Ein symbolisches „Begräbnis“ für die Pasterze


Ein symbolisches „Begräbnis“ für die Pasterze

Es war ein Requiem im übertragenen Sinn, ein „Gletscherbegräbnis“, wenn man so will, bei dem das Eis von Österreichs größtem Gletscher – der Pasterze – symbolisch zu Grabe getragen wurde. Ziel und Zweck der Aktion: Mit Nachdruck auf das rapide Abschmelzen der Gletscher und die Auswirkungen der Klimakrise hinweisen und eine Diskussion darüber anzustoßen.

Die Aufmerksamkeit der Medien war dem Spektakel auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe jedenfalls gewiss, die Bilder ungewöhnlich: Ein Trauerzug, vor dem Sarg aus Gletschereis voranschreitend die hohen kirchlichen Funktionsträger Bischofsvikar Domprobst Engelbert Guggenberger und Pfarrerin Margit Leuthold (in Vertretung von Superintendent Manfred Sauer), begleitet von Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Tourismus und Sport, einer Schar „Anteilnehmender“ und Fotografen. Zum Gletscherbegräbnis „geläutet“ haben die Initiative „Protect Our Winters Austria“ (beschützt unsere Winter) – Wintersportler, die auf die Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam machen wollen, das Referat für Schöpfungsverantwortung der kath. Kirche, die evangelische Kirche Kärnten/Osttirol und die Klima- und Energie Modellregion „Oberes Mölltal“ mit KEM-Managerin Dr. Sabine Seidler.

Debatte über neuen Lebensstil

Der Trauerzug rund um den Sarg aus Gletschereis kam auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe zum Halt, dort wurde das „Requiem“, die Totenmesse gehalten. „Die Pasterze wird früher als gedacht ihre Zunge verlieren und nicht mehr Österreichs größter Gletscher sein. Wir verlieren damit nicht nur eine alpine Naturschönheit“, sagte Engelberg Guggenberger. Es sei auch eine „schmerzliche Linderung der Lebensqualität künftiger Generationen“. Eine neue Debatte darüber, welchen Lebensstil wir in Zukunft brauchen und wollen, sei notwendig. Gehört wurde es jedenfalls von den Vertretern aus der Bundespolitik, die beim „Begräbniszug“ dabei waren: Lukas Hammer von den Grünen und Carina Reiter von der ÖVP. In einer gemeinsamen anschließenden (und wohl von Chat-GPT verfassten) Aussendung zum „Gletscherbegräbnis“ beteuerten Grüne, ÖVP, SPÖ und Neos (die FPÖ war nicht dabei) die notwendigen Klimaschutzmaßnahmen voranbringen zu wollen.

Österreich bis 2075 eisfrei

Bereits im März kam der aktuelle Gletscherbericht des Alpenvereins heraus, der die Lage der Pasterze als „alarmierend“ bezeichnet. Noch nie in der Geschichte des Gletschermessdienstes, die bis 1891 zurückreicht, wurde ein größerer Gletscherschwund gemessen, als im Vorjahr. Die vom Alpenverein beobachteten Gletscher sind im Mittel um 28,7 Meter kürzer geworden. Der größte Gletscherrückgang wurde beim Schlatenkees in Tirol gemessen: 89,5 Meter. Unser Gletscher „vor der Haustüre“ gleich auf Platz 2 der „Verlierer“ büste im Vorjahr im Bereich der Gletscherzunge 87,4 Meter seiner Länge ein und verlor ein Volumen von 14,7 Mio Kubikmeter Eis. Verbildlicht: ein Würfel mit einer Kantenlänge von 245 Metern, also ungefähr die Höhe des Donauturms in Wien. Der Grund für die rapide Gletscherschmelze: Unterdurchschnittliche Schneemengen und eine erneut sehr warme und lange Schmelzperiode, die schon im Mai ansetzt und bis September hineindauert. Aufgrund der klimatischen Veränderungen werden Österreichs Alpen bis 2075 eisfrei sein, eine schon „optimistische“ Einschätzung von den beiden Leitern des ÖAV-Gletschermessdienstes Gerhard Lieb und Andras Kellerer-Pirklbauer im März dieses Jahres.


Weitere Bilder:
Bis vor wenigen Jahren reichte die Gletscherzunge noch bis zu diesem Punkt. Nun muss man schon ein gutes Stück weiter gehen.
Die evangelische Pfarrerin in Lienz Margit Leuthold und Domprobst Engelberg Guggenberger gingen dem „Trauerzug“ um die Pasterze voran. Der „Sarg“ wurde übrigens vom Bildhauer Max Seibald aus Lienz gefertigt.
Die evangelische Pfarrerin in Lienz Margit Leuthold und Domprobst Engelberg Guggenberger gingen dem „Trauerzug“ um die Pasterze voran. Der „Sarg“ wurde übrigens vom Bildhauer Max Seibald aus Lienz gefertigt.

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