Verkehr - Drautal Straße: Keine Transitstrecke


Drautal Straße: Keine Transitstrecke

Verkehrsinitiativen und Umweltorganisationen befürchten durch den Ausbau der B 100 im oberen Drautal eine Zunahme des Transitverkehrs und fordern deshalb ein klimaschonendes Verkehrskonzept für die Region und ein Fahrverbot von Transit-Lkw.

Auf der B 100 in Oberkärnten und Osttirol hat der schwere Güterverkehr, gemessen an der Zählstelle Sillian, seit 1995 um das Zweieinhalbfache zugenommen. Im Schnitt wurden 512 Lkw pro Tag gezählt, davon 400 Sattelzüge. Der hohe Anteil an internationalen Kennzeichen ließe darauf schließen, dass es sich dabei um Transit-Lkws handle, welche die Drautal Straße und die Pustataler Staatsstraße (SS49) als Transitausweichstrecken verwenden, um die Lkw-Maut auf den Autobahnen zu umgehen. Überdimensionierte Straßenausbauten und –Neubauten, wie aktuell der Sicherheitsausbau in Greifenburg würde das Verkehrsaufkommen weiter erhöhen, sagt ein Zusammenschluss von 27 Verkehrsinitiativen und Umweltorganisationen aus Oberkärnten, Ost- und Südtirol, die gegen diese aufkommende „Transitlawine“ Sturm laufen und ein klimaschonendes Verkehrskonzept für die Region und ein Fahrverbot für Transit-Lkw über 7,5 Tonnen fordern. Kürzlich wurden deshalb in Gemeinden entlang der Strecke, wie Spittal, Lienz oder Toblach, Protestkundgebungen abgehalten. Dabei waren Regionalgruppen von „Fridays for Future“, die „Rad Lobby“ oder die Initiative „Stopp Transit Osttirol“.

Ausbau legt Druck auf Gemeinden

Der Sicherheitsausbau – die Umfahrung – zwischen Greifenburg und Berg wurde erst kürzlich von LH Peter Kaiser und Straßenbaureferent LR Martin Gruber vorgestellt. Derzeit seien laut Positionspapier der Initiativen zehn Neu- und Ausbauten entlang der Strecke B 100/SS49 geplant. „Aber je besser eine Strecke ausgebaut ist, desto eher fahren die Lkws, weil sie immer attraktiver wird“, sagt Verkehrsplaner Dr. Günther Emberger von der TU Wien, der den Initiativen beratend zur Seite steht. Ein gesteigerter Lkw-Verkehr würde wiederum den Druck auf die Gemeinden erhöhen, möglichen Umfahrungsstraßen zuzustimmen. „Die Ortschaften werden hier einzeln gegeneinander ausgespielt. Je weiter die Lückenschlüsse im Drautal gemacht werden, desto größer wird der Druck, z. B. in Lienz oder Silian eine Umfahrung brauchen“, so Emberger. Wenn die Initiativen alleine das Transit-Lkw-Fahrverbot durchbringen, würden laut Emberger ein Drittel bis zur Hälfte weniger Lkws durchs Drautal fahren, was wiederum den Druck von den Gemeinden nehmen würde, die Strecke weiter auszubauen. Emberger plädiert hinsichtlich des „Trockenhafens“ in Fürnitz (Gemeinde Finkenstein), der kommendes Jahr in Betrieb gehen soll, auch für bessere Alternativen, wie die Verlagerung des Güterverkehrs auf der Bahn.

„Sicherheitsausbau irreführend“

Ein Ausbau der Strecke sei trage auch wenig zu einer Erhöhung der Verkehrssicherheit bei, meinte Emberger. Was die Pläne für die Umfahrung Greifenburg betrifft, sei der Begriff „Sicherheitsausbau“ deshalb irreführend. Er glaubt, dass es nach dem Ausbau hier mehr Verkehrsunfälle geben wird, als es aktuell und in den letzten Jahren der Fall war. „In Greifenburg gibt es wenige Unfälle, weil die Fahrzeuge einfach langsamere fahren müssen. Was für Autofahrer unangenehm ist, ist für das Verkehrssystem sicher“, so der Verkehrsplaner. Problematisch wird es, wenn hohe Geschwindigkeiten ins Spiel kommen. „Unfälle passieren dort, wo schnell gefahren wird und das ist vorwiegend dort, wo Straßen ausgebaut werden“. Als Beispiele dafür führt er ausgebaute Teilstücke der B 100 an, wie z. B. auf der Höhe Möllbrücke, wo die Mölltal Straße in die Drautal Straße einmündet, bzw. abzweigt. Gut ersichtlich und nachvollziehbar dargestellt ist diese Sachlage auch auf der Verkehrsunfallkarte des Statistischen Atlas (www.statistik.at/verkehrsunfallkarte), der zeigt, dass Unfälle vorwiegend an „beschleunigten“ Straßenabschnitten passieren.

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