Kirchbach - Erster Almbetrieb ohne Plastik


Erster Almbetrieb ohne Plastik

Die Reisacher Jochalm im Gailtal wird die erste plastikfreie Alm Österreichs. Dafür sorgt der gebürtige Würmlacher Michael Thurner, der in diesem Sommer die Herausforderung annimmt und als Hüttenwirt und Almbewirtschafter nach Alternativen zu Plastikflaschen, Frischhaltefolien, Kunststoff-Strohhalmen und Co. sucht.

Die Reisacher Jochalm (1550 m) liegt am Fuße des Reißkofels in der Gemeinde Kirchbach und ist die einzige der 13 Gailtaler Almen, wo der „Gailtaler Almkäse g. U.“ erzeugt wird und die in der Sonnseite liegt. Rund 180 Kühe aber auch Schafe, Pferde und Schweine werden den Sommer auf der Jochalm verbringen. Dieses Privileg gönnt sich heuer auch der Unternehmer Michael Thurner, ein gebürtiger Würmlacher, der seit vielen Jahren einen Weinhandel im Niederösterreichischen Klosterneuburg betreibt. Thurner hat ein ambitioniertes und lobenswertes Ziel: Er will seinen Almbetrieb komplett ohne die Verwendung von Plastik in all seinen Formen führen und das hört sich nach genauerer Überlegung gar nicht so einfach an. Thurner ist aber fest entschlossen die Jochalm zu Österreichs erster plastikfreier Alm zu machen: „Wenn man die Schönheit der Natur bewahren und den Planeten retten will, müssen wir Schluss machen mit Plastik“. Nicht einfach, denn schon die Einkäufe für die Bewirtschaftung der Alm können nur in größeren Abständen und gut geplant getätigt werden. „Wir werden auf alle Produkte verzichten, die aus Plastik gemacht sind. Keine Plastikflaschen, keine Überverpackungen, sogar unsere Strohhalme sind aus echtem Stroh. Es gibt in Österreich genug innovative Unternehmer, die Alternativen zu Plastikverpackungen herstellen. Wir werden unsere Speisen zum Beispiel in Pergamentpapier oder Bienenwachsfolien einpacken“, überlegt Thurner. Das sei zwar teurer, aber auf diese Art will er 500 bis 800 kg Plastikmüll einsparen und hofft auf möglichst viele Nachahmer.

 Von Singapur auf die Alm

Der künftige Almhalter und Hüttenwirt ist – obwohl beruflich weit herumgekommen - mit der Gailtaler Landwirtschaft eng verbunden. In jungen Jahren wollte der heute 48-Jährige den Bauernhof seiner Eltern übernehmen, besuchte auch die landwirtschaftliche HBLA Ursprung, begriff aber, „dass mit drei Hektar und vier Kühen hier nicht viel zu machen ist“. So entschloss er sich für ein Wirtschaftsstudium in Wien. Mit der landwirtschaftlichen Ausbildung im Gepäck kam er auf den Weinhandel und in diesem Geschäft viel in der Welt herum. In China z. B., schrieb er mit einer chinesischen Kollegin ein Buch über österreichische und deutsche Weine. Er lebte fünf Jahre in Singapur, wo er eine Handelsfirma für Wein und Bio-Säfte betrieb, arbeitete in Chile und hatte gut 30 Mal schon beruflich in Japan zu tun. Nun zieht es ihn zurück in die Gailtaler Berge. Mit vier weiteren Leuten, darunter einem Senner aus dem Lungau und zwei Mädels, die den Hüttenbetrieb übernehmen, wird er die Reisacher Jochalm bewirtschaften und dort nicht nur mit (Plastik-) Verzicht punkten, sondern mit Genuss. Rund 4.000 kg Gailtaler Almkäse werden auf der Jochalm über den Sommer produziert, aber auch Almschotten, Joghurt und Almbutter. „Dass die Jochalm heuer auch über eine herausragende Weinselektion verfügt, versteht sich von selbst“, scherzt Thurner. Der Almauftrieb und damit die Saison beginnt am 5. oder 12. Juni. Ob der Vielgereiste mit der Alm feste Pläne hat? „Wenn es passt, dann kann ich mir vorstellen, es auch länger zu machen“.


Weitere Bilder:
Auf der Reisacher Jochalm am Fuße des Reißkofels hat Plastik heuer nichts zu suchen, wenn es nach dem Betreiber Michael Thurner geht.

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