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Während Ende August 1918 die
gute Nachricht durch das Dorf
eilte, der 30-jährige Leonhard
Kofler, vlg. Rode-Lienhard sei
nach fast vier Jahren russischer
Gefangenschaft und abenteuerli-
cher Flucht heimgekommen,
zeichnete sich bereits im Spät-
sommer 1918 der Untergang der
k.u.k. Monarchie ab. Seit Juli
1918 war sie finanziell bankrott
und völlig sinnlos wurde der zu
erwartende Niedergang der zwar
unbesiegten, aber geschlagenen
Armee mit dem Kriegsende hin-
ausgezögert. Zum voranschreiten-
den Zerfall des k.u.k. Heeres
durch Meuterei und Desertion
fremdsprachiger Truppen sowie
der Gefahr der Auflösung der
Monarchie gesellten sich politi-
sche Unruhen wegen der katastro-
phalen
Lebensmittelknappheit.
Ein wirtschaftlicher Zusammen-
bruch drohte. Zu spät empfahl der
Kaiser im Manifest vom 16. Ok-
tober, dass Österreich -
„dem
Willen seiner Völker gemäß zu
einem Bundesstaat werden“
soll-
te. Während ungarische Politiker
sich auf die Unantastbarkeit von
Verfassung und Territorium Un-
garns beriefen, bildeten andere
Länder bereits eigene Staaten.
Zu Beginn der letzten Großoffen-
sive der Alliierten gegen Öster-
Not. Viele starben, auch von Kar-
titsch zumindest drei. Das öster-
reichische Oberkommando rückte
sofort nach der falschen Termin-
bekanntgabe über Trient nach Bo-
zen und Innsbruck ab und wurde
daher niemals zur Verantwortung
gezogen. Alle nördlich einer am
4. November festgelegten Demar-
kationslinie liegenden Österrei-
chischen Truppen konnten militä-
risch geordnet heimwärts ziehen,
neben diesen waren aber überall
auch ungeordnete Horden von
Deserteuren und Meuterern, die
raubend und plündernd durch das
Etsch-, Piave- und Kanaltal nach
Norden und Osten zogen und vor
allem die noch vorhandenen La-
ger plünderten.
Seit Anfang November zogen sol-
che Truppen auch durch das Pus-
tertal bis Lienz, und vom 4. bis
12. November auch durch Kar-
titsch, Tilliach und das Lesachtal
nach Osten. In Kartitsch sind ne-
ben kleineren Truppenkörpern
insgesamt fünf durchwegs fremd-
sprachige Divisionen bzw. Regi-
menter mit ihren Trains genannt,
die Verwüstung hinterlassend
durch das Tal zogen. Dabei wur-
de eingebrochen, geplündert und
alles Greifbare gestohlen sowie
reich/Ungarn am
24. Oktober hatten
ungarische Trup-
pen bereits mit ih-
rem Rückzug be-
gonnen, tschechi-
sche, slowakische,
kroatische und bos-
nische Regimenter
verweigerten den
Fronteinsatz, meu-
terten und began-
nen mit dem Rück-
zug. So folgte der Zusammen-
bruch der k.u.k. Armee, der Ös-
terreich zu Waffenstillstandsver-
handlungen zwang. In diesen
Verhandlungen wurde am 3. No-
vember eine gegenseitige Waf-
fenruhe ab 4. November, 15,00
Uhr vereinbart. Durch eine fehler-
hafte Terminauslegung des öster-
reichischen
Militär-
Oberkommandos legten die noch
verbliebenen
österreichischen
Truppen ihre Waffen um 36 Stun-
den früher nieder, womit rund
360.000 Mann von ihnen unbe-
waffnet in italienische Gefangen-
schaft gerieten, darunter viele
Kaiserjäger,
Kaiserschützen,
Standschützen und Landsturmein-
heiten. Die allermeisten von
ihnen erwartete dort Hunger und
Felder mit Herpfen gegen St. Oswald.
Eine einigermaßen gute Ernte im
Herbst 1918 half über die ärgste Not.
Unbewaffnet in italienische Kriegsgefangenschaft geratene österreichische Soldaten,
4. 11. 1918