Baufachmann mit viel praktischer Erfahrung
Ernst Pizzato (Jhrg.) ist dem Pfusch auf der Spur. Neben seiner selbstständigen Arbeit als Bausachverständiger steht er dem „Pfusch am Bau“-Aufdecker Günther Nussbaum und seinem Netzwerk „Bauherrenhilfe“ beratend zur Seite. Seine Erfahrungen hat der HTL-Hochbauingenieur auf vielen Baustellen gesammelt. Von heimischen Handwerksbetrieben weiß er aber viel Gutes zu berichten.
Sein Büro hat der gebürtige Kötschacher recht unauffällig in seinem Haus nahe an der Ortseinfahrt in in Richtung Laas eingerichtet, er hat es gekauft und man sieht gleich, dass der Hochbauer gerne selbst Hand anlegt. „Design & Technik“ heißt sein Ingenieurbüro. Pizzato ist ein selbstständiger Bausachverständiger, der viel Praxiserfahrung im Bau mitbringt. „Ich war 20 Jahre im Holzbau, arbeite gerne mit Holz“. Nach seiner HTL-Ausbildung wollte er die Arbeit auf der Baustelle kennenlernen, mitanpacken und das Baugewerbe von Grund auf kennenlernen. Wie es sich herausstellte, kein so einfaches Unterfangen für einen HTL-Abgänger – er war überqualifiziert, sagten die Firmen. Auf Baustellen in Deutschland arbeite er sich schließlich zum Polier hoch. Später als Produktmanager bei einem großen deutschen Schalungsbauer habe er bereits sehr viel mit Baumängeln zu tun gehabt, erzählt Pizzato, der zurück im Gailtal bei der Firma Buchacher Holzleimbau im Vertrieb und als „Mädchen für alles“ tätig war. Als die Firma in Konkurs ging und die Produktion von der Firma Hasslacher fortgeführt wurde entschied er sich für den Schritt in die Selbstständigkeit.
„Das ist keine Show“
Mit seiner Expertise schaffte es der Kötschacher sogar in die ATV-Bauseifenoper „Pfusch am Bau“, worin der Moderator und Bausachverständige Günther Nussbaum mit seiner Kamera feuchten Kellern und Baufehlern auf der Spur ist und vor dem so manche ausführende Firmen schon mal nervös werden. „Pfusch am Bau“ läuft übrigens bereits seit zehn Jahren, aktuell in der 17. Staffel und ist ein Quotenhit auf ATV. Dem Moderator Günther Nussbaumer, der auch Dachdeckermeister ist, steht Pizzato über das Netzwerk „Bauherrenhilfe“ beratend zur Seite und war auch bei den Dreharbeiten im Hintergrund mit dabei, sogar einmal kurz „on air“. „Ich bin lieber hinter der Kamera“, meint Pizzato, der seiner Meinung nach als Präsident der Kötschach-Mauthener Faschingsgilde genug im Rampenlicht steht. „Im Prinzip werden hier Fälle gezeigt, mit denen ich es auch immer wieder zu tun habe. Das ist keine Show. Im Fernsehen, besonders im amerikanischen, wird vieles überspitzt gezeigt. Aus einem Riss in der Wand wird gleich eine Schlucht. Aber bei uns ist das nicht so, das sind wirklich originale Fälle.“ Es gibt Mängel, aber auch vermeintliche Mängel, „hier muss man schon aufklären und unabhängig bleiben. Nicht alles was als Mangel angesehen ist, ist auch ein Mangel“, weiß Pizzato. „Aber es gibt Firmen, die einfach keine Ahnung von den haben, was sie tun. Es gibt Gebäudereiniger, die Baudienstleistungen anbieten – ohne entsprechenden Gewerbeschein, wie ein Baumeister“.
Für Firmen die Hand ins Feuer
Ein Bausachverständiger kann in der Planungsphase helfen aber auch in der ausführenden Phase, dass keine Mängel entstehen. „Wenn Mängel offensichtlich werden, wird es wirklich teuer“, weiß der Experte, der seine Kunden auch beim Hauskauf oder –verkauf hilfreich beraten kann. Hier gibt es einiges zu beachten. „Die meisten glauben, sie haben Ahnung, weil sie aus dem Handwerk kommen. Aber wehe, wenn etwas vergessen wird.“ Er kennt viele Geschichten von Baufehlern, auch von professionellen Firmen. „Das Problem ist heute, man will natürlich so billig wie möglich bauen. Wobei viele sagen, dass die beauftragten Firmen auch ihre Leistungen bringen müssen. Aber auch hier sollte man ganz genau auf die Verträge schauen. Es kommt auf die Gesamtheit an. Wenn Hauskäufer oder Bauherren nicht genau wissen, worauf sie achten müssen, tappen sie schon mal in die Falle. Es ist z. B. bei vielen Fertighausherstellern der Fall – bei seriösen nicht – dass sie Leistungen nicht angeben, die sie im Nachhinein teuer verrechnen. Für Generalunternehmer gilt das Gleiche.“ IN Oberkärnten gibt es im Bau noch sehr viel Regionalität, auch die Wertschöpfung bleibt so in der Region. Das habe auch den Vorteil, dass man die regionalen Firmen bei der Hand hat. „Die können sich Pfusch nicht wirklich leisten, sie haben dann sofort das schlechte Reden, deshalb strengen sich die heimischen Firmen auch an. Ich kann da für jede Firma bei uns im Umkreis von 50 Kilometer die Hand ins Feuer legen, dass die wirklich bemüht sind, kann aber nicht garantieren, dass die nichts falsch machen.“ Das hänge auch von den jeweiligen Mitarbeitern ab. Die Frage im Falle eines Falles sei: „Wie geht die Firma dann mit dieser Geschichte um?“ Hier sei mit „unseren“ Firmen, die man greifbar hat, besser zu verhandeln, als „mit irgendeiner Firma, die von weiß Gott wo herkommt“.
Faschingsgilden-Chef
Im Rampenlicht steht der Hochbauingenieur gerne in der „närrischen Zeit“. Seit Herbst 2018 ist Ernst Pizzato Chef der Kötschach-Mauthner Faschingsgilde und er bedauert natürlich, dass durch die Pandemie dieses Jahr der Faschingsgruß „Bussi Bussi – Lei Lei“ kaum zu hören war. Aber eine Faschingszeitung haben die Narren dennoch herausgebracht und auch am Programm für das kommende Jahr wird schon fleißig gearbeitet. „Jetzt werden Sachen gesammelt und über das Jahr reifen die Gags und Dialoge“, freut sich der Faschingspräsident auf eine hoffentlich entspannte und wieder gut besuchte Faschingszeit. Dazwischen nimmt sich der Vater von zwei erwachsenen Töchtern und Ehemann von Helga Pizzato, die `s Biachakastl in Kötschach betreibt, noch die Zeit das vor wenigen Jahren erworbenes Eigenheim auf Vordermann zu bringen. Entspannung für den Baufachmann, der gerne mit dem Kopf aber auch mit den Händen arbeitet.