Stall - Erinnerung an Fercher v. Steinwand


Erinnerung an Fercher v. Steinwand

Der Mölltaler Dichter Johann Kleinfercher (1828 – 1902), der mit Künstlernamen „Fercher von Steinwand“ bekannt geworden ist, ist heute außerhalb des Mölltals weitgehend in Vergessenheit geraten. Aber nicht ganz … In der erneuerten und erweiterten Volksschule in Stall im Mölltal, im nunmehrigen Bildungszentrum, wurde ein kleines Fercher-Museum im neuen Bibliotheksraum integriert.

Fercher zu Ehren war in Steinwand in der Gemeinde Stall eine kleine Volksschule erbaut und 1932 als „Fercher von Steinwand-Gedächtnisschule“ eröffnet worden. Diese Schule ist vor fünf Jahren aufgelassen und inzwischen verkauft worden. Das dort eingerichtete Fercher-Museum bzw. die wenigen Gegenstände wurden somit von Steinwand nach Stall in das nunmehrige neue Bildungszentrum „übersiedelt“.

Immer wieder stößt man auf Spuren des Mölltaler Dichters. In den letzten Jahrzehnten sind mehrere Publikationen zum Leben und Werk des Dichters, u.a. eine Werke-Gesamtausgabe und seinen Briefwechsel erschienen. In Klagenfurt gibt es eine Fercher-Straße und auch in Villach wurde eine Straße nach Fercher von Steinwand benannt. Im Lebensmittelgeschäft in Stall prangt in großer Schrift ein Spruch von Kleinfercher. Und kürzlich war sogar im Reader´s Digest ein kurzes Fercher-Gedicht abgedruckt: „Tritt ins Haus und sei mein Gast, draußen ist es schwüle, gönne deinem Herzen Rast, deinem Scheitel Kühle. Magst du sein von fremdem Blut oder armer Gilde – Blumen trägst du auf dem Hut, und im Auge Milde“.

Bildungszentrum Stall

Margaretha Ebner, als einstige Lehrerin und spätere VS-Direktorin von Rangersdorf, nunmehr in Pension, war 23 Jahre lang an der Volksschule Steinwand tätig. Christian Lederer ist Lehrer am Bildungszentrum Stall, zuvor war er war ebenfalls 20 Jahre an der Fercher von Steinwand-Gedächtnisschule bis zur Auflassung aktiv. Beiden war und ist viel daran gelegen, Fercher von Steinwand als herausragenden Dichter und großen Sohn des Mölltals bekannt zu machen bzw. nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. 1998 war die Dichterstube an der Steinwand-Schule feierlich eingeweiht worden, aus dem spärlichen Nachlass wurden Gegenstände renoviert. Ausstellung und Lesungen sollten den Mölltaler Dichter früher und auch künftig wieder stärker ins Bewusstsein rücken. „Es ist uns wichtig, dass er in der eigenen Gemeinde die Wertigkeit bekommt, die er verdient“, bemühen sich Ebner und Lederer, die Erinnerung an Fercher wach- und hochzuhalten und laden dazu ein, diese herausragende Persönlichkeit näher kennenzulernen. Lederer ist am Bildungszentrum Stall auch für die Bibliothek und damit für den Fercher-Gedenkraum zuständig. Gelegentlich werden hier auch Lesungen durchgeführt.

Fercher kam am 22. März 1828 in Untersteinwand als Sohn einer Magd unter ärmlichen Verhältnissen zur Welt. Not und Armut prägten seinen weiteren Lebensweg, der ihn nach der Pfarrschule in Stall, dem Gymnasium in Klagenfurt und der Universität in Graz schließlich nach Wien führte, wo er über 50 Jahre bleiben sollte. Er fand Unterstützung durch mehrere Gönner und Förderer, wie vor allem durch seinen Landsmann Alois Egger-Möllwald.

Begegnungen

Von Ferchers Persönlichkeit sehr angetan war auch Rudolf Steiner nach einer Begegnung mit ihm. Er hat Fercher hochgeschätzt. Steiner wurde als Publizist und Begründer der Anthroposophie sehr bekannt. Im Gesamtwerk bekannte sich Fercher zur deutschen Klassik und Romantik, seine Gestaltungskraft lag mehr im lyrischen und epischen Ausdruck (Seine Werke: Trauerspiel Dankmar, Gräfin Seelenbrand, Deutsche Klänge aus Österreich, Johannisfeuer, Kosmische Chöre, Epische Gedichte, Kryptofloren, Aphorismen, u.a.m.). Das letzte Mal besuchte Fercher im Sommer 1901 seine alte Mölltaler Heimat, am 7. März 1902 verstarb er in Wien und erhielt dort ein Ehrengrab seitens der Stadtgemeinde. Versöhnlich klingen seine Worte: „Topp, schlag ein!/Der Zwist ist aus, ich bin wieder dein, Du mein!/Es fliehn, es fliehn die Jahre,/Es kommen die grauen Haare;/Grau, scheint´s, müssen wir auf Erden, /Doch nicht grau als Esel werden“.

Karl Brunner

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