Hermagor - Arnold Ronachers Leben und Schaffen


Arnold Ronachers Leben und Schaffen

Er war Lehrer, Hauptschuldirektor, Mundartdichter, Literat, Sänger, Chorleiter und Bergsteiger: der Gailtaler Arnold Ronacher (1921 – 2019) aus Khünburg bei Hermagor. Sein Leben und Wirken wird in einem neuen Buch gewürdigt.

Ein Mann mit starkem Charakter und Willen und vielen außergewöhnlichen Fähigkeiten, einer, der nie aufgab und stets das Positive im Leben suchte. Ein begeisterter, geradliniger und sehr geschichtskundiger Gailtaler und Kärntner, eine faszinierende Persönlichkeit. Vor zwei Jahren ist Ronacher im hohen Alter von 98 Jahren verstorben. Sein Sohn, der bekannte Architekt DI Dr. Herwig Ronacher (Jg. 1955), hat anlässlich des 100. Geburtstages, den sein Vater heuer gefeiert hätte, eine Biografie herausgegeben. Das übersichtlich gegliederte Buch trägt den Titel „Arnold Ronacher. Leben und Auszüge aus dem Werk des Kärntner Mundartdichters“ (Verlag Heyn). Der erste Teil des 272 Seiten starken Buches schildert die einzelnen Abschnitte seines außerordentlich bewegten Lebens, der zweite würdigt das unglaublich reichhaltige Schaffen des Dichters, das insgesamt 20 Bücher (in Mundart, Lyrik und Prosa) umfasst. Daraus werden jeweils Kostproben wiedergegeben. Das Buch wurde auch mit einem Hörbuch ergänzt. Mehrere Gedichte, auch von Arnold Ronacher selbst vorgetragen, und Lieder des Hörbuchs sind dazu verschiedenen Tonträgern entnommen worden.Für die Lebensgeschichte seines Vaters konnte der Sohn neben den Büchern auf viele persönliche Aufzeichnungen und Autobiografisches zurückgreifen.

Achtung vor der Natur

Herwig sieht vier Aspekte, die seinem Vater und Vorbild halfen, die Schicksalsschläge und schwierigen Zeiten von Krieg, Armut und Leid zu meistern: neben dem Elternhaus mit den liebevollen Eltern waren es Willensstärke sowie (Selbst-)Disziplin und Ordnung. Vor allem habe er an einen höheren Sinn der Schöpfung, ja an Gott geglaubt, schreibt er. Seine große Achtung vor der Natur und der Schöpfung fand im Bergsteigen seine Erfüllung und in der Dichtung seinen Ausdruck. Ja, die Berge waren seine große Leidenschaft. Am Ende des Lebens hatte er so an die 3.100 Gipfel erklommen. Neben den weiten Regionen der Hohen Tauern und darüber hinaus sowie den Bergen „vor der Haustüre“ in Kärnten (z.B. 20 Mal am Großen Hafner) und Tirol lockten ihn vor allem die Westalpen, aber Bergfahrten machte er auch nach Korsika, nach Norwegen und Ladakh (Westtibet), wo er einige Fünftausender und einen Sechstausender bestieg. Das Bergsteigen machte auch seinen Kopf frei für das Schreiben und Dichten.

Das erste Buch war „Von der Anizn bis zen Zepin“ (1978). Zu den Büchern kamen auch viele Zeitschriften-Beiträge, Liedertexte, Schauspiele und Hörspiele dazu, darunter auch die 1993 uraufgeführte „Gailtaler Weihnacht“ (vertont von Günther Mittergradenegger und Reinhard Kühr). So lauten die Titel einiger seiner Werke: In Gailtal obn, Durchgreitert und ausgeklaubt, Zimmer frei, Lausbüablan, Die Gail entlang, Du bist das Land, Aus der Schule geplaudert, 100 Sager, Da Kärntnar Struwwelpeater, Max und Moritz auf Kärntnerisch, Vier Wände, Auf hohen Wegen, Echo der Berge u.a. m. Heiterkeit und Humor kommen in den vielen Gedichten ebenfalls zum Ausdruck.

Zeitzeugnis

Arnold Ronacher wurde in Villach geboren, ist in Khünburg aufgewachsen und besuchte nach entbehrungsreicher Jugend die Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt. Im Krieg (1940- 45) – auch diese schreckliche Zeit tagebuchartig festgehalten - wurde er schwer verwundet (teilgelähmter Arm), von 1946 bis 1955 war er Lehrer im Liesertal, wo er seine Frau Serafine (Heirat 1950) kennenlernte. 1955 erfolgte die Übersiedlung in die Gailtaler Heimat. Er war Chorleiter des MGV Erika, später Gauchorleiter und Gauchorobmann. Ab 1965 war er Hauptschuldirektor in Hermagor bis zur Pensionierung im Jahr 1981. Es war ein Leben, „das trotz seiner Dramatik als geglückt bezeichnet werden kann“, schreibt Sohn Herwig. Das Buch will Ronachers Werk auch für die Nachwelt am Leben erhalten, gibt auch ein Zeitzeugnis mit vielen Lebensweisheiten, versteht sich auch als Mahnung zu Respekt, Frieden und Gemeinsamkeit. Es schließt mit einem „Rückblick“ von Arnold Ronacher ab, gleichsam ein „Nachwort“ zum Nachdenken. Darin plädiert der Dichter zu Zufriedenheit und Neidlosigkeit sowie zu Selbstvertrauen als Weg zum Glück. „Suche nicht nach fremden Werten, bleibe dir stets selber treu, folge deinen eig´nen Fährten! Nur Zufriedenheit macht frei!“ Bei einem Passionssingen in Klagenfurt 1995 trug er sein Gedicht „Gethsemane (Ich dank dir Herr“) vor, das so beginnt: „Ich dank´ Dir Herr für alle schönen Tage, die Du mir all die Jahre hast beschert…“. Am Schluss liest man: „…Wir müssen alle erst durch Gethsemane, eh uns zuteil wird die Zufriedenheit“.

Karl Brunner

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