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...an die Familie Martha und

Helmut Jünnemann

, an ihr

„modernes Haus“, das so gar

nicht in das gewohnte Bild

eines bäuerlichen Dorfes zu

passen schien, an den großen

Garten davor, von Martha und

Helmut liebevoll gepflegt und

mit wunderbarer Blütenpracht

einen grandiosen Blickfang

„in den Stauden“ bietend.

Und gerne verweilte man am

Zaun zu einem „Hoagascht“

mit Martha, die durch ihre

Freundlichkeit und Aufge-

schlossenheit die Herzen der

Menschen eroberte. Helmut

und Martha Jünnemann gal-

ten bereits in den 60er Jahren

als Beispiel „gelingender In-

tegration“. Gerne nahmen sie

an dörflichen Anlässen teil,

waren dankbare Besucher der

Sonntagsgottesdienste und

pflegten die Freundschaft mit

dem damaligen Pfarrer Adolf

Jeller. Martha nahm freudig

an den sogenannten „Haus-

frauennachmittagen“ teil, die

zu dieser Zeit einen wesent-

lichen Beitrag zum gegensei-

tigen Kennenlernen und zum

Miteinander im Dorfgesche-

hen leisteten. Und zum frühen

Tod der Frau Martha Jünne-

mann zeigte das Dorf aufrich-

tige Anteilnahme. Die beiden

Söhne Christian und Markus

fügten sich im Leben des

Dorfes gut ein, Markus ging

gern mit den „Sternsingern“

und sang auch einige Zeit im

Kirchenchor. In den letzten

Jahren traf man Helmut Jün-

nemann öfters im „Haiden-

hof“, wo er sein Mittagsmahl

einnahm. Bei manch ange-

regtem Gespräch kam vieles

aus „Früheren Jahren“ zum

Ausdruck. Er bat aber immer

öfter um Nachsicht, weil er so

„vergesslich“ würde. Und so

fand er dann im Bezirksalten-

und Pflegeheim Lienz Fürsor-

ge und Geborgenheit.

Am Samstag, den 11. Feber

geleitete eine große Anzahl

an Trauergästen den lieben

Verstorbenen zur letzten

Ruhe im Grabe seiner Ehe-

frau Martha. Kirchenchor

und Bläsergruppe umrahmten

im traditionellen Sinn die Be-

gräbnisfeierlichkeiten, denen

Dekan Bernhard Kranebitter

vorstand.

„Auferstehung ist unser

Glaube, Wiedersehen unsere

Hoffnung, Gedenken unse-

re Liebe“. Diese Gedanken

gelten wohl für alle, die im

Friedhof von

Helmut Jünne-

mann

Abschied genommen

haben.

Sohn Christian gewährt uns

aus seiner Sicht Einblick in

das Leben des Verstorbenen:

Helmut wurde als jüngstes

von drei Kindern am 11. März

1930 in Innsbruck geboren.

Nach der Volks- und Haupt-

schule absolvierte er die HTL

(damals Gewerbeschule) in

Innsbruck und fand anschlie-

ßend eine Anstellung bei der

Firma Mayreder. In den 50er

Jahren wurde er nach Lienz

versetzt. In dieser Zeit war

er maßgeblich an der Errich-

tung der Felbertauernstraße

beteiligt. In dieser Zeit lernte

er seine geliebte Frau Martha

kennen. In den 60er Jahren

zogen sie in ihr neu errichte-

tes Haus am Gaimberg. Das

Glück perfekt machten ihre

beiden Söhne Christian und

Markus.

Helmut war ein begeister-

ter Sportler. Schon als Kind

machte er mit seinen Freun-

den in und um Nordtirol viele

Radtouren. Sein erstes Fir-

menfahrzeug war ein Renn-

rad, welches allerdings leider

einem Bagger auf einer Bau-

stelle zum Opfer fiel. Ein Ba-

deausflug von Innsbruck nach

Kitzbühel (Schwarzsee) und

zurück war für ihn und seine

Freunde keine Herausforde-

rung, das war schon eher eine

Radtour nach Rom. Das Gan-

ze schafften sie zu dieser Zeit

wie durch ein Wunder ohne

Powergels, Isostar und sons-

tige aktuelle „Dopingmittel“,

und das alles auf nicht so gut

ausgebauten und asphaltier-

ten Straßen wie heute.

Seine Radleidenschaft über-

trug er seinen Kindern schon

in jungen Jahren. Von früh an

plante er akribisch genau die

jährlichen Sommerradtouren

in Österreich. Tageskilome-

ter, genaue Höhenmeter, Ge-

samtmeter, Durchschnittsge-

schwindigkeit und wie weit

es jeweils fast schon meter-

genau zu diversen Freibädern

war. Nur sein völlig veralteter

Hotelführer passte nicht in

die Perfektion. Wir Kinder

hatten aber unseren Mords-

spaß, indem wir nach langer

Suche von Einheimischen er-

fuhren, dass gewisse Hotels

bereits seit Jahren abgerissen

waren.

An den Wochenenden unter-

nahm Helmut außerdem zahl-

reiche Berg- und Skitouren.

Immer wieder wurden Freun-

de aus Innsbruck eingeladen,

um sich ein Kräftemessen in

der schönen Bergwelt Ostti-

rols zu geben.

Schon während seiner Schul-

zeit in Innsbruck trat Helmut

der

Studentenverbindung

„Ambronia“ bei und in Lienz

war er Gründungsmitglied

der

Studentenverbindung

„Görz zu Lienz“. Als genauer

Techniker gestaltete er auch

mit Hingabe die Räumlich-

keiten der Studentenverbin-

dung.

Mit 60 Jahren ging Helmut

in Pension und freute sich

auf die gemeinsame Zeit mit

seiner Frau Martha. Doch lei-

der dauerte diese nicht lange,

da Martha bereits im frühen

Alter von nur 68 Jahren ver-

starb. Daraufhin fiel Helmut

in ein tiefes Loch. Nach einer

gewissen Trauerzeit hatte er

sich mit der Situation arran-

giert. Er kümmerte sich um

sein Haus und seinen schönen

gepflegten Blumengarten und

fand wieder zu seiner Lebens-

freude zurück. Doch im Laufe

der Zeit machte sich seine di-

agnostizierte Demenzkrank-

heit immer stärker bemerk-

bar. Er lernte geschickt mit

seiner Krankheit umzugehen

und täuschte somit nicht nur

Psychologen. Der Weg ins

Wohn- und Pflegeheim war

jedoch unumgänglich. Er hat

sich dort rasch eingelebt und

rückblickend verbrachte er so

trotzdem noch viele schöne

Jahre. Helmut unternahm in

diesen Jahren noch viele nette

gemeinsame Aktivitäten mit

meiner Familie, sowohl Aus-

flüge nach Innsbruck zu sei-

nen Freunden, als auch zahl-

reiche Wanderungen.

(Autor: Dipl.-HTL-Ing.

Christian Jünnemann)

...und viele Gaimberger erinnern sich...

Alles hat seine Zeit, es gibt eine Zeit der Trauer

und des Schmerzes, eine Zeit der Stille und

eine Zeit der dankbaren Erinnerung

Ing. Helmut Jünnemann

† 09.02.2017