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einmal elf Jahre. Als er aus

der Ferne das Dröhnen der

russischen Panzer hörte und

Grausamkeiten der Revoluti-

on selber mit ansehen musste,

flüchtete er gemeinsam mit

zwei zwölfjährigen Freunden

zu Fuß nach Österreich. Einer

dieser Freunde trat kurz vor

der Grenze auf eine Mine und

blieb liegen. Am 20. Novem-

ber, genau zwei Tage später,

überschritten sie bei Andau

die Grenze nach Österreich.

Ein burgenländischer Bau-

er brachte sie daraufhin zum

Roten Kreuz. In weiterer

Folge kam der János nach

Wien. Der sehr angesehene,

aus Ungarn stammende Fürst

Batthyány nahm ihn direkt

in seine Familie auf. Nach

einem Jahr jedoch verließ

der János diese Familie auf

eigenen Wunsch. Es folgten

vorübergehende Unterkünfte

und Schulen in Niederöster-

reich, dann ein Jahr hier am

Iselsberg, wo er die Schule

der Königin Juliane besuchte

und anschließend Innsbruck,

wo er das ungarische Real-

gymnasium weiter besuchte.

Sein Berufsziel war bereits

damals Radio- und Fernseh-

techniker. Allerdings hatte er

als ungarischer Staatsbürger

niemanden, der ihm diese

Ausbildung finanzierte. So

entschied er sich zur Koch-

und Kellnerlehre, die er in

Nauders im Hotel Margarete

Maultasch begann. Später zog

er nach Innsbruck, wo er am

gemeinsamen Arbeitsplatz im

Hotel Maria Theresia seine

Frau Margarethe Oberegger

kennen lernte. Am 18. Feb-

ruar 1968 heirateten sie in Li-

enz und wohnten seitdem im

Elternhaus seiner Frau. Der

glücklichen Ehe entsprossen

drei Söhne, Dipl.-Ing. Ale-

xander, Ing. Stefan, Dipl.-

Ing. Dr. Christian, und eine

Tochter, Pflegehelferin Mar-

git. Dass alle seine Kinder

eine solide Ausbildung absol-

vierten, erfüllte ihn mit gro-

ßer Freude.

Im Jahr 1974 erhielt der Já-

nos die beantragte österrei-

chische Staatsbürgerschaft,

dabei wurde sein Vorname in

Johann umbenannt. Anschlie-

ßend leistete er den Präsenz-

dienst beim österreichischen

Bundesheer ab. In Lienz ar-

beitete er als Oberkellner im

Hotel Sonne und Hotel Gol-

dener Fisch, in Amlach im

Hotel Laserz, in Heiligenblut

im Restaurant Franz-Josephs-

Höhe und in verschiedenen

anderen Betrieben. Zusätz-

lich bildete er sich eigenin-

itiativ in seiner Freizeit zum

Radio- und Fernsehtechniker

weiter. In den späten 70er

Jahren wechselte er zur Fir-

ma Radio Moser in Lienz,

bei der er fortan in mehreren

technischen Fachbereichen

arbeitete. Hier nun konnte er

sich den seit seiner Jugend

bestehenden Berufswunsch

erfüllen.

Im Jahr 1995 musste er sich

einer schweren Herzoperation

unterziehen und es folgte die

medizinisch angeratene Früh-

pensionierung. In den Jahren

darauf waren noch weitere

schwere Herzoperationen er-

forderlich und in letzter Zeit

wurden die Krankenhausauf-

enthalte häufiger. Darüber hat

er niemals großartig gespro-

chen, jedoch diese Heraus-

forderungen über viele Jahre

immer wieder aufs Neue mit

beachtenswertem Mut und ei-

ner zutiefst positiven und zu-

versichtlichen Grundhaltung

angenommen.

Eine seiner großen Frei-

zeitinteressen war der Be-

reich Amateurfunk. Mit

großer

Einsatzbereitschaft

war er über 40 Jahre Mit-

glied im Österreichischen

Versuchssenderverband. Sein

technisches Fachwissen stell-

te er jederzeit allen gerne zur

Verfügung, als Beispiel sei

die akustische Unterstützung

mit Lautsprechern bei einer

Vielzahl von Veranstaltungen

hier in Gaimberg genannt.

Auch mir hat er vor 34 Jah-

ren mit einer Funkverbindung

nach Obertilliach für die erste

„ORF Radio Osttirol“ Sen-

dung vom Dolomitenlauf aus

der Patsche geholfen.

Was er als Kind selber we-

nig erleben konnte, war ihm

vielleicht gerade deshalb

umso wichtiger: seine Fami-

lie. Er war jederzeit ein sehr

fürsorglicher Vater, dem das

Wohl seiner Familie über al-

les ging. Und es war ihm ein

Herzensanliegen, dass seine

Kinder, auch wenn sie alle

schon lange auf eigenen Bei-

nen stehen, jederzeit daheim

bei ihm in einem warmen

Zuhause willkommen sind.

Große Freude bereiteten ihm

seine Enkelkinder Isabella,

Maximilian, Carlos und Mi-

riam. Sie brachten mit ihrer

unbeschwerten

Heiterkeit

viel Zerstreuung und Froh-

sinn in seine oft schweren,

von Krankheit gezeichneten

Tage. Als Mensch wird er

uns mit seiner aufrichtigen,

ehrlichen und geradlinigen

Art, seiner Hilfsbereitschaft

sowie mit seinem Mut und

seinem Humor in Erinnerung

bleiben. Selbst sagte er öfters:

„Rückblickend war es die

wichtigste Entscheidung in

meinem Leben, damals nach

Österreich zu gehen. Und es

war richtig, hier dieses Leben

genauso aufzubauen.“

Zahlreich war die Beteili-

gung am Verabschiedungs-

gottesdienst, geleitet von Pfr.

Jean Paul und würdevoll um-

rahmt durch die Bläsergruppe

„Hornflakes“. Erinnerungen

werden in manchen der Teil-

nehmenden wach geworden

sein, an Begegnungen in den

vielfältigen Tätigkeiten des

Verstorbenen, an so manch

guten Tipp im technischen

Bereich einer sich rasant ver-

ändernden Medienwelt. Die

Hilfsbereitschaft und Leutse-

ligkeit des „Janosch“ haben

viele Menschen erfahren und

werden in guter Erinnerung

bleiben. Am 10. Jänner ver-

starb Johann Rabel im Be-

zirkskrankenhaus Lienz. Sei-

ne irdische Reise ging hier zu

Ende.

Möge seine Seele in Frieden

ziehen!

János Rabel

† 10.01.2017

Passendes Gedenkbild: Die Sendermasten amHochstein und

in der Bildmitte der Rauchkofelsender.