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Würden wir heute durch die Brille
einer Schneiderin – denn das war
„Beruf und Berufung“ unserer
Mama – auf ihr Leben sehen und
ein wenig eintauchen in ihr
„Lebenswerk“, würde sich das viel-
leicht so beschreiben lassen:
Begonnen hat dieses „Lebenskunst-
werk“ Gestalt anzunehmen am 22.
Juni 1939. An diesem Tag wurde unsere
Mama als Magdalena Ortner in Klagenfurt ge-
boren. Ihre prägendsten ersten Kindheitserfah-
rungen durfte sie in Außervillgraten machen.
Als Achtjährige erkrankte sie an einer Kinder-
lähmung, welche sie aber unter anderem auch
mit der Hilfe, mit viel gutem Glauben und der
geduldigen Unterstützung ihres Ziehvaters Josef
Senfter erstaunlich gut bewältigte. Als Elfjäh-
rige übersiedelte unsere Mama mit ihrer Mutter
nach Leisach – an jenen Ort, der die meiste
Zeit ihres Lebens zu ihrer Heimat wurde.
Dort hat sie auch nach acht Jahren Schulbil-
dung die Schneiderinnenlehre bei Schneider-
meister Oberwalder absolviert.
Nach Abschluss der Lehre drängte es sie mit
ihrer Freundin Olga in die „große weite
Welt“ zu ziehen. Innsbruck war ihr Ziel. Dort
machte sie erste Erfahrungen in einem Pflege-
heim. In Innsbruck lernte sie auch ihren späte-
ren Ehemann Herbert kennen und lieben.
Ihnen wurden zwischen 1961 und 1966
vier Kinder geschenkt: Herbert, Wolfgang,
Lena – welche leider schon 2005 durch
einen tragischen Unfall verstarb –
und ich.
Mit uns vieren hatte unsere Mama
nun eine neue, herausfordernde,
aber auch erfüllende Aufgabe. Wir
waren lange Zeit das „Herzstück“
um das sich alles drehte. Ihre
ganze Liebe und Sorge, aber auch
ihr Fähigkeit, aus dem Wenigen,
das ihr zur Verfügung stand, genug für alle
zu machen, ermöglichte uns ein schlichtes
und dennoch umsorgtes Großwerden.
Neben ihrem Talent als Schneiderin pflegte
sie auch ihr Können als Köchin.
Nachdem wir Kinder unsere eigenen Wege be-
gonnen hatten zu gehen, konnte sich unsere
Mama wieder etwas mehr um ihre eigenen
Wünsche und Bedürfnisse kümmern. Sie be-
gann, sich kleine „Herzenswünsche“ zu ermög-
lichen – eine Reise auf die Insel Mainau, einen
Urlaub am Meer, Tagesausflüge im Kreise von
Pensionisten, aber auch Ausflüge zu Schieds-
richtertreffen mit unserem Papa gehörten dazu.
Doch das Wohlergehen von Familie, Kindern,
Enkel- und Urenkelkindern gehörte ungebrochen
immer noch zu ihren wichtigsten Anliegen.
Die letzten beiden Jahre verbrachte Mama
wohl umsorgt im WPH Lienz, ehe sich in den
letzten Monaten ihr Gesundheitszustand
zusehends verschlechterte und sie am 9. Juni
2016, nicht einmal ein Jahr nach Papa,
friedlich entschlief.
Für alles was war – Danke!
Edith Lercher
MAGDALENA BEHOUNEK ZUM GEDENKEN
Unsere Mame wurde als ältestes
von fünf Kindern am 3. September
1934 in Kristein geboren. Nach
acht Jahren Volksschule kam sie mit
14 Jahren zum Arbeiten zu einer Fa-
milie in Kartitsch, wo sie zwei Jahre
lang war. Die schönste Zeit ihrer Ju-
gend verbrachte sie in der Landwirt-
schaftsschule in Lienz, wo Rosa eine
umfassende Ausbildung in allen hauswirt-
schaftlichen Tätigkeiten bekam. Vor allem ge-
noss sie den Aufenthalt mit Gleichaltrigen im
Internat. Anschließend war unsere Mame bei
den Brüdern Unterweger in Thal und bei der
Familie Rohracher in Lienz im Haushalt tätig.
1958 lernte Rosa ihren Siegmund
kennen und lieben, im Mai 1960
läuteten die Hochzeitsglocken.
Nacheinander kamen neun Kinder
zur Welt, von denen Margit noch
im Säuglingsalter verstarb.
Ein großer Einschnitt war wohl der
Einzug 1972 ins neu gebaute
Haus, in dem Rosa plötzlich „Ma-
nagerin“ einer 40-Betten-Frühstückspension
wurde.
1996 zog sie dann mit Siegmund in die Alte
Straße ins schöne neue „Auszugshaus“, wo
unsere liebe Mame bis zu ihrem Ableben
ausrasten konnte.
LEBENSLAUF MAME (ROSA SENFTER)