Brummis treffen sich im Drautal
Der „Brummi-Club Oberes Drautal“ richtet kommendes Wochenende (Samstag, 30 Juli, ab 13 Uhr) wieder nach zweijähriger Pause sein „Brummi-Treffen“ am Firmengelänge von Wolfgang Krenn in Berg aus. Seit 2016 ist Daniel Glantschnig aus Kleblach-Lind Obmann des Brummi-Clubs, er folgte damit Hermann Wuggenig aus Berg nach. Gegründet wurde der Club von Dyonis Dezordo, Gerold Aichholzer und Meinrad Adam, die damals alle im Fernverkehr unterwegs waren. Der Club hatte damals an die 250 Mitglieder. Seit 20 Jahren arbeitet der neue Vereinsobmann bereits am Lkw und fährt schon lange bei der Firma Oberdrautaler Transporte. Der Beruf des Lkw-Fahrers ist für den gelernten Maschinenschlosser ein Beruf mit vielen Seiten – herausfordernden und auch schönen.
Der Brummi-Club veranstaltet heuer schon das 20. Brummi-Fest. Worum geht es dabei?
Wir Lkw-Fahrer können hier unsere Erfahrungen austauschen. Viele Fahrer kennt man vom Vorüberfahren, man gibt sich Lichtsignale und redet kurz im Funk ein paar Worte. Man sieht immer wieder die gleichen Lkws mit den gleichen Fahrern, es ist wie eine Szene. Und beim Brummi Treffen kann eine gebeutelte Branche, die keiner haben will aber jeder braucht, sich ein bisschen feiern und austauschen. Die letzten beiden Jahre waren ohnehin hart.
Was meinen Sie damit?
Als Lkw-Fahrer verbringe ich unter der Woche auch meine Freizeit im Lkw und in Zeiten von Corona ist alles zugesperrt gewesen, sogar die Toiletten auf den Autobahnen. Das war eine schwierige Zeit. Außerdem wurden die Straßen zugemacht, wir Lkw-Fahrer standen bei den Kontrollen, die es wieder gab, in langen Kolonnen im Stau. Auf der anderen Seite wurden viele Vorschriften außer Kraft gesetzt, sodass wir Samstag, Sonntag fahren konnten, weil sie Angst hatten, dass die Lieferketten unterbrochen werden. Gefahren wurde bis auf die letzte Möglichkeit. Hier haben auch ganz viele Fahrer aufgehört, deshalb haben wir in Österreich an die 20.000 Lkw-Fahrer zu wenig.
Was motiviert Sie dennoch am Lkw fahren?
Weil ich ein bisschen ein Verrückter bin. Du bist in einer Szene drin und dir taugt das, wenn du einen schönen Lkw hast. Ich fahre einen Scania mit 520 PS und V8-Motor, der mittlerweile fast schon eine Million Kilometer drauf hat und habe auch viele Lichter aufgebaut, von denen ich auch schon wieder einige hab abnehmen müssen. Es ist wie eine Sucht. Dir muss der Job gefallen. Es ist nicht alles schlecht, gewisse Sachen muss man hinnehmen.
Als Lkw-Fahrer erlebt man bestimmt einiges.
Ich bin unterwegs in ganz Europa – von Mittelitalien über die Schweiz, Deutschland, Holland bis nach Skandinavien. Besonders gut gefällt mir Schweden. Als Lkw-Fahrer ist man dort sehr viel wert. Die Schweden haben mehr Verständnis für Lkw-Fahrer. Dort ist man überlange Transporte mit drei Anhängern und 60 Tonnen Gesamtgewicht gewöhnt, weil das Land eben groß ist und die Fahrer lange Strecken zurücklegen müssen. Bei uns meinen viele, der ist langsam und hält den Verkehr auf. Da macht man nicht immer nur positive Erfahrungen mit den Autofahrern. Dabei beliefern wir die Wirtschaft. Jeder, der bei Amazon bestellt braucht den Lkw. Man darf nicht immer den Lkw-Fahrer als großes Böses betrachten, sondern sehen, der könnte auch mein Zeug bringen.
Was wünschen Sie sich von den Autofahrern?
„Etwas mehr Respekt“.
Es ist ein vielschichtiger Beruf.
Ja, man muss immer am Ball bleiben. Wir haben alle fünf Jahre Kurse über Ladungssicherung, Tacho usw., auch die Tauglichkeit muss man regelmäßig nachweisen. Das gibt es kaum in einem anderen Beruf. Sicher sind viele Fahrer nur angelernte Hilfskräfte, aber nach 20 Jahren weiß ich was ich mache. Wir sind Fahrpersonal, Ladepersonal, sichern die Ladung und machen teilweise auch Büroarbeit. Lohn und Arbeitszeiten sind ein anderes Thema. Und derzeit spüren wir ganz deutlich die Konkurrenz aus dem Osten.
Was würden Sie jetzt jemanden sagen, der sich für den Beruf interessiert?
Einfach probieren! Wer es nicht probiert, weiß nicht, wie es ist. Ich habe schon viele Einschuler mitgehabt, die erst mit dem langen Fortbleiben zurechtkommen mussten. Man darf sich nicht davor scheuen einige Tage fort oder im Ausland zu sein. Ein Maurer auf Dekade ist auch oft zehn Tage nicht daheim. Im Gegenzug erlebst du viele schöne Sachen. Wenn ich in Skandinavien bin, gibt mir das was. In Schweden gibt es zum Beispiel eine Burg mit einer wunderbaren Aussicht. Jedes Mal bleibe ich nach Fahrtende dort stehen und schau mir die Gegend an. Oder am Ammersee gehe ich nach Feierabend in den Biergarten und freu mich auf einen Schweinsbraten. Das ist das Schöne, das wir haben. Natürlich, wenn der Tacho sagt, du musst Pause machen, dann stehst du schon einmal, wo du gerade bist. Das war früher ein bisschen einfacher. Es ist aber ein schöner Beruf, wenn man die Herausforderung annehmen will.
Wie funktioniert das Familienleben?
Über Facebook zeige ich ihnen, wo ich gerade bin. Das ganze Wochenende ist natürlich Familie angesagt. Und manchmal habe ich meine Jungs schon mitgenommen. Das ist immer ein besonderes Erlebnis.
Was erwartet uns jetzt beim Brummi-Treffen in Berg?
Los geht es gegen Mittag, wir erwarten an die 80 Lkw aus der Umgebung aber auch von weiter her. Ab 14 Uhr ist eine Sternfahrt geplant. Danach kommen wir am Krenn-Gelände wieder zusammen, man kann sich die Lkw ansehen und auch mit den Fahrern tratschen. Es gibt ein Bierkistensteigen und wie jedes Jahr einen Wettbewerb im Schneeketten legen. Hier gibt es eine Meisterschaft und einen Wanderpokal, der letzte ging nach Villach. Es gibt Musik - wir machen uns einen lockeren Nachmittag.