Es regnete unentwegt, der Kristeinbach schwoll bedrohlich an. Im steilen Gelände oberhalb einiger Häuser bildeten sich Risse. Zehn Personen hielten sich – es war am 18. August 1966 – im Wohnhaus Senfter in St. Justina auf. Plötzlich ein wildes Tosen. Feuerwehrmänner mussten mitansehen, wie eine gewaltige Erdlawine mit stürzenden Bäumen über das Hausdach hinwegschoss. Der gezimmerte Oberteil des Hauses wurde teils in den Bach geschleudert, das Parterre zusammengedrückt und verschüttet. Neun Menschenleben waren mit einem Schlag ausgelöscht. Nur der Hausherr überlebte schwer verletzt.
Die dramatische Hochwassersituation bekam Michael Peintinger als Zehnjähriger während eines Urlaubsaufenthaltes hautnah mit. Das Geschehen ließ ihn auch 50 Jahre später noch nicht los. Deshalb arbeitete er es in seiner Erzählung „Abgang“ auf. Das geschieht in spezieller Weise: So sind die vier Tage der Hochwasserereignisse dramaturgisch auf einen reduziert. Tatsächliches wurde mit Erträumten, mit Phantasiegeschichten und der Lust kindlicher Erfindungskraft vermengt, sodass zwischen wahr und unwahr, richtig und falsch, erlebt oder erfunden nicht unterschieden werden kann.
Auch die beschriebenen Personen sind nicht real. Aber sie können als eine Art Abbild von Charakteren der Talbevölkerung verstanden werden.Die Geschichte beginnt damit, dass der Autor als Erwachsener mit einer jungen Einheimischen, zu der er sich sehr hingezogen fühlt, in der Wirtsstube sitzt. Draußen entlädt sich die Schwüle des Tages in heftigem Regen. Sie und die anderen Gäste ahnen nicht, mit welcher
Naturgewalt sich alles dramatisch verändert.
120 Seiten, Format 150 x 225 mm, neu erschienen im Verlag Osttiroler Bote