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Seite 16

02/2019

Gedenken an Barbara „Wette“Aichner

Barbara wurde am 11. Juli

1927 als Kind der Maria Stra-

ganz und des Peter Bulacher in

Lienz geboren. Nachdem ihre

Mutter bald wieder selbst für

ihren Unterhalt sorgen und

eine Dienststelle annehmen

musste, brachte sie die 3

Monate alte Barbara zur Fami-

lie Lukasser „Ploniga“ nach

Assling. Dort wurde sie in die

große Familie aufgenommen

und zeitlebens war sie ihren

Ziehgeschwistern sehr verbunden.

So wie alle Kinder am Hof hat sie bald mitgeholfen bei den

Tieren und der Feldarbeit. Besonders schön war es für sie

immer auf der „Ploniga Hütte“.

Wie zu ihrer Zeit eher unüblich, durfte sie einen Beruf erler-

nen. Beim Abermann in Lienz hat sie ihre Lehrzeit verbracht,

auf ihren Gesellenbrief der Herrenschneiderei durfte sie wirk-

lich stolz sein. Der Schneiderei ist sie viele Jahre treu geblie-

ben. Es gibt viele Menschen, denen Wette in Kindertagen ein

schönes Kleid oder „Kittele“ genäht hat. Sie hat viele Röcke

oder Hosen gekürzt, enger und später dann auch wieder weiter

gemacht.

Im Mai 1955 heiratete Barbara den Johann „Hansl“ Aichner.

Zwischen 1950 und 1955 hatten sie zuvor gemeinsam unter

großen Entbehrungen das Eigenheim in Thal errichtet.

Dem Hansl ist das „nette Gitschele“ schon sehr früh aufgefal-

len, nämlich als er als Jugendlicher in Assling als Tischlerlehr-

ling gearbeitet hat. Die kleine Wette – sie war immerhin 10

Jahre jünger – ist jeden Tag bei seinem Fenster vorbei und in

die Schule gegangen. Da ist dann leider der Krieg dazwischen

gekommen und es hat noch lange gedauert, bis die zwei tat-

sächlich ein Paar werden konnten.

1956 kam dann die erste Tochter Elisabeth zur Welt. Die Freu-

de und das Glück darüber währten allerdings nicht lange.

Wenige Monate nach der Geburt starb Elisabeth an einer

heimtückischen Krankheit. Die Trauer über diesen Verlust, hat

Barbara zeitlebens bei sich getragen.

1957 wurde Anni geboren und 1963 war die Familie dann mit

der Geburt von Maria-Luise komplett.

Was hat ihr Leben ausgemacht? Was hat sie gerne gemacht?

Was hat ihr Freude bereitet? Was wird uns besonders in Erin-

nerung bleiben?

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Sie hat gerne Karten gespielt. Zu Hause aber auch bei der Kar-

ter-Runde im Jugendheim Thal, bei der sie Gründungsmitglied war.



Sie war Gründungsmitglied der Frauenrunde Thal und

langjähriges aktives Mitglied.



Sie hat ihren Garten sehr gemocht.

Auch wenn er mit der Zeit immer kleiner

geworden ist, ein frischer Salat aus dem

Garten und schöne Blumen am Balkon

waren ihr wichtig bis zum Schluss.



Sie hat gut und gerne gekocht. Wor-

an sich Familie, Freunde und Bekannte

besonders gerne erinnern: Milchmuas,

Tirolerknödel, „Aichner Erdäpfel“, Erdäpfelnudeln, Schlipf-

krapfen, „Hasenöhrl“, Vintschgerl-Brote.

Ihr Leben war geprägt von vieler, mitunter auch harter Arbeit

und Sorge um ihre Familie – es hat viel von ihr verlangt. Und

so hat sie auch von den Menschen in ihrem Umfeld viel erwar-

tet. Nicht immer ist es ihr dabei gelungen, die richtigen Worte

zu finden, aber am Ende stand immer ein versöhnliches Wort.

Bis vor wenigen Monaten, durfte sie daheim in ihrem Haus

leben. Die Betreuung durch die Heimhilfen und Diplom

Schwestern des Sozialsprengels hat dies möglich gemacht.

Und natürlich, ganz wichtig zu erwähnen, ihre Nichten Rosa

und Margit, die oft bei ihr übernachtet haben, wenn sie sich

nicht gut gefühlt hat oder krank war. Und nicht zu vergessen,

ihre unmittelbaren Nachbarn, die ein wachsames und helfen-

des Auge auf Barbara geworfen haben. Unsere Mama gut

betreut zu wissen, war für uns Töchter eine große Erleichte-

rung.

Es war sehr schwer für uns, sie ins Wohn-und Pflegeheim

bringen zu müssen. Wir haben gewusst, dass es für sie nur eine

Notlösung war. Leider hat sie sich dort auch nie so richtig

wohl gefühlt, sie hast sich in eine Traumwelt geflüchtet, die

ihr zunehmend die Orientierung nahm.

Von einem Sturz und der darauf folgenden Operation sollte sie

sich nicht mehr erholen. Wir haben sie eine Woche lang inten-

siv betreuen dürfen und konnten uns in dieser Zeit gut von ihr

verabschieden.

Liebe Mama, du durftest ein langes Leben leben, mit Höhen

und Tiefen und es war sicher oft nicht leicht. Trotzdem hast

du nie den Mut verloren, warst stets zuversichtlich hast nie

gejammert und warst zufrieden, mit dem was dir das Leben

beschert hast. Noch wenige Tage vor deinem Tod hat dich ein

Glas Rotwein von der Margit und ein „Zerra“ von der Rosa

zum Lachen und Freuen gebracht und du hast es dir schmek-

ken lassen.

Danke, dass wir dich so lange bei uns haben durften. Auf der

anderen Seite des Weges bist du nun mit denen vereint, die dir

vorausgegangen sind, besonders deiner Tochter Elisabeth und

dem Papa. Wir wissen, dass du dort wo du jetzt bist alle

Gebrechlichkeiten des Alters, alle Schmerzen und Traurigkei-

ten ablegen darfst und das gönnen wir dir von Herzen.

Und so möchten wir schließen mit deinen letzten bewusst

gesprochenen Worten, die du wenige Tage vor deinem Tod am

3. Dezember 2018 gesagt hast und die uns Kinder stets begleitet

haben: „Gelobt sei Jesus Christus, in Ewigkeit Amen und Guita

Nacht – Schlaf guat.“

Anni Feichter und Maria-Luise Gerstenbauer