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Ein Kartitscher baut Therapieroboter

Alexander Kollreiders

Firma Tyromotion wurde

mit dem „Top of Styria“

ausgezeichnet

Mit eigenen

Produkten

eine Vorrei-

terrolle auf

dem

Welt-

markt zu er-

langen und

diese Position

auch zu hal-

ten – davon

träumen viele

Unternehmer,

doch nur we-

nigen gelingt

dieses Kunst-

stück.

Ale-

xander Koll-

reider

aus

Kartitsch hat es geschafft. Er entwi-

ckelt mit seinem Unternehmen

„Tyromotion“ Therapieroboter, die

er weltweit erfolgreich verkauft.

Gewürdigt wurde dieser Erfolg am

Dienstag, 5. Dezember, mit einem

renommierten Preis, dem „Top of

Styria“ der steirischen Wirtschafts-

kammer, den Kollreider gemeinsam

mit seinem Geschäftspartner David

Ram entgegennahm. In der Katego-

rie „Innovation“ gewannen die bei-

den Unternehmensgründer den 1.

Platz und nahmen neben einer Ur-

kunde auch ein steinernes Stück des

Dachsteins mit nach Hause, aufge-

sammelt am höchsten Punkt der Stei-

ermark und damit symbolisch eben

„Top of Styria“.

„Den Preis für Innovation zu gewin-

nen hat einen sehr hohen Stellenwert

für uns, denn Innovation stellt letzt-

endlich die Gesamtheit unternehme-

rischer Tätigkeiten dar“, bedankte

sich Kollreider nach Erhalt des Prei-

ses. Tyromotion entwickelte in den

vergangenen zehn Jahren sieben Pro-

dukte zur Marktreife und erschloss

damit ein neues Marktsegment.

Gegründet wurde das Unternehmen

2007, aber die Erfolgsgeschichte

begann eigentlich schon zwei Jahre

zuvor mit einem Projekt, das Koll-

reider an der Technischen Universi-

tät Graz initiierte. Gemeinsam mit

Peter Grieshofer von der Reha-

Klinik in Judendorf-Straßengel und

einigen Studenten erarbeitete der

Maschinenbautechniker ein Konzept

für Roboter, die bei der Rehabilitati-

on der oberen Extremitäten – sprich

Finger, Hände und Arme bis zur

Schulter – nach Schlaganfällen und

Schädigungen im zentralen Nerven-

system helfend mitwirken können.

2007 wurde schließlich das Unter-

nehmen „Tyromotion“ gegründet

und der erste Roboter „Amadeo“ auf

den Markt gebracht.

Zehn Jahre, zahlreiche Auszeichnun-

gen und sechs weitere – auf unter-

schiedliche Therapien spezialisierte

– Hightech-Produkte später nimmt

Tyromotion nun ein neues Aufga-

bengebiet in Angriff. Mit den 58

Angestellten erarbeitet das innovati-

ve Unternehmen nun Konzepte und

Produkte für die Heilbehandlung der

Beine. „Die Therapie für die obere

Extremität ist mit unseren Geräten

soweit abgedeckt, nun konzentrieren

wir uns auf die Gangrehabilitation.“

Der erste Roboter dieser Art steht

bereits im Entwicklungsraum des

Unternehmens am Grazer Bahnhofs-

gürtel und hat den Namen „Omego“

erhalten.

Die Namensgebung der Produkte ist

eine nette Geschichte, die Kollreider

gerne erzählt, wenn man danach

fragt, wie die Bezeichnungen Diego,

Myro, Pablo oder eben Amadeo ent-

standen sind. „Die Namen sollten

einfach und leicht zu merken sein.

Wir haben die Funktion der Roboter

an berühmte Persönlichkeiten ange-

lehnt.“ Als Beispiel nennt er das ers-

te Kind aus der Tyromotion-Familie:

Amadeo. „Bei einem Roboter, der

die Finger bewegen kann, denkt man

unweigerlich an das Klavierspielen.

Der wohl größte österreichische Kla-

vierspieler war Mozart und da der

Name Amadeus im medizinischen

Bereich schon vergeben war, ent-

schieden wir uns für Amadeo.“ Die

Endung auf -o wurde beibehalten.

Was Tyromotion von anderen Thera-

pieroboter-Herstellern unterscheidet,

ist die Software „Tyrosolution“. Mit

einem einzigen Programm werden

alle Geräte gesteuert und miteinan-

der verbunden. Dadurch ist es mög-

lich, einen Rehabilitationsvorgang

genau zu dokumentieren. Während

der gesamten Therapie kann auf bis-

herige Erfolge und Daten zugegrif-

fen und dadurch über die weitere

Vorgangsweise entschieden werden.

Firmenchef Alexander Kollreider

wirkt sehr bescheiden und doch spürt

man den Stolz darüber, dass der

Großteil der Prozesse im eigenen

Haus gemacht werden: „Von der

Idee

über

die

(Software-)

Entwicklung über die Montage bis

hin zum Verkauf machen wir fast

alles selber. Nur die Teilanfertigung

und natürlich die wissenschaftlichen

Studien geschehen außerhalb“, er-

klärt der gebürtige Kartitscher. In der

Forschung kooperiert Tyromotion

mit zahlreichen Kliniken und Uni-

versitäten.

Künftig will sich das Unternehmen

auf die stark wachsenden Märkte in

China und den USA konzentrieren.

Bis heute wurden 3.000 Geräte in 45

Länder weltweit verkauft. Auch auf

dem Plan stehen mobile Geräte, um

Patienten auch zuhause therapieren

zu können. Dabei wird auch mit so-

genannten

Virtual-Reality-Brillen

experimentiert.

Christina Klammer

Ein Stück vom „Top of

Styria“ − dem Dach-

stein

Foto: Dolomitenstadt/

Roman Wagner

Das Gründerduo Alexander Kollreider

(li) und David Ram (re) Foto: Tyrom.