Landwirtschaft - Ehre für das Schaf mit „Brille“


Ehre für das Schaf mit „Brille“

 

Von Karl Brunner

Das Kärntner Brillenschaf ist jetzt auch auf einer Postmarke verewigt, auch einen Stempel dazu gibt es. Es ist eine seltene und gefährdete Nutztierrasse. Groß waren und sind die Bemühungen der Züchtergemeinschaft.

Eduard Penker, Geschäftsführer des Schaf- und Ziegenzuchtverbandes Kärnten, freut sich mit allen Funktionären, Brillenschaf-Förderern und -Freunden über diese große Ehre. „Das ist eine große Auszeichnung für alle, die sich um den Erhalt dieser Rasse bemüht haben und weiter bemühen“, weist Penker auf die ambitionierte Züchtergemeinschaft hin. Das weiße, mittelgroße Kärntner Brillenschaf trägt keine Brille. Es hat diesen Namen wegen der dunklen Flecken (Pigmente) um die Augen, die an eine Brille erinnern. Neben der „Brille“ sind auch die meist bis über die Hälfte schwarz gefärbten Ohren charakteristisch. Ansonsten ist ihr Fell weiß, die Wolle ist lang und seidig glänzend. Das Kärntner Brillenschaf geht aus einer Kreuzung des alten Landschafes mit dem Paduaner Seidenschaf und dem italienischen Bergamasker Schaf hervor. Die Rasse war früher in weiten Teilen Österreichs und bis ins bayrische Voralpenland verbreitet, nach dem Weltkrieg sank die Bedeutung der Schafzucht und die Brillenschafe galten als nahezu ausgestorben. Alexander Krobath, begeisteter Brillenschaf-Züchter und -Experte aus St. Paul im Lavanttal weiß, dass das Brillenschaf, früher auch als Seeländer Rasse (im heutigen Slowenien) bezeichnet, zur Zeit des Zweiten Weltkrieges mit seiner Pigmentierung nicht erwünscht war, ein einheitliches weißes Bergschaf war forciert worden. Der Verband mit Geschäftsführer Penker, der aus der Marktgemeinde Lurnfeld kommt, betreut züchterisch insgesamt elf Schafrassen und sechs Ziegenrassen.

Erfolg in Paris

Krobath nahm 2019 als erster Österreicher beim europäischen Schafzüchter-Bewerb in Paris teil und wurde Sieger. Heuer fuhr er als Teamleiter mit zwei Osttiroler Brillenschafzüchtern (Marc Schett und Sabine Reiter) nach Paris, beide sind auch Mitglieder beim Kärntner Schaf- und Ziegenzuchtverband. Schett gewann auf der Schafjungzüchter-Olympiade sensationell den ersten Platz, Sabine Reiter sicherte sich einen Platz im Spitzenfeld. Zur Geschichte: Um 1990 hat man mit der Erhaltungszucht der Brillenschafe mit nur einer Handvoll Tieren begonnen. Diese war intensiv und erfolgreich, die Rasse konnte dadurch bundesweit wieder auf mehr als 250 Zuchtbetriebe und etwa 4.500 Zuchttiere anwachsen. In Südtirol gibt es das dem Kärntner sehr ähnliche Villnößer Brillenschaf. Am robusten und dem alpinen Gelände gut angepassten Brillenschaf schätzt Krobath seine Vielfältigkeit, es kann auf Almen wie auch in den Tallagen gehalten werden. Es sind gute „Landschaftspfleger“. Jedes Tier ist unterschiedlich, keines gleicht dem anderen. “Die Brillenschafe sind zutraulich, genügsam, eine Rasse zum Verlieben“, schwärmt Krobath.

„Soziale“ Tiere

„Die Kärntner Brillenschafe passen zu unserem Konzept eines gesundheitsfördernden Lebensstils, weil sie ein hochwertiges Fleisch haben. Sind die Tiere im Sommer auf der Alm, im Frühjahr und Herbst auf der Weide und werden sie übers Jahr nur mit Heu und Grumet gefüttert, haben sie ein ideales Fettsäuremuster, ähnlich dem Wild. Die Wolle lässt sich sehr gut zu Bettdecken, Hüten oder Teppichen weiterverarbeiten. Das Kärntner Brillenschaf ist für uns besonders ästhetisch“, sagen Andrea Unterguggenberger und Dr. Georg Lexer vom Peintnerhof in Niedergail/Liesing. Die beiden haben auch ein Buch mit einer Erzählung über Brillenschafe für Kinder herausgebracht (Autor: Ernst Müller). Peter Aichholzer aus Möllbrücke schätzt die Briillenschafe ebenfalls sehr. „Eine ruhige Rasse mit guten Muttereigenschaften und angenehm zu halten“. Thomas Rauter vom Goldberg (Dellach im Gailtal) sieht diese Tiere als sehr sozial an, zudem sind sie fettarm. Die Wolle wird zu Wollpellets weiterverarbeitet. Pellets können zum Düngen verwendet werden. An die Bedrohungen des Schafes weist Kulturbautechniker und Nebenerwerbslandwirt DI Hannes Poglitsch hin, der seine Brillenschafe nahe Tallage im Gailtal hält. Er wende sehr viel Zeit und auch Geld für die Errichtung von Wolfszäunen auf. Die Verantwortlichen auf allen politischen Ebenen würden zu wenig für den Schutz des Schafes vor Angriffen der Wölfe machen. Das sei umso verwunderlicher, als die Population des Wolfes von Jahr zu Jahr anwachse, bedauert Poglitsch.

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