Landwirtschaft - Durchwachsene Almsaison


Durchwachsene Almsaison

Die Almsaison ist für heuer zu Ende, die meisten Tiere wurden wieder ins Tal abgetrieben. Was Almbewirtschafter und den Kärntner Almwirtschaftsverein besonders beschäftigt, ist die Rückkehr der Wölfe. Heuer wurden mehr als doppelt so viele Nutztiere gerissen als im Vorjahr.

In Kärnten konnten im Vorjahr 123 Nutztierrisse auf den Almen nachweislich Wölfen zugeordnet werden. Heuer gab es eine Steigerung um das Dreifache. Bisher fielen rund 300 Weidetiere, vorwiegend Schafe, den Wölfen zum Opfer, weiß der Geschäftsführer des Kärntner Almwirtschaftsvereins, Josef Brunner. Da die Tiere großteils erst in den letzten Wochen abgetrieben wurden, werden nach und nach vermisste Tiere nachgemeldet. Die Zahl der Vermissten belaufe sich mittlerweile ebenfalls auf rund 300. Die Bilanz der heurigen Almsaison blieb aus diesem Grund eher durchwachsen. „Von der Futtergrundlage war es eine gute Almsaison. Teilweise wurde im Frühjahr sogar früher aufgetrieben als geplant. Auffallend waren heuer die regionalen Unterschiede in der Witterung. Stellenweise war es viel zu trocken“, so Brunner. Positives sei für die kommende Förderperiode zu berichten, die Fördersätze werden steigen. Dies bleibt aber überschattet von dem einen Thema.

Viele hören auf

In Oberkärnten wurde auf 15 Almen zumindest ein Teil der Schafe aufgrund von häufigen Wolfsrissen wieder vorzeitig ins Tal gebracht. Einige Bauern taten dies bereits kurz nach dem Auftrieb. Hotspot der Rissgeschehens war Stall im Mölltal oder am Rottenstein (Gemeinde Steinfeld). Im Tal waren die Schafe zwar vor den Wölfen sicher, sie litten aber stark unter der Hitze, was bei einigen Tieren bis zum Kollaps führte. Außerdem musste in diesen Fällen das Futter für den Winter bereits im Sommer verfüttert werden. Große Unsicherheit unter den Almbauern herrscht nun für die nächste Saison, meint Brunner. „Viele mittlere und kleine Betriebe sagen, dass sie jetzt die Schafhaltung aufgeben werden. Am Hühnsersberg gibt es einen Betrieb, wo von 40 Tieren nur 20 von der Alm zurückgekommen sind. Das ist dann auch verständlich“.

Nachtsichtgeräte und wolfsfreie Zonen

Um die Bejagung von Problemwölfen zu erleichtern wurde in der letzten Sitzung der Landesregierung eine Verordnung beschlossen, die die Bejagung von Wölfen mit Nachtsichtgeräten ermöglicht. Bereits im Juni wurde das Kärntner Jagdgesetz dahingehend geändert. Die Landwirtschaftskammer Kärnten (LK) fordert angesichts der Entwicklungen wolfsfreie Zonen nach Vorbild Schwedens. Weite Teile Schwedens werden laut LK von Wölfen mittels Bejagung freigehalten, damit die traditionelle Rentierhaltung funktionieren kann. Das gleiche müsste für die Almwirtschaft in Kärnten möglich sein. Die Alm- und Weidewirtschaft sei der traditionellen Rentierhaltung ähnlich und werde durch die Alpenkonvention besonders geschützt. Die Alpenkonvention stehe über der FFH-Richtlinie, die dem Wolf seinen Schutzstatus verleiht. Diese müsse geändert werden und entsprechend dem EU-Gleichheitsgrundsatz eine Ausweisung von wolfsfreien Zonen auch im Alpenraum möglich sein, so LK-Präsident Siegfried Huber. Die Resolution soll Anfang November an Vertreter der EU übergeben werden. Weiters sei es im Agrarrat der EU Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig gelungen, den Schutzstatus des Wolfes zum Thema zu machen. Mit den Landwirtschaftsministern von 16 EU-Ländern sprach er sich dafür aus, die 30 Jahre alte FFH-Richtlinie anzupassen.

Keine Abschüsse

Im Rahmen der Kärntner Wolfsverordnung wurden heuer 15 Schadwölfe zum Abschuss freigegeben, dabei handelte es sich um zwölf unterschiedliche Individuen. Einen bestätigten Abschuss gab es heuer nicht. Mutmaßungen von illegalen Wolfsabschüssen machten aber in der Gemeinde Stall die Runde, nachdem ein anonymer Brief an die Behörden erging. Herausgekommen ist dabei bisher noch nichts. Eine aktuelle „Vorübergehende Ausnahme von den Schonvorschriften für den Wolf“ gibt es nach zwei Vergrämungen in den Gemeinden Kleblach-Lind und Stockenboi in zwei definierten zehn-Kilometer-Radien bis 24. Oktober. 


Weitere Bilder:
Vielerorts wurden die Schafe früher ins Tal gebracht. Foto: privat

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