Lesachtal - Als der Strom nach St. Lorenzen kam


Ältestes Lesachtaler E-Werk

Von Karl Brunner

Im wasserreichen Lesachtal sind längst mehrere moderne Kleinkraftwerke in Betrieb. Ein besonderes E-Werk, noch im originalen Baustil erhalten, steht im Radegundgraben zwischen St. Lorenzen und Wiesen, nahe dem berühmten Radegund-Kirchlein. Es ist wohl das älteste E-Werk im Tal, das vor über hundert Jahren – 1921 –eröffnet wurde.

Alle Bewohner von St. Lorenzen (einschließlich Xaveriberg, Rossbach und Wiesen) wurden über Jahrzehnte mit Gleichstrom von der „Lorag“ versorgt, also den einheimischen E-Werk-Betreibern (wohl eine Genossenschaft) - so nannte man später auch das E-Werk wohl in Anlehnung an die Namen Kelag, Tiwag, usw. Die Leistung war mit 13 Kilowattstunden nicht groß, eine 20 PS-Maschine war im Einsatz, immerhin. Vor allem ging es um die Versorgung mit Licht, eigene Masten wurden aufgestellt und führten zu den Ortschaften bzw. Häusern. Die Kelag kam erst in den späten 1950er Jahren ins Lesachtal und nach St. Lorenzen, es wurden seither immer weniger „Lorag“-Strombezieher, da auch die Leistung für immer mehr Maschinen nicht gegeben war. Stromschwankungen gab es öfters, wie sich ältere St. Lorenzner erinnern können. Das Licht ging mitunter aus. Es wurde vom Wärter auch durch Ein- und Ausschaltung signalisiert, wenn wieder einmal dringend Strom zu sparen war (etwa weil an einer Stelle wieder jemand viel Strom benötigt hat).

Kraftwerk erhalten

Immer mehr Bewohner nutzten auch hier den Kelag-Strom. Wohl gab es noch über eine längere Zeit sieben „Lorag“-Strombezieher und seit über zehn Jahren betreiben das revitalisierte, modernisierte und viel leistungsstärkere Werk (nun 42 kWh) nur mehr drei Familien bzw. Gesellschafter, also Manfred Guggenberger, Lorenz und Christoph Wilhelmer und Christian Kircher. Obmann und Wärter der nunmehrigen „Elektrogemeinschaft St. Lorenzen“ ist Manfred Guggenberger. „Ich wollte das Kraftwerk erhalten, an dessen Gründung mein auch mein Großvater Sebastian mitgewirkt hat wie wohl viele andere Lorenzner ebenso“, sagt Manfred und weist auf viele notwendige Investitionen (wie neue Durchströmturbine, Wechselstrom, usw.) hin, die durchgeführt wurden, sodass seither die Oemag den Ökostrom abnimmt und ins Netz einspeist. Die Chance, saubere Energie zu erzeugen. Ein weiterer Grund zur Erhaltung des alten E-Werks ist für Guggenberger sein großes technisches Interesse.

Viel Wartung

Neben dem Kraftwerk beim Radegundbach befindet sich die einst aktive jahrhundertealte Hackl-Schmiede. Der Schmied Franz Hackl hatte das Baugeschehen um 1921 mitorganisiert bzw. geleitet. Die Schmiede war wohl auch das erste Haus, das „Lorag“-Strom bezogen hat. Weitere Kraftwerkswärter nach Hackl waren Johann Obernosterer („elektrischer Hansl“, im Kraftwerksgebäude ist auch eine Wärter-Wohnung), Franz Oberguggenberger, der Schmied Hans Tabernig (von der Hackl-Schmiede) war 35 Jahre lang (ab 1960) Wärter, später folgten Lorenz Wilhelmer und auch Anton Kircher. Anders als heute gab es früher auch in normalen Zeiten großen Wartungsaufwand. Lehrer Hans Tabernig, der gleichnamige Sohn des einstigen Wärters, erinnert sich gerne daran, als er bei seinem Vater mitgeholfen hat, um das Werk stets in Schuss zu halten, so musste außer der Maschinenwartung u.a. auch das Zuleitungsgerinne gerichtet werden, Schotter war wegzuschaufeln und immer neu das Laub vom Rechen entfernt werden. Walter Kubin erwähnt, dass die „Lorag“-Leitungen entlang der Masten teilweise niedrig hängend verliefen, sodass beispielsweise bei kirchlichen Prozessionen mit den großen Kirchenfahnen diese dort eigens gesenkt werden mussten, um unter der Stromleitung durchgehen zu können. Kurz erwähnt sei hier, dass der heute größte Energieversorger Kärntens, die Kelag bzw. deren Vorgängergesellschaft, die Käwag (Kärntner Wasserkraftwerke-Aktiengesellschaft), 1923 gegründet wurde. Diese hatte die allgemeine Stromversorgung im Land sicherzustellen, so wurden alle Anstrengungen unternommen, um „Licht und Kraft bis ins letzte Bergdorf“ zu bringen. Nach dem Netzausbau bis Ende der 1950er Jahre trat dort der Kraftwerksbau in den Vordergrund. Der Energiepionier Anton Klauss stattete Kötschach bereits 1886 mit elektrischem Licht aus (die Fam. Klauss ist seither und nun in der 5. Generation im Dienst der Naturstromproduktion). In Hermagor war 1912 die Genehmigung für ein E-Werk erteilt worden. Kärntenweit werden heute 380 Kleinwasserkraftwerke angegeben.

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