Berg - Edles aus der Kastanie


Edles aus der Kastanie

Vor vier Jahren begann sich der Fotograf und freischaffende Künstler Alfons Hannes Pirker aus Berg im Drautal intensiv mit dem Edelkastanienbaum zu beschäftigen. Aus dem Holz dieser Bäume fertigt er in Handarbeit hochpreisige Gebrauchsmöbel, die international sehr begehrt sind. Pirker setzt sich auch sehr dafür ein, dass dieser Baum bei uns wieder Verbreitung findet.

Herbstzeit ist Maronizeit. Gerade jetzt sind die Edelkastanien wieder in aller Munde. Doch nicht nur auf die Früchte, besonders auf das Holz der Edelkastanie (lat. Castanea sativa) hat es Alfons Hannes Pirker abgesehen. Er schafft aus dem feinporigen, seidenglatten Holz der Edelkastanie nachhaltige Alltagsgegenstände mit einer künstlerischen Note. Jedes Möbel ist ein liebevoll gefertigtes Unikat, seine edlen Holzbadewannen viel mehr als nur eine Waschgelegenheit. „Edelkastan“ heißt das Label unter dem er seine Kunstwerke an seine meist internationale Kundschaft bringt (www.edelkastan.at). Diese lassen sich seine Unikate einiges kosten, die er schon auf Messen in Basel, München, Wien und Mailand ausstellte. An die zehn Badewannen und Designer-Tische arbeitet der Künstler aus seinem Rohmaterial heraus- Kastanienbaum-Stämme die aus der Region, aber überwiegend aus Italien bezieht. Dabei handelt es sich Großteils um bereits abgestorbene oder „vom Wind gefällte“ Bäume, die durch Pirker nochmal ein „zweites Leben“ bekommen.

Hervorragendes Möbelholz

„Plastik hat keine positive Ausstrahlung, keine Schwingung, die unser Inneres berührt“, meint Pirker. „Ob ich mich in der Früh an einen warm leuchtenden Tisch aus schönem Holz setze und meine Hände auf diese herrlich griffige Oberfläche lege oder ob ich gleich am Morgen kaltes Plastik sehe und angreife, macht einen riesigen Unterschied – auch wenn er vielleicht nicht gleich bewusst werden mag.“ Das geschliffene Holz der Edelkastanie ist goldbraun und glänzend und hat eine feine, glatte Oberfläche. Es ist außergewöhnlich elastisch, splittert nicht, ist aber dennoch zäh und hart, daher lässt es sich sehr gut bearbeiten. Ein weiterer Vorteil ist seine raumklimatische Anpassungsfähigkeit, es verzieht sich nicht und neigt nicht zur Rissbildung – die ideale Voraussetzung für Möbelstücke. Seine „fettige“ Struktur sorgt dafür, dass Edelkastanie nur minimal quillt oder schwindet. Der hohe Gerbsäuregehalt macht das Holz auch widerstandsfähig gegen Pilz- und Insektenbefall. Daher ist Edelkastanienholz in der Qualität vergleichbar mit hochwertigen Tropenhölzern oder dem begehrten Olivenholz, hat jedoch den Vorteil, dass es ein nachhaltiges, heimisches Holz ist.

Kulturgut Kastanie

Die Befassung mit dem Holz der Edelkastanie bedeutet für den Künstler die Bewahrung von altem wertvollem Kulturgut. Die Ekelkastanie galt früher als Nahrungsquelle und lieferte kalorienreiche, vitaminhaltige Dauernahrung für den Winter, vor allem in den Ländern südlich der Alpen. Von unseren Adventmärkten sind die Maroni oder „Keschtn“ nicht mehr wegzudenken. Als besonders wertvoll gilt das Kastanien-Öl. Aus den Nektar und den Pollen erhält man einen dunkelbrauen Honig mit kräftigem und herbem Geschmack. Außerdem lieferte der Baum Bau- und Brennholz, Stalleinstreu und Futter für Schweine und Rinder. Damit die Edelkastanie weiterhin in unseren Breiten zu bewundern ist, fördert Pirker Projekte wie das jährliche Berger „Keschtnfest“ und diverse Jungbaumpflanzungen. So züchtet er jedes Jahr zirka 500 Edelkastanien-Setzlinge, die er zum kleinen Preis an Interessierte weitergibt. Vor wenigen Jahren wurde auch eine Interessensgemeinschaft gegründet, um die Verbreitung der Edelkastanie im Oberen Drautal voranzubringen.

Text: Mag. Regina Stich


Weitere Bilder:
Alfons Pirker schafft außergewöhnliche Baumstamm-Badewannen und Designertische aus Edelkastanie. Er widmet sich auch der Verbreitung dieser bei uns eher seltenen Baumart. Foto: Pirker
Alfons Pirker schafft außergewöhnliche Baumstamm-Badewannen und Designertische aus Edelkastanie. Er widmet sich auch der Verbreitung dieser bei uns eher seltenen Baumart. Foto: Pirker

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