Hermagor - GailtalMuseum: Treffpunkt der Sprachinsel-Freunde


GailtalMuseum: Treffpunkt der Sprachinsel-Freunde

Von Karl Brunner

Die Sprachinsel Zahre (Sauris) in Friaul mit ihren Vertretern und zwei Preisträger standen diesmal im Mittelpunkt der Sprachinseltage im GailtalMuseum in Möderndorf bei Hermagor. Zahre hat einen ganz besonderen alten mittelhochdeutschen Dialekt bewahrt, die „saurische Sprache“, die „Zahrar Sproche“.

Das idyllisches Bergdorf Sauris (deutsch: Zahre) besteht aus den zwei Teilen Sauris di Sotto/Unterzahre und Sauris di Sopra/Ouberzahre „Sauris di Sotto Dörf“ steht auf der Ortstafel des Dorfes, das nicht nur für seinen Prosciutto bekannt ist. Das Besondere ist die alte Sprache aus dem 13. Jht., es handelt sich um einen deutschen Dialekt, der zur Sprachgruppe der südbairischen Dialekte gehört, weist daher starke Ähnlichkeiten mit dem Tiroler und Kärntner Dialekt auf und wird auch noch gesprochen – neben Friulanisch und Italienisch. Weitere Sprachinseln in Oberitalien sind Plodn (Sappada) und Tischlbong (Timau). Besiedelt wurde das Gebiet im 13. Jht., als die Grafen von Görz sich entschieden, das Gebiet der Bergregionen Karniens urbar zu machen. Die Menschen kamen aus der Gegend des Hochpustertales und des kärntnerischen Lesachtales.

Die Plattform Sprachinselfreunde des Vereins zur Erforschung von Sprache und Name in Österreich (VESNA) hat erstmalig einen Förderpreis für die beste wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Sprachminderheitenforschung ausgeschrieben. Die Plattform möchte damit auf die besonderen Leistungen des wissenschaftlichen Nachwuchses aufmerksam machen und mit einem Anerkennungspreis in Erinnerung an Maria Hornung und Eberhard Kranzmayer, die Gründer des Sprachinselvereins, würdigen. Den Förderpreis erhielt Anna Saller, die Laudatio hielt Dr. Ingeborg Geyer. Geyer, eine sehr bekannte und verdienstvolle Sprachinselforscherin und Dialektlexikographin, freute sich über die neue Sprachinsel-Begegnungsstätte GailtalMuseum und den Aktivitäten der Sprachinselfreunde. Der Anerkennungspreis ging an Stefan Semmelmann, er wurde für sein Werk von Kustos Mag. Siegfried Kogler gewürdigt.

Traditionen bewahren

Preisträgerin Saller hat sich mit der „tun-Periphrase“ in deutschen Sprachminderheiten in Australien, Texas, Russland, Rumänien und Namibia befasst. Semmelmann verfasste die Studie „De Zahre reidet (nou)! (Die Zahre spricht noch), hier geht es um die (Re-)Vitalisierung einer alpinen Minderheitensprache. Beide Sprachminderheiten-Forscher kommen von der Universität Regensburg (Bayern). Viele Studien haben sich bereits mit dem Dialekt, seiner Herkunft sowie mit Leben und Kultur in Zahre befasst. Dennoch wird allseits der Wunsch geäußert, die Bevölkerung von Zahre dazu zu bewegen, weiterhin untereinander im althergebrachten überlieferten Dialekt zu sprechen, was heute aus vielen Gründen nicht so einfach ist. Der Dialekt von Zahre – die Zahrar Sproche - ist ein eigenes sprachliches System (Lucia Protto), sie ist Teil des europäischen kulturellen Erbes (Prof. Ernesto Liesch, Uni Udine), das es zu bewahren gelte. Für Lucia Protto, Kulturschaffende in der Zahre, ist klar, dass die überlieferten Traditionen „die Seele unserer Gemeinschaft“ sind. „Learn de zahrar sproche“, heißt eine neue Publikation von Francesca Cattarin, die vorgestellt wurde. Sie hat sich der Grammatik der „zahrar sproche“ gewidmet, ein Ergebnis jahrelanger Forschungsarbeit, aufbauend auf dem Zahrer Wörterbuch von Prof. Norman Denison und entstanden in Kooperation mit vielen weiteren Sprachforschern sowie Gewährsleuten vor Ort.

Der Kulturverein Zahre sorgte mit dem „Coro Zahre“ für die  stimmungsvolle gesangliche Umrahmung. Ein Kurzfilm stellte Landschaft, Geschichte und Kultur dieses lieblichen Bergdorfes und seiner Bewohner vor. Bezirkshauptmann Dr. Heinz Pansi dankte für die Organisation der Sprachinseltage, zu denen er viele Gäste willkommen heißen konnte, unter ihnen auch Hermagors Bgm. Leopold Astner, Otto Tripp (Gottscheer Landsmannschaft), weiters Gäste aus der nahen Nachbarschaft jenseits der Grenze, unter ihnen Alfredo Sandrini und Raimondo Domenig (Kanaltal). Museums-Kustos Kogler überlegt bereits, im nächsten Jahr den Schwerpunkt bei den Sprachinseltagen auf Sprachminderheiten in Slowenien zu legen.

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