Literatur/Lesachtal - Das Lesachtal im Rückspiegel: „G´schichten“ von Anton Rauter


Das Lesachtal im Rückspiegel: „G´schichten“ von Anton Rauter

 „Lesachtaler G´schichten“ heißt das neue Buch von Autor Anton Rauter, das soeben im Verlag des „Oberkärntner Volltreffer“ erschienen ist. Der gebürtige Lesachtaler, der im Burgenland lebt, schildert authentisch und kurzweilig früher erlebte und erzählte Begebenheiten und Situationen. Es sind ganz besondere, auch humorvolle Einblicke und Rückblicke ins Tal und in das einfache, harte und auch gesellige Leben seiner Bewohner. 

Der Untertitel der Neuerscheinung: „Ich werde Pfarrer, da brauche ich nicht zu arbeiten. Und ich werde Gendarm, da brauche ich nicht zu beten“. Das Buch ist auch mit Schwarzweiß-Bildern aus St. Lorenzen und Umgebung (Fotos von Anton Rauter und seinem Bruder Lorenz Rauter) illustriert. Die Grafik auf dem Umschlag stammt von Christian Berger. Im Buchhandel bzw. bei den Verkaufsstellen ist das Buch um 19,90 Euro zu erwerben. Professor Mag. Dr. Anton Rauter (Jg. 1944) stammt aus einer Bergbauernfamilie vom Xaveriberg bei St. Lorenzen im Lesachtal, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte. Heute lebt der Autor in Schützen am Gebirge im Burgenland. Starke Heimatverbundenheit hat er sich immer bewahrt. Einfachheit, Genügsamkeit, ebenso großes Erfahrungswissen und handwerkliches Können sowie die stete Zunahme bzw. Annahme des technischen Fortschrittes im Tal prägten die naturverbundenen Bewohner der bergbäuerlichen Kulturlandschaft des Lesachtals. Aus ihrem reichen Arbeitsleben und den gemeinschaftlichen Zusammenkünften sowie ihrer starken religiös-kirchlichen Verbundenheit ergaben sich Dialoge, viele Begebenheiten und Situationen, die Anton Rauter recherchierte und so treffend festgehalten hat.

Leben am Hof und im Dorf

Er hat vor knapp vierzig Jahren bereits „Lesachtaler Geschichten“, damals in Mundart, veröffentlicht. Ein weiterer Band mit Lesachtaler Geschichten folgte dann vor über 20 Jahren, ebenfalls in Mundart. Diesmal sind seine Geschichten in Hochdeutsch gehalten und sind so naturgemäß einem breiteren Publikum zugänglich. Rauters lebhafte Schilderungen geben Einblicke in Alltagsverrichtungen, in das Leben am Bauernhof und am Dorf. Viehhüten, Stallarbeit, Kirchgang, Beten, Kochen, Essen, Arztbesuch, Holzarbeit, Wilderei, Postautofahren, Bräuche, Hofübernahme, Streitereien, Streiche, Späße… um all dies und noch mehr, auch um Geisterglauben, ranken sich die G´schichten, die viel Wortwitz und Situationskomik enthalten, aber auch Besinnliches zur Sprache bringen. Es sind mündlich überlieferte Lebensgeschichten (gewissermaßen „oral history“) und Episoden, die Rauter damals eingefangen hat. Die schwer arbeitenden Bergbauern und Talbewohnern hier mögen bekanntlich keine lange Reden, sie neigen eher dazu, wortkarg zu sein. Übrigens, der Autor ist nach wie vor forschend und schreibend in seiner neuen Heimat im Burgenland unterwegs.

Rasanter Wandel

Rauter schreibt eingangs im Buch „wie sich die Welt verändert hat“, vergleicht seine Jugendzeit mit der heutigen Welt und macht damit die riesigen Veränderungen gerade ab der Mitte des 20. Jahrhundert bis heute deutlich, allein schon an den Beispielen Kleidung, Wohnkomfort, Essen oder auch bei der Sprache („…die Jungen sprechen Neusprech und smsen, whatsappen, instagramen, facebooken. Die Jungen und Alten sprechen kaum miteinander, ihnen hat es die gemeinsame Sprache verschlagen“, so Rauter). Fernsehen habe es damals auch gegeben, allerdings nur „durchs Fernglas“, erzählt der Autor launig. Auch mit seinem Geburtsdatum (20. September 1944) befasst er sich im Buch („Rauter: Wann bist du geboren?“). Denn es war einmal kurz strittig, ob es der 20. oder 21. September war. Als er im ersten Jahr im Gymnasium in Tanzenberg gefragt wurde, antwortete er am 21., doch laut Geburtsurkunde war es der 20., diese Ungenauigkeit wurde ihm angekreidet. Später zuhause fragte er bei seiner Mutter nach, die sagte, der Tag der Geburt sei jedenfalls ein Donnerstag gewesen, weil es zu Mittag Tiroler Knödel zum Essen gab, diese wurden immer nur donnerstags gemacht. Schließlich sorgte ein Kalender für endgültige Aufklärung, demzufolge war der 21. September ein Donnerstag. Die Geburtsurkunde hatte ihn und somit offiziell einen Tag älter gemacht, warum, wusste niemand genau. Ein Vorwort (das ich beisteuern durfte), einstige Wetterregeln und eine kurze zeitkritische Betrachtung zum Thema (Un-)Zufriedenheit runden das 145 Seiten starke Buch ab.

Karl Brunner

Zum Autor:

Anton Rauter wurde am 20. Sept. 1944 als sechstes von neun Kindern am Xaveriberg (damals Gemeinde St. Lorenzen im Lesachtal), geboren. Volksschulbesuch, dann folgten Gymnasium in Tanzenberg, Bundesheer, Erziehertätigkeit in Wien, Maturantenlehrgang in Eisenstadt. Weitere Stationen: Volks-und Hauptschullehrer in Pamhagen und Purbach, ab 1979 Unterricht an der Übungsvolksschule der Pädak in Eisenstadt, nebenbei Studium der Pädagogik und Volkskunde an der Uni Wien. Abschluss der Studien 1988 mit Mag. phil. und Dr. phil. Bis 2003 (Pensionierung) unterrichtete er an der Pädagogischen Akademie in Eisenstadt Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften. Seit 1971 wohnt er in Schützen am Gebirge (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) mit Gattin Ilse. Zwei Söhne, eine Schwiegertochter und zwei Enkelkinder gehören zur Familie. Seine Hobbys sind die Erforschung und Beschreibung lokaler Geschichte(n), Fotografieren und Golfspielen.


Weitere Bilder:
Die „Lesachtaler G´schichten“ sind im Verlag des Osttiroler Boten erschienen und ab sofort direkt und bei ausgewählten Verkaufsstellen „entlang der Gail“ erhältlich.
Vom Xavienberg ist man im Winter oft mit dem Schlitten zur Schule gefahren. Beliebt waren die Rodelrennen, dabei wurde auf den „Schrepfa“ – den letzten Platz – gespechtelt. Ein Kranz Braunschweiger war beliebter als der Pokal.
Dem Pfarrer war am liebsten, wenn die Buben nach Tanzenberg gingen „Pfarrer lernen“. Anton Rauter ist der zweite von rechts, stehend.

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