetdelikte auch in Oberkärnten um rund 21 % gestiegen.

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