Hermagor - 101 Jahre und voller Elan


101 Jahre und voller Elan

Er ist ein gebürtiger und begeisterter Vorderberger, Wilhelm Millonigg und ist 101 Jahre alt. Der beliebte und geschätzte Volksschuldirektor i. R. ist fit, kontaktfreudig und zeigt große Lebensfreude.

Man müsse zufrieden sein und solle auch nicht neidig, sagt er. Auch gibt er der Bequemlichkeit nicht nach, wenn er meint: „Alles, was ich allein machen kann, das mache ich selbst“. Seine Gattin, mit der er zwei Kinder hat, verstarb 2016. Als ich ihn antreffe, ist er gerade damit beschäftigt, persönliche Begebenheiten und Episoden sowie Lieder für mehrere Sendungen im Radio Kärnten (für „Noten und Anekdoten“) zusammenzustellen. Seine große Liebe galt stets dem gemeinsamen Singen und der Musik, was ihm auch immer Kraft gegeben hat.  „Ob aus dem deutschen, gleich wie aus dem slowenischen Liedgut, es ist uns eigen, und wenn es klingt, atmet auf, „was man als Kärntner Seele kennt und schätzt“. 1947 gründete er den Gemischten Chor in Vorderberg und wirkte in diversen anderen Chören und Singkreisen als Leiter mit.

Der nunmehrige Gemeindeälteste der Gemeinde St. Stefan im Gailtal ist im Jahr der Kärntner Volksabstimmung, 1920, geboren. Er hat harte Jugendjahre erlebt und rückte 1939 zur Luftwaffe ein. Einsätze in Deutschland, in den Niederlanden, Dänemark und Italien folgten. Auch Gefangenschaften und Verwundungen waren Teil seines bewegten Lebens. Nach den schrecklichen Kriegsdienst-Jahren wurde er Lehrer bzw. Schulleiter und absolvierte den Schuldienst bis 1981 an mehreren Orten, wie Hermagor, St. Stefan/Gail, Bleiberg, Kömmel bei Bleiburg (hier setzte er sich als Schulleiter erfolgreich für den Bau der neuen Volksschule ein) und schließlich in Vorderberg. Als Lehrer an der VS St. Stefan hatten seine Schützlinge im Jahr 1948 erstmals am 1. Österr. Jugendsingen teilgenommen. Auch im Pfarrleben wirkte er engagiert mit und organisierte auch viele Kirchenkonzerte in der Kirche „Maria im Graben“.

Bewegtes Jahrhundert

Sein Jahrhundert habe es in sich gehabt, blickt er auf so viele einschneidende historische Ereignisse zurück und erinnert sich u.a. auch an tragische Schicksale, darunter die Aussiedung slowenischer Familien nach Deutschland oder die Verschleppung vieler Menschen aus Südkärnten nach Jugoslawien. Auch erlebte er selbst viele lebensbedrohliche Situationen und erzählt, dass er unglaublich viel Glück und stets einen Schutzengel gehabe habe.

Die letzten hundert Jahre spiegeln sich in seinem Leben. „Kärntner Abwehrkampf und Volksabstimmung“ – vor über hundert Jahren - sind „Ereignisse, die zur Erinnerung verpflichten und sind auch Zeichen der Mahnung, zugleich Aufforderung zu einem offenen Miteinander, die Brüche und Verfehlungen auf beiden Seiten nicht zu verschweigen, auszusprechen und einzugestehen“, erklärt Millonigg. Denn nur dann könne eine ehrliche Versöhnung gelingen. „Wachsen wir zusammen, rastemo skupai“ – so lautet sein Appell. Tradition und Heimatliebe sind für ihn von zentraler Bedeutung, wenn er bekennt: „Karntn ist mei Guat, mei Hab, ist mein Wiag und mei Grab!“ Millonigg hat sehr viel Freud und Leid erlebt und ist seinem Schicksal sehr dankbar. Er ist einer, der enormes Wissen und Erfahrungen besitzt und Menschen immer verbinden möchte. Erst vor zwei Monaten hat er seinen Führerschein zurückgegeben, freiwillig, er hätte es wegen des (dreistelligen) Alters überhaupt nicht tun müssen, doch folgte er dabei nur seinem eigenen Gefühl.

Karl Brunner

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