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Seite 53

A

LLGEMEIN

einfach. Er hat mit Mama unzählige Male den Spaziergang zum

Reiter gemacht. Im Garten hat er immer fest gearbeitet und auch

im Haushalt hat er bestimmte Aufgaben erledigt. Ingrid hat er

beim Frühstück immer die Brote gestrichen.

Unser Papa war auch als älterer Herr immer aufgeschlossen für

Neues. Er lernte zum Beispiel noch mit dem Handy umzugehen.

Politisch kannte er sich immer gut aus, sonst erkundigte er sich.

Skirennen, Skispringen und Fußballgroßereignisse waren immer

ein wichtiges Thema. Der Atlas und das Lexikon waren für et-

waige Unsicherheiten stets griffbereit.

Papa war ein sehr gläubiger Mensch. Das Gebet hatte für ihn

einen hohen Stellenwert. Die goldene Hochzeit konnten wir alle

zusammen feiern, was uns sehr gefreut hat. Ganz besonders ge-

freut hat ihn, dass er kürzlich noch sein jüngstes Enkelkind

Mathilda kennenlernen durfte.

Lieber Papa, danke für alles - deine Kinder Hannes, Moni, Bern-

hard und Ingrid!

Ingrid Gander

Am 25. April 1928 kam unsere

Tante Burgl als achtes Kind von

Maria und Johann Leiter in der

Zauche in Thurn zur Welt. Sie

hatte fünf ältere Geschwister, zwei

weitere waren bereits als Babys

gestorben. Möglicherweise war

sie auch das neunte Kind, denn

es gab noch den Lois, ihren Zwil-

lingsbruder. Und ein paar Jahre

später gesellte sich ein weiterer

Bruder dazu. Sie wuchs also in ei-

ner großen Kinderschar auf einem

Bauernhof auf. Es muss eine fröh-

liche Kindheit gewesen sein. Ihre

Mutter soll über das Burgele und das Nannele, ihre nächst ältere

Schwester, gesagt haben, dass sie sehr hoffe, dass die zwei, wenn

sie groß sind, nicht so viel weinen müssen wie sie jetzt lachen.

Tante Burgl erfüllte es Zeit ihres Lebens mit Stolz, dass ihr Vater

einige Jahre Thurner Bürgermeister gewesen war, bis die Nazis

ihn absetzten. Sie erzählte, wie er mit einem Lächeln im Gesicht

alleAmtsdokumente an seinen Nachfolger übergab. Als aufrechte

Christen hatten es ihre Eltern nicht leicht in dieser dunklen Zeit

und unsere Tante berichtete darüber mit scharfer Beobachtungs-

gabe.

Als Burgl erwachsen wurde, erlernte sie den Beruf der Kranken-

schwester. Eine Ausbildung zu erhalten war in der damaligen

dörflichen Welt keineswegs selbstverständlich, schon gar nicht

für eine Frau. Unter all ihren Geschwistern war sie die einzige,

die eine weiterführende Schulbildung erhalten konnte. Später ar-

beitete sie in Lienz, in Natters und zuletzt in Villach. Sie wohnte

in der Stadt und war somit eine moderne, selbstständige Frau.

Wir genossen das, denn Tante Burgl erschien uns aufgeschlos-

sener gegenüber dem Neuen als die übrigen Erwachsenen. Zu-

dem hatte sie einen Sinn für schöne Dinge, mit denen sie uns

großzügig beschenkte. Ihren Beruf hat sie gerne ausgeübt. Noch

Jahrzehnte später erzählte sie über intensive Erlebnisse mit den

Zur Erinnerung an

Frau Notburga Leiter

... beim Seniorenausflug

2002 - Glocknerrundfahrt ...

Foto: Gemeinde Thurn

Patienten. Man spürte noch immer das Engagement und das Mit-

gefühl für deren Schicksal.

Worüber Tante Burgl mit fast niemandem sprach war folgendes:

Noch bevor sie dreißig wurde, machten sich Anzeichen einer

sehr ernsten, chronischen Krankheit bemerkbar. In diesen vie-

len Jahren, als sie mit eiserner Konsequenz und auch mit ihrem

Glauben für die Erhaltung ihrer Gesundheit kämpfte, aber den-

noch irgendwann in die Frühpension und sich auch immer wieder

in ärztliche Behandlung begeben musste, floh sie im wahrsten

Sinn des Wortes eines Tages aus dem Spital. Fortan mied sie die

Ärzte. Ihr Kommentar dazu lautete noch Jahre später: „Wenn ich

das nicht getan hätte, wäre ich schon lange unter dem Boden.“

Etwas anderes, das ebenfalls in diese Zeit fällt: Tante Burgl er-

baute, trotz dieser für sie so existenziellen Bedrohung, ihr Haus

in der Zauche. Es war ein Akt enormer Willensstärke und Ent-

schlossenheit. Aber Burgl hatte, das soll nicht vergessen werden,

auch Unterstützung, etwa wenn ihre Schwester Moidl die Bau-

stelle beaufsichtigte, während sie in Villach war.

Weil Tante Burgl die meisten Dinge mit sich selbst und dem lie-

ben Gott ausmachte, war ihr Handeln für die Menschen in ihrer

Umgebung nicht immer ganz verständlich. Aber das war wohl ihr

Weg es zu schaffen, trotz Krankheit das Leben autonom zu be-

wältigen. Und das war für sie etwas ungeheuer Wichtiges. Lange

Zeit durfte sie in ihrem mit Geschmack eingerichteten Häusl sein

und sich daran freuen. Und immer wieder sorgte sie auch mit

fortschreitendem Alter für Überraschungen, z. B. das Dach im

Winter abzuschöpfen, im Haus den Malerpinsel zu schwingen

oder wenn sie selbst beim unmöglichsten Wetter nicht auf ihren

täglichen Fitnessmarsch in die Frühmesse im Klösterle verzich-

tete. Auch wenn es den Nachbarn wohl mitunter ein wenig un-

heimlich war was Burgl wieder trieb, diese Tatkraft und Kämp-

fernatur bleiben doch sehr beeindruckend.

Und wie es im Leben so geht, so lange sie konnte, machte sie

alles selber und als es nicht mehr ging, da fand sich Hilfe und

schließlich auch ein Platz im Pflegeheim in Lienz, wo sie liebe-

voll betreut wurde. Tante Burgl war ein sehr gläubiger Mensch

und so ist sie nun beim Herrgott geborgen.

Anne und Ingrid, ihre Vorarlberger Patenkinder

Jubiläumsgabe des Landes Tirol

bei Jubelhochzeiten

Das Land Tirol gewährt Eheleuten zu Jubelhochzeiten eine

Jubiläumsgabe. Für die Gewährung dieser Jubiläumsgabe

sind folgende Voraussetzungen nachzuweisen:

a) österreichische Staatsbürgerschaft beider Eheleute

b) gemeinsamer Wohnort in Tirol seit mindestens

25 Jahren bis zur Jubelhochzeit

c) bestehende eheliche Lebensgemeinschaft

Die Jubiläumsgabe des Landes Tirol beträgt anlässlich

der „Goldenen Hochzeit“ (50 Jahre) € 750,--

der „Diamantenen Hochzeit“ (60 Jahre) € 1.000,--

der „Gnadenhochzeit“ (70 Jahre Ehe) € 1.100,--

Wir bitten die betroffenen Ehepaare, sich vor dem Jubiläum

im Gemeindeamt Thurn zu melden (Hochzeitsurkunde mit-

bringen).