Spittal - 48 Tage ohne Lohn: BPW Spittal setzt sichtbares Zeichen


48 Tage ohne Lohn: BPW Spittal setzt sichtbares Zeichen

Der Equal Pay Day fiel in Kärnten heuer auf den 17. Februar. Spittaler Business-Frauen setzten mit Aktionen in Spittal und Millstatt ein sichtbares Zeichen gegen Einkommens-Ungleichheit.

Die Mitgliedsfrauen des BPW Spittal setzten heuer anlässlich des Equal Pay Days zwei starke, sichtbare Zeichen: Mit Info-Material sprachen Sie in Spittal am Hauptplatz und in Millstatt vor dem Cafè San Daniele Frauen an, um auf den sogenannten “Gender Pay Gap” - also den Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen – aufmerksam zu machen. Während der österreichweite Equal Pay Day auf den 15. Februar fiel, ist es in Kärnten der 17. Februar. Mit einem Glas Sekt stießen die Frauen gemeinsam an, um zu “feiern”, dass sie ab diesem Datum auch etwas verdienen.

Teilzeit ist kein Argument

Das internationale Frauennetzwerk BPW – Business and Professional Women – berechnet seit 2009 den Equal Pay Day für Österreich. Dieser internationale Aktionstag für die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern in Vollbeschäftigung fiel heuer in Kärnten auf den 17. Februar 2022. Das entspricht 13,2 Prozent, oder aber 48 Tage, die Kärntner Frauen arbeiten, ohne dafür Lohn zu erhalten. “Die Lohnschere resultiert aus dem Vergleich von ganzjährig vollbeschäftigten Frauen und Männern aus den Bereichen Arbeiter*innen, Angestellte, Vertragsbedienstete und Beamt*innen. Teilzeit ist also kein Argument! Doch nicht nur beim Erwerbseinkommen verlieren Frauen deutlich: Auch bei Arbeitslosengeld, Vermögen, Erbschaften und vor allem bei der Pension sind sie statistisch gesehen stark benachteiligt”, so BPW Spittal-Präsidentin Sonja Anglberger.

Scheitern an Rahmenbedingungen

Das oft genannte Argument, dass Frauen weniger in Teilzeit arbeiten sollten, scheitert oftmals an den Rahmenbedingungen. Frauen stehen an erster Stelle, wenn es um Karenzzeit, Pflegefreistellung und die Pflege von Angehörigen im Alter geht. Doch ist z.B. das Kinderbetreuungsangebot, gerade am Land, längst nicht ausreichend. Vergleicht man die Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen in den Bundesländern, lässt sich ein Zusammenhang ablesen: Dort wo es längere Öffnungszeiten gibt, ist auch das Lohngefälle niedriger.

Zu wenig Väter in Karenz

Auch das Thema Karenz spielt eine große Rolle. Frauen erleiden danach oftmals einen Karriere- und Einkommensknick. Nur ein Prozent der Väter gehen länger als sechs Monate in Karenz. “Kein Wunder, denn Branchen, in denen eher Frauen arbeiten, zahlen niedrigere Gehälter als jene, in denen Männer beschäftigt sind und Frauen erreichen auch heute noch seltener Führungspositionen. Wir erwarten uns baldige Maßnahmen, die bezahlte und unbezahlte Arbeit umverteilen und weitere Anreize für Väter in der Kinderbetreuung. Gerade in den Zeiten der Coronakrise sind viele Frauen in die Teilzeitfalle getappt. Wie sollte es auch anders sein? Kinderbetreuung, Homeschooling und Vollzeitbeschäftigung bzw. Karriere zu vereinbaren waren und sind eine Herausforderung, die nicht zu schaffen ist”, so Anglberger weiter.

Armutsfalle Pension

Das vergessene Problem: Weniger Einkommen bedeutet weniger Pension. Die Einkommensdifferenz manifestiert sich vor allem in den Berufsgruppen der Angestellten mit 29,9 Prozent und Arbeiter*innen mit 26,9 Prozent. Das wirkt sich nicht nur auf den Kontostand und die Lebensqualität aus, sondern auch langfristig auf die Pension. Frauen leben zwar länger, die Frage ist allerdings: wovon? Ohne ein finanzielles Vorsorgeprogramm führen die niedrigen Alterspensionen zwangsläufig für viele Frauen in die Altersarmut.

Politik ist gefordert!

Ein weiteres Thema ist die Einkommenstransparenz. Unternehmen, die dauerhaft mehr als 150 Mitarbeiter beschäftigen, stehen in der Pflicht, jährliche Einkommensberichte zu erstellen. Diese sorgen für Lohn-Transparenz zwischen den Mitarbeiter*innen. Klein- und Mittelbetriebe bleiben derzeit dabei außen vor, obwohl sie die größte Gruppe der Arbeitgeber sind. „Das muss von der Regierung nachgebessert werden, um die innerbetriebliche Transparenz flächendeckend herzustellen“, lautet die Forderung des Frauennetzwerks. Auch beim Equal Pay Day 2022 gilt mehr als je zuvor: „Die Politik ist gefordert, Einkommenstransparenz zu schaffen und alle dafür nötigen Daten von Unternehmen einzufordern. Nur so kann die Basis für gerechte Entlohnung geschaffen werden, die weder Frauen noch Männer diskriminiert!“

Leicht gesunken, aber kein Grund zur Freude

Der Gender Pay Gap ist leicht gesunken - ein Grund zur Freude ist er dennoch nicht. “Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, so werden noch unsere Ur-Ur-Urenkelinnen nicht gleichgestellt sein. Es wird also höchste Zeit, sich von den Equal Pay Day-Zahlen aufwecken zu lassen und dafür zu sorgen, dass Gleichstellung tatsächlich gelebt wird und Kinder ‘leistbar’ sind”, fordert der Club.

Internationales Netzwerk

Business & Professional Women ist das größte internationale Netzwerk aus berufstätigen Frauen in mehr als 90 Nationen weltweit. Der Club setzt sich für den Equal Pay Day ein, betreibt Mentorinnen-Programme und die überregionale Online-Reihe #empowermentnow. In Kärnten gibt es mit BPW Spittal und BPW Villach zwei Clubs, die auch in regem Austausch stehen. Mehr Informationen unter spittal@bpw.at oder www.bpw.at.


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Der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen beträgt in Kärnten 13,2 Prozent, oder aber 48 Tage, die Kärntner Frauen arbeiten, ohne dafür Lohn zu erhalten.

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