Mauthen - Arbeiten in großen Höhen


Ohne Gerüst, ohne Kran

Ing. Simon Wurzer, ein gebürtige Mauthner, führt die Alpinschule „Go Vertical“ (gemeinsam mit Hannes Lexer). Die Dienstleistung „Industrieklettern“ bietet er selbständig als eigene Firma unter „Go Vertical Höhenarbeit“ an. Die Firma mit Sitz in Mauthen besteht seit 15 Jahren.

Wurzer hatte schon vor mehr als 25 Jahren sein großes Interesse am Alpinismus entdeckt. Durch Freunde animiert, ging der Natur- und Bergfreund viele Touren und entwickelte sich durch Kurse weiter. Im Jahr 2000 machte die Ausbildung zum Canyoningführer und Skilehrer, danach folgten der Sportklettertrainer und der Berg- und Skiführer. Er ist Industriekletterer und damit auch in schwindelerregenden Höhen beruflich unterwegs. Was ist gemeint mit Industrieklettern? Es geht um Höhenarbeit. Seilarbeiter, die man auch Industriekletterer nennt, weil sie an hoch gelegenen, schwer zugänglichen Orten unter Anwendung von Seilzugangstechniken Arbeiten verrichten, die anders nicht durchführbar wären, außer mit sehr hohem Material- oder Kosteneinsatz. Etwas seltener sind Industriekletterer in Schächten unterwegs, wo sie einmal nicht oben, sondern drunten in der Tiefe arbeiten müssen.

Sicherheit hat Priorität

Die Höhenarbeiter bzw. Seilzugangstechniker haben im Arbeitseinsatz zwei Seile, das Halteseil und das Auffangseil. Die persönlichen Schutzmaßnahmen gegen Abstürze sind wesentlich, auf gesichertes Arbeiten wird selbstverständlich größter Wert gelegt und dabei auch allen erforderlichen Sicherheitsvorschriften und Normen entsprochen. „Alle Mitarbeiter müssen eigene Industriekletterkurse absolvieren, die sogenannte Redundanz ist für uns ein wichtiges Thema, nämlich immer zweimal abgesichert zu sein. Die Sicherheit steht für uns ganz vorne“, sagt Wurzer. Er verweist mit großer Wertschätzung auf sein starkes, handwerklich begabtes Team, das schnell, sicher und sehr flexibel auf den Baustellen in mehreren Bundesländern arbeitet. An etlichen Baustellen, an schwer zugänglichen Objekten, konnten sie sich viel Know-how aneignen, bzw. dieses erweitern. „Wir bemühen uns, Kundenwünsche bestmöglich umzusetzen und führen auch schwierigste und außergewöhnlichste Arbeiten am Seil durch“, so der erfahrene Firmenchef.

Auf Handymasten... 

Welche Arbeiten werden durchgeführt? Die Höhenarbeiter bewegen sich beispielsweise am Handymast, auf Silos oder an Strommasten. Sensorentausch auf einem Windmessmasten, Austausch von Bauteilen auf Handymasten, Fensterputzen am Seil auf Fassaden, Baumabtrag von oben, Felsräumarbeiten beispielsweise bei den ÖBB  - hier werden steile Böschungen von Strauchwerk befreit, außerdem wird loses Gesteinsmaterial an Felsen neben der Bahnstrecke entfernt. Alle Tätigkeiten finden am Seil statt. Hauptsächlich fallen diese von Frühjahr bis Herbst an.

„Go-Vertical“ versteht sich auch als Klettersteigbaufirma. Sie errichtet und saniert Klettersteige professionell, dabei geht es von der Planung über den Bau bis zu Wartung und Vermarktung, alles erfolgt dabei nach den vorgeschriebenen Sicherheitsvorschriften und Ö-Normen. Gerade auch bei Felsräumungen ist Planung und ein Sicherheitskonzept sehr wichtig. Die Firma arbeitet für große Auftraggeber wie ÖBB, Thermen, Liftbetreiber, Tourismusverbände und Privatpersonen. Es wird auch bei Baumrodungen mittels Seiltechnik gearbeitet, also ohne Kranwagen und bei den Fensterreinigungen ohne Gerüste. Zu den gefährlichsten Tätigkeiten zählen Arbeiten auf Dächern. Hier werden modernste Schutzvorrichtungen (zusammen mit der Firma Innotech) gegen Abstürze montiert bzw. verkauft und überprüft.

Hohe Flexibilität

Auch Weiterbildung ist für Wurzer und sein Team wesentlich. Alle zwei Jahre gibt es eine spezielle Fortbildung, zudem kommen die Anweisungen vom Auftraggeber. „Wir müssen je nach Auftrag und Szenario flexibel und improvisierend arbeiten“, erklärt Wurzer. Die Aufträge sind sehr unterschiedlich, sie können mehrere Monate dauern, andere sind in wenigen Tagen erledigt.

Wurzer hatte nach der VS Mauthen und HS Kötschach die HTL in Villach besucht. Seine Gattin Julia ist selbständige Physiotherapeutin. Zusammen haben sie die Kinder Matthias und Romeo. „Meine Arbeit macht mir stets eine sehr große Freude!“, betont er. Das glaubt man ihm auch gerne, wenn man seine - ideal dazupassenden und einander ergänzenden - Hobbys erfährt. Zu diesen zählt er Skitouren, Mountainbiken, Klettern, Bergsteigen. Ein sympathisches Motto hält der „Go Vertical“-Chef für sehr wichtig: Immer am Boden bleiben!

Karl Brunner

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