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OBERLIENZerlesen 9

ling bzw. aus der Substanz, die

der Gemeinde von den Höchst­

gerichten eindeutig zugesprochen

worden ist, zu bezahlen sein wird.

Sollte das Geld auf den Substanz-

konten nicht ausreichen, ist die

Gemeinde gezwungen diesen

Schaden aus dem Gemeindebud-

get zu bezahlen. Die enormen

Schäden der letzten Wochen in

Osttirol (Defereggental und

Felbertauern), verursacht durch

Unwetter, beweisen, dass solche

Katastrophen immer wahrschein-

licher werden. Während viele

GG-Agrargemeinschaften ihre

Aufwendungen

hauptsächlich

durch Einkünfte aus der Vermie-

tung und Verpachtung von z. B.

Schottergruben, Handymasten,

Schipisten, Jagdund Fischerei-

rechten erzielten, kann die

Gemeindegutsagrargemeinschaft

Oberlienz, mit Ausnahme einer

geringen Jagdpachteinnahme (jähr-

lich ca. 1.500 Euro), auf keine

dieser nicht land- und forstwirt-

schaftlichen Einnahmenmöglich-

keiten zurückgreifen.

ImGewerbegebiet Tratte regt

sich seit kurzem wieder etwas.

Warum ist es nicht möglich

weitere Betriebe im Anschluss

an das Gewerbegebiet Tratte

auf den Agrarflächen

anzusiedeln?

Seit dem Jahre 2008 liegen

Forst- und Naturkundefachliche

Stellungnahmen über das geplan-

te Vorhaben zur Erweiterung des

Gewerbegebietes in der Gemeinde

Oberlienz vor, die den vorhande-

nen Grauerlenauwald als schüt-

zenswertes Biotop ausweisen.

Die Bezirkshauptmannschaft

Lienz kann diese Stellungnahmen

nicht einfach ignorieren und hat

deshalb schon vor Jahren vorge-

schlagen, entsprechende Flächen

im Talboden als Ersatzflächen

auszuweisen, oder andere natur-

kundlich sinnvolle Kompensations-

maßnahmen vorzuschlagen.

Der Vorschlag eines Gemeinde-

rates gegen diese Entscheidungen

der Umwelt- und Naturschutzbe-

hörde beim Landeshauptmann zu

intervenieren, wird schon deshalb

erfolglos sein, weil sich der

Landeshauptmann als auch der

Landesumweltanwalt – meiner

Meinung nach zu Recht – hinter

die Forderungen des Natur- und

Umweltschutzes stellen wird,

schon allein deswegen, da sich

dieses Problem mit der Bereit-

stellung einer Ersatzf läche oder

Kompensationsmaßnahme lösen

lässt.

Trotzdem ist es gelungen ein

bereits umgewidmetes Gewerbe-

grundstück, das im Eigentum der

Gemeindegutsagrargemeinschaft

stand, an eine einheimische Firma

zu verkaufen, die mittlerweile für

ca. 15 Mitarbeiter und deren Fa-

milien Arbeit und Einkommen

bietet und in Kürze auf dieser

Fläche ein Betriebsgebäude er-

richten wird. Eine Verzögerung

dieser Betriebsansiedlung wurde

erst durch den Verzicht eines Ein-

spruchs, über den Verkauf des

Agrargrundstückes durch den

Agrarausschuss bei der Agrarbe-

hörde, möglich. Für diese zuguns-

ten der Gemeinde Oberlienz ge-

troffene Entscheidung möchte

ich mich bei den Agrarausschuss­

mitgliedern, insbesondere bei

Agrarobmann Hannes Tschapeller,

recht herzlich bedanken.

Was kann man tun um

Betriebsansiedlungen auf den

Agrarflächen in der Tratte

möglich zu machen?

Die Behörden stellen keine un-

sinnigen Forderungen, sondern

möchten lediglich eine Ersatz­

f läche für das ausgewiesene Bio-

top festlegen. Dafür muss die

Gemeinde entweder auf eigenen

Grundf lächen oder auf die im

Eigentum anderer stehenden

Grundf lächen für die Auswei-

sung als Ersatzf läche für das

Biotop in der Tratte Sorge tragen.

Hier darf nicht monatelang um

jeden Euro gefeilscht werden,

sondern es muss im Interesse einer

möglichen weiteren Betriebsan-

siedlung, eine schnelle Lösung

gefunden werden.

Verhandlungen, Verfahren und

Genehmigungen brauchen Zeit

– vieles lässt sich jedoch bereits

im Vorfeld abklären.

Letzte Frage: Woran denkst du

in einer stillen Stunde?

In einer stillen Stunde denke ich

oft an einen Holzbaubetrieb, der

sich in unserer Nachbargemeinde

Ainet niedergelassen hat und

mittlerweile über 40 Arbeits­

plätze sichert, aber auch an jenen

Betrieb, der sich in Kürze mit

seinen knapp 10 Beschäftigten in

Nußdorf-Debant niederlassen

wird. Beide Betriebe wollten sich

im Oberlienzer Gewerbegebiet

Tratte niederlassen. Allein diese

beiden Betriebe hätten zusam-

men über 50 Arbeitsplätze ge-

schaffen und jährlich eine Kom-

munalsteuer in der Höhe von bis

zu 50.000 Euro an die Gemeinde

Oberlienz bezahlt. Nach einer

solchen stillen Stunde kann ich

meistens nicht mehr gut schlafen.

Sollte es jedoch gelingen, im Zu-

ge eines Auseinandersetzungs-

verfahren zwischen Gemeinde

und Agrargemeinschaft, eine für

alle Seiten akzeptable Lösung

zu finden werden die Chancen

gegenüber den Risken bei weitem

überwiegen.