Verwaltung - Gender-Leitfaden sorgt für Unmut


Gender-Leitfaden sorgt für Unmut

„Gender-Hammer! Aus für Bauer, Bäcker und Polizist“, schreibt eine Tageszeitung. Nur ein Beispiel auf viele negative Reaktionen des kürzlich von der Kärntner Landesregierung beschlossenen „Leitfaden für gendergerechte Sprache im Amtsgebrauch“. Der Leitfaden diene lediglich zur Orientierung, entgegnete darauf die Initiativengeberin LR Sara Schaar. 

Gut gemeint war es allemal. Im täglichen Sprachgebrauch dominiert das Generische Maskulimun. "Der Bauer", "Der Bäcker"… etc. Dass Sprache unser Denken färbt und Handeln beeinflusst, weiß die Sozialforschung schon lange. Um mehr Gleichheit zwischen den Geschlechtern zu schaffen, wird oft an der Sprache und geschlechtlich gefärbten Begriffen angesetzt. Dies wollte man auf Ebene der Kärntner Landesverwaltung nun mit dem Leitfaden erreichen, der in der letzten Regierungssitzung am 6. Dezember mit den 5 SPÖ-Stimmen von LH Peter Kaiser, den LH-Stv. Beate Prettner, Gaby Schaunig, den Landesräten Sara Schaar und Daniel Fellner „einstimmig“ beschlossen wurde. LR Sebastian Schuschnig ließ sich entschuldigen, zur Abstimmung nicht anwesend war LR Martin Gruber.

Der Leitfaden „Geschlechtergerechte Sprache im Amtsgebrauch“ und das „Einfach.Sichtbar machen Wörterbuch“ sollen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kärntner Landesregierung und den Dienststellen ergehen und für eine Gendergerechte Sprache im Schriftverkehr sorgen. Aus Beamte oder Beamter werden dann „beamtete Person“ oder „Beamt:in“. Statt fachmännisch soll „fachkundig“ verwendet werden, aus Gast wird „Besuchsperson“. Geht es um „diverse“ Geschlechteridentitäten, dann kommt im Schriftverkehr auch der Doppelpunkt als Sonderzeichen dazu: „der:die Beamt:in“

Kein „Bauer“, keine „Bäuerin“

Die Bezeichnung „Bauer“ bzw. „Bäuerin“ wird im Leitfaden durch „landwirtschaftlich Beschäftigter“ ersetzt. Die Landwirtschaftskammer Kärnten protestierte dagegen. Bauern seien keine landwirtschaftlichen Beschäftigten, sondern selbstständig tätige Unternehmer. Der Begriff Bauer, bzw. Bäuerin sei darüber hinaus kulturhistorisch gewachsen und eine identitätsstiftende Bezeichnung. Zumindest der vorgeschlagene Begriff soll aus dem Leitfaden gestrichen werden, so LK-Präsident Siegfried Huber. Der Protest gegen die Umbenennung der bäuerlichen Berufsgruppe wird auch Gegenstand einer Resolution sein, die am 19. Dezember von der Vollversammlung der Landwirtschaftskammer Kärnten beschlossen werden soll.

„Für die Mülltonne“ und „Verhunzung“

Kritik für den Genderleitfaden folgte promt. Für LA Gerhard Köfer (Team Kärnten) sei dieser „für die Mülltonne“. „Haben wir in Kärnten aktuell keine anderen Sorgen als geschlechtergerechte Sprache?“, schreibt dieser in einer Aussendung. „Wenn man den gesamten Sprach- und Schriftgebrauch der Landesregierung und sämtlicher Dienststellen auf das neue Gender-Deutsch umstellen muss, bedeutet das, dass die Landesverwaltung über Wochen mit nichts mehr anderem beschäftigt wäre.“ LR Martin Gruber (ÖVP) verließ während der Abstimmung über den Genderleitfaden den Sitzungssaal, wohl um nicht mitstimmen zu müssen. „Ich glaube, wenn man sich das Wörterbuch anschaut, sind da wirklich haarsträubende Aussagen und Verwendungen von Worten drin. Das ist für mich auch eine Verschlechterung der deutschen Sprache. Teilweise würde ich fast von einer Verhunzung sprechen“, meint Gruber.

"Nur zur Orientierung"

Eingebracht wurde der Antrag von Frauenreferentin LR Sara Schaar. Von einer zwingenden Umsetzung in der Verwaltung war nicht die Rede. „Es ist und bleibt ein Leitfaden, der zur Orientierung dient“, sagte Schaar gegenüber dem ORF Kärnten. Abgesehen von der Lesbarkeit würde die neue Schreibweise keine Auswirkungen auf die Bürger haben. Bescheide würden trotz dieser Schreibweise ihre Rechtsgültigkeit haben, sie wäre kein Grund zur Anfechtung.

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