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Seite 6

08/2018

Blauer Lemur, schwarze Urperle und gelbe Osttirolerin in

Assling: Wir fördern Kulturarten- und Sortenvielfalt!

Teil 2 einer mehrteiligen Serie im Rahmen des Projektes Bio-

ColAlp

In den Ausgaben der ACHSE im Mai und im Juni 2018 haben

wir bereits über das Asslinger Projekt BioColAlp berichtet.

Wir wollen dazu beitragen, dass in Assling eine Vielfalt an

Kulturpflanzen und deren lokalen Sorten in Gärten angebaut

wird, aber auch dass Gärten nachhaltig bewirtschaftet werden.

Auch die Vielfalt im öffentlichen Grünraum soll gefördert

werden.

Bei der

Auftaktveranstaltung

am 7. Mai, sowie einer Reihe

von anderen Treffen (Bücherei-Café; Bücherei im Garten;

Treffen der ErhalterInnen; Fortbildung von Gemeindevertre-

tern in Nordtirol zu naturnahem öffentlichen Grün; Wir wer-

den über diese Aktivitäten noch Berichten!) hat ein reger

Austausch über die Themen des Projektes begonnen.

Mittlerweile bauen in Assling 11 GärtnerInnen verschiedene

lokale Sorten an. Sie sammeln Erfahrungen mit dem Anbau

und der Saatgutgewinnung. Sie tauschen auch regelmäßig

Erfahrungen aus. Im Anbauspektrum sind teils Sorten, die sie

schon immer in ihren Gärten vermehrt haben, teils Sorten, die

ursprünglich aus Osttirol stammen und von der Arche Noah

oder aus anderen Genbanken wieder nach Osttirol zurückge-

holt wurden, wie etwa der Blaue Lemur (Mohnsorte aus Ober-

lienz), die Schwarze Urperle (Erbsensorte aus Innervillgraten),

die Osttiroler Gelbe (Trockenbohnensorte) oder ein Sommer-

weizen aus dem Jahr 1922 (aus Strassen).

Warum sollen wir diese Vielfalt erhalten?

Eine große Vielfalt an Pflanzen und Tierarten ist nicht nur

schön anzusehen (Effekte auf Gesundheit und Wohlbefinden

von Menschen sind eindeutig nachweisbar!). Vielfalt führt

auch zu einer besseren Widerstandsfähigkeit und Anpassungs-

möglichkeit unserer Umwelt sowie unserer Gesellschaft an

sich ändernde Rahmenbedingungen. Vielfalt ist weder Luxus

noch ein Randthema. Vielfalt ist notwendig für unser Überle-

ben, sowie für eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer Kul-

turlandschaft! Eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren bedeutet

auch eine Vielfalt von uns Menschen nutzbaren Produkten,

wie Heilmittel, Lebensmittel, Kosmetika oder Gebrauchs-

gegenstände.

Zu nutzbaren Pflanzen gehören Wildpflanzen (wie etwa

Johanniskraut, Preiselbeere, Löwenzahn) genauso wie unsere

Kulturpflanzen (wie etwa Mohn, Roggen, Tomaten). Was ist

aber der Unterschied zwischen Wildpflanzen und Kulturpflan-

zen?

Kulturpflanzen wurden vom Menschen durch Auslese und

Züchtung aus Wildpflanzen entwickelt und sehen sehr unter-

schiedlich zu diesen Wildpflanzen aus. Im Fall von Getreide

wurde etwa auf die Größe der Körner und einen festen Sitz der

Körner in der Ähre gezüchtet. Die aus der Züchtungsarbeit bei

einer Pflanzenart entstehenden unterschiedlichen Varianten

nennt man Sorte.

Sortennamen und Sorteneigenschaften bei Gemüse sind Kon-

sumentInnen, aber oft auch GärtnerInnen wenig bekannt. Dies

ist bedauerlich, weil Geschmack, Verarbeitungs- aber auch

Anbaueigenschaften (z.B.: Resistenzen gegen Krankheiten

und Schädlinge) verschiedener Sorten extrem unterschiedlich

sein können, wie etwa bei Tomaten mit ihren unterschied-

lichen Farben, Formen und Größen.

Die Vielfalt der Kulturpflanzen bedeutet immer auch eine

genetische Vielfalt in den Erbanlagen. Diese genetische Viel-

falt entsteht unter anderem im Zuge der Züchtung durch die

gegenseitige Bestäubung unterschiedlicher Individuen einer

Art, aber auch durch spontane Genveränderungen (Mutatio-

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„e5-Gemeinde“ Assling setzt weiter auf Nachhaltigkeit

Interreg-Projekt „BioColAlp - Vielfalt erhalten und fördern“

Treffen und Erfahrungsaustausch der Asslinger ErhalterInnen

(Foto C. Vogl)

Der Blaue Lemur blüht und gedeiht wieder in Assling. Hintergrund:

Weizensorte aus dem Jahr 1922 aus Strassen. (Foto C. Vogl)