Mörtschach - Die Erinnerung an die Wölfe ist noch lebendig


Die Erinnerung an die Wölfe ist noch lebendig

Eine Prozession zum Andenken an die Vertreibung der Wölfe wird jährlich am Pirkachberg (Gemeinde Mörtschach) abgehalten.

Die Moarskapelle liegt hinter der Ortschaft Pirkachberg auf 1.500 Metern Seehöhe und wurde vor rund 120 Jahren errichtet, aus Dank für die Vertreibung der Wölfe aus dem Tal. Damals griff man zu drastischen Mitteln und brannte ein Waldstück nieder, um den Wölfen die Rückzugsmöglichkeit zu nehmen, daraufhin waren sie verschwunden. Seither zog am Ostersonntag, später am Pfingstsonntag jedes Jahr eine Dank-Prozession hinauf zur Moarskapelle. Nur zwei Mal – während der Kriegsjahre - sei diese Prozession ausgefallen, erzählt Schafbauer Gottfried Rießlegger, während er an der Kapelle auf die herankommenden Prozessionsteilnehmer wartet, um als ehemaliger Religionslehrer dort die Andacht zu halten. „Die Leute gehen mit, weil ihnen das wichtig ist. In unserer Kulturlandschaft hat man den Wolf nicht vergessen hat“, sagt Rießlegger. Dass das Thema jemals wieder so präsent sein könne, hätte er sich nie einfallen lassen.

Kulturgut in Gefahr

In den 1950er Jahren habe er zum ersten Mal mit seinem Vater an der Kapelle gesessen. Beim Almauftrieb führt der Weg daran vorbei. An seinem Betrieb am Pirkachberg hält er 25 Mutterschafe, mit den Lämmern insgesamt 45 Stück, die er heuer wieder auf diese Alm treiben wird. Die Schafe seien im Mölltal immer von Bedeutung gewesen, die Schafhaltung ist ein „wertvolles Kulturgut unserer Heimat“, das man sich durch die vermehrten Wolfsrisse auch in Zukunft nicht verbrämen lassen möchte. Ein Miteinander von Almwirtschaft und Wolf sei für ihn nicht möglich, alleine der Begriff „Herdenschutz“ mache ihn „grantig“, was man auch versteht, wenn man einen Blick auf die steilen Hänge wirft. Erstmals an der Prozession teilgenommen hat auch erstmals der Obmann des Almwirtschaftsvereins Kärnten, Josef Obweger. „Einige sagen, wir haben nur verlernt mit dem Wolf zu leben. Dass es aber nie gegangen ist, zeigt diese Tradition ganz deutlich“, so Obweger.

Geschichten noch bekannt

In der Nachbarschaft erinnert man sich noch an Geschichten über die Wolfsjagd, die Orte noch bekannt, an denen Wolfsgruben angelegt wurden. Ältere Leute wie Michael Pichler, wissen noch um die Geschichte eines Kindes, das durch einen Wolf zu Tode gekommen sei. Ein Marterl habe bis vor 40, 50 Jahren noch daran erinnert. Ob man in der Ortschaft Angst vor dem Wolf hat? „Respekt hat man! Du siehst ja wohl, was überall los ist, wenn kein Vieh mehr aufgetrieben werden kann. Den Wolf wollen sie einatun, die Leut` wollen sie vertreiben. Aber wir san alles Standhafte am Berg“, nimmt es Michael Pichler noch mit Humor.


Weitere Bilder:
Almwirtschafsvereins-Obmann Josef Obweger.
Gottfried Rieslegger hält in der Andacht die Erinnerung hoch.

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