Die Häuser von Mauthen „erzählen“
Von Karl Brunner
Bei einem Spaziergang durch Mauthen kann man viel Geschichtliches erfahren. Seit fünf Jahren zieht der Kulturverein Mauthen mit Obfrau Ilse Durchner hier ein besonderes Projekt durch: Schön gestaltete Haustafeln (Foto) zieren viele Häuser im Ort.
Gemeinsam mit den Bewohnern gestaltet, erzählen diese Tafeln die Geschichte der jeweiligen Häuser, nicht nur in deutscher Sprache, sondern - wegen der Grenznähe und der italienischen Besucher - auch mit der Übersetzung ins Italienische. Die gut lesbare kurze Chronik umfasst jeweils mehrere Sätze bzw. Zeilen, ist somit länger als anderswo üblich, wo die Information meist ganz knapp oft nur auf eine Zeile bzw. Aussage beschränkt ist. Das Projekt in Mauthen wird laufend ergänzt. Über 40 Tafeln sind bereits angebracht, weit über 50 dürften es bald werden, denn das Interesse an den Hauschroniken ist groß. Man erfährt über die einstigen (wechselnden) Besitzer, über Persönlichkeiten, die darin gewohnt haben und über die Wirtschaftsstruktur, die vielen unterschiedlichen und vielfach schon ausgestorbenen Handwerke und Gewerbe, die es früher in diesem Ort gegeben hat. Ebenso findet auch Soziales und Kulturelles Erwähnung. Bedeutung und Selbständigkeit des Ortes, sein vielfältiges, buntes Leben lassen sich erahnen.
Große Vergangenheit
Viele Geschichten waren den derzeitigen Hausbesitzern unbekannt und mussten erst - durch Nachforschungen u.a. von Renate Putz und Dr. Erich Lamprecht - recherchiert werden, wie Durchner sagt. Die Übersetzung ins Italienische machte Annarita Busato. Die Tafeln bestehen aus der Grundplatte aus Nirosta; darauf bzw. vorne ist das Acrylglas angebracht, worauf die Texte mit UV-Druck gedruckt sind. Montage und auch Wartung führt Leopold Durchner durch.
Chronik-Beispiele: Am umfangreich sanierten „Haus Gressel“ liest man, dass hier nicht nur das Gemeindeamt war, sondern im Lauf der Zeit auch Schule, Feuerwehr, Gasthaus, Gendarmerie (mit Kerker) und Friseur untergebracht waren. Jetzt ist es Planungsbüro und Physiotherapiezentrum. Im „Haus Hofer“ (heute Wohnort von Künstlerin Herta Hofer) wohnte früher der verdienstvolle Medizinalrat Sprengelarzt Dr. Heinrich Koban, Alpenvereinsfunktionär, Skipionier, Hobbyarchäologe.
Im „Haus Nischelwitzer“ wohnte einst der Reichsrat Oswald Nischelwitzer, von dem es auch ein Denkmal in Mauthen gibt. Seine Bemühungen galten insbesondere der Gailregulierung und dem Ausbau der Gailbergstraße.
Im „Haus Klaus-Steinwender“ wohnten Bäcker, Müller, Lebzelter. Anton Klaus war Bürgermeister der damaligen Gemeinde Mauthen. Hier gab es später ein Geschäft, Bäckerei und Konditorei. Hier wohnte auch Alfons Klaus, er war kulturell aktiv und Ortschronist aus Leidenschaft.
Kultur und Geschichte bewusst machen …
… diese pflegen und weitertragen, diese Aufgabe gab und gibt sich der Kulturverein Mauthen. Zahllose Initiativen setzt der 1958 gegründete Kulturverein, um den Interessierten ein vielfältiges kulturelles, geschichtliches und gemeinschaftliches Angebot, etwa durch Lesungen, Vorträge, Veranstaltungen, Kulturfahrten, usw., zu ermöglichen. Die Vergangenheit erforschen und bekanntmachen, dazu hat Dr. Erich Lamprecht in den letzten Jahren in unzähligen Stunden und mühevollen Recherchen als Autor und Hobbyhistoriker die „Geschichte von Mauthen“ (zwei Bände) für den Kulturverein erforscht und dokumentiert. Zuvor schon hat er den Kulturverein mit Schriften über die Wallfahrts- und Filialkirche Maria Schnee ob Mauthen und die „lokale“ Franzosenzeit „beschenkt“. „Wir sind stolz auf unsere Vergangenheit, sie soll uns auch Mut für die Zukunft machen“, wünscht sich Obfrau Ilse Durchner. Sie ist seit 2016 Obfrau des Vereins, die Funktion hat sie von Monika Klaus übernommen.