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LLGEMEIN
Johann Kurzthaler - ein 95iger
von 1922 bis heute
Da mein Vater ein ausgezeichnetes Gedächtnis besitzt
und immer noch seine Berichte selbst verfasst, habe
ich ihn gebeten, mir zum 95. diesen kleinen Lebenslauf
zu schreiben. Wir wissen, dass er noch viel Interes-
santes aus seinem Leben berichten könnte, aber das
kann noch hoffentlich ein Weilchen warten.
(Luise Hofmann)
Am 29. Juli 1922 erblickte Johann Christian, Sohn des Johann
Kurzthaler und der Johanna, geb. Tegischer, bei Weger in Ra-
tschitsch (Görtschach 21, Gemeinde St. Veit/Def.) das Licht der
Welt. Der Vater war Flickschuster, die Mutter Hebamme. Es war
die Zeit der großen Geldentwertung nach dem 1. Weltkrieg - eine
Hungerzeit. Liebkosungen waren tabu, „…wer seine Kinder
liebt, züchtigt sie…“.
Von 1928 bis 1936 besuchte der Knirps die einklassige Volks-
schule für Knaben und Mädchen, in der zwischen 50 und 60
Schüler in Langbänken saßen und auf Schiefertafeln schrieben.
Sechs Lehrer warfen wegen Überforderung das Handtuch!
Nach Weihnachten 1936 schrieb ich auf einen Zettel: „Papa, ich
möchte Lehrer werden“ und reichte ihn dem Vater (er war taub).
Meine Tante in Innsbruck, ihr Gatte (der Bruder meines Vaters)
war 1935 verstorben, setzte ein Räderwerk in Bewegung, das mir
die Aufnahmeprüfung in die Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungs-
anstalt in Innsbruck Ende Juni 1937 ermöglichte. Von 80 Bewer-
bern bestanden 40 die Prüfung und im Herbst 1937 begannen 38
Knaben den 1. Jahrgang der sechsjährigen Lehrerakademie des
Bundes und ich war dabei.
Bgm. Johann Prast vermittelte einen Platz im Bauernbundheim in
der Egerdachstraße und die Tante sowie Frau Dr. Dorothea No-
vak, eine Freundin meiner Mutter, vermittelten die Kostplätze,
denn im Heim gab es nur Frühstück.
Der Anschluss an das Deutsche Reich, 13. März 1938, schüttelte
alles durcheinander. Wir mussten ins Siebererheim mit Vollver-
pflegung übersiedeln und aus der Lehrerakademie wurde wie-
der die fünfjährige LBA in der Falmerayerstraße. Mit 1. Oktober
1941 begann in der Klosterkaserne (Universitätsstraße, heute die
Sozialwissenschaftliche Fakultät der Uni Innsbruck - SOWI)
der Krieg und ein Maturazeugnis mit Klausel war der Abschluss
meiner Lehrerausbildung. Das Lehrbefähigungszeugnis erwarb
ich am 12. November 1949 an der LBA Innsbruck.
Vier Jahre und drei Monate marschierte ich durch den Krieg: von
Norwegen - Nordrussland - Ukraine - Ungarn - Berlin - Havel-
berg/Elbe (2. Mai 1945), wo die amerikanische Gefangenschaft
begann, aus der ich im Dezember 1945 flüchtete. Mit der Ent-
lassung aus der Deutschen Wehrmacht in Rosenheim, im Jänner
1946, nahm die Nachkriegszeit ihren Anfang.
Mitte Februar begann ich in Langesthei/Paznauntal meine Leh-
rerzeit. In der Klasse saßen 38 Knaben und Mädchen.
Im Sommer heiratete ich meine Luise in München. Ab Septem-
ber 1946 bis 31. August 1954 war ich Schulleiter und Lehrer an
der zweiklassigen Volksschule Pettneu amArlberg und ab 1. Sep-
tember 1954 bis zur Pensionierung 1983 hier an der Volksschule
Thurn.
Johann Kurzthaler
Im November konnte
Frau Notburga Leiter ihren 95.
Geburtstag
feiern. Bgm. Reinhold Kollnig gratulierte
herzlich im Namen der Gemeinde Thurn. Wir wünschen
der Jubilarin alles Gute, Gottes Segen und eine erfüllte
Zeit.
Foto: Angela Kollnig
Bgm. Reinhold Kollnig überbrachte die besten Glückwünsche
der Gemeinde Thurn. Wir wünschen Johann Kurzthaler alles
Gute und viel Gesundheit und vielleicht feiern wir in fünf Jahren
den Hunderter!?
Foto: Christian Kurzthaler