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FODN - 64/03/2016

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BUNT GEMISCHT

Von Vroni Riepler

D

enn wir sind alle Zeugen dieses

Jahres 2016, haben es erwachen

sehen und sehen es dahinschwin-

den. Und die Frage brauche ich gar nicht

zu stellen, aber sie liegt auf der Hand:

Wo ist´s geblieben? Und weiter noch,

wer hat´s genommen?

Nun, vielleicht nicht ein Jahr, das passt

doch nirgends hinein, aber die kleinen

Zeitzipfel, die Viertelstunden, die ver-

sumpften, in Umfragetelefonaten, im

Schlüsselsuchen, in Rückrufen, die in

abermaligen Anrufen in die Sprachbox

mit darauffolgenden neuerlichen Anru-

fen enden, die langen Minuten an roten

Baustellenampeln, und jene in Arztwar-

tezimmern… Doch dieser Rückblick

stimmt mich auch versöhnlich, denn ich

weiß, dass die Liste der Zeiträuber noch

lang wäre, und sie erklärt warum so ein

Jahr auch so schnell weg ist, ein Jahr,

das so jung und jungfräulich im Jän-

ner noch Platz bot für die ganz großen

Träume und Wünsche und – natürlich-

die gaaanz großen Vorsätze.. und jetzt,

Michl, muss ich dir sagen dass auch ich

in etwas ein Experte bin, zumindest in

der Vision davon, es ist der Masterplan

meiner alljährlichen, unermüdlichen,

jedes Jahr leicht abgewandelten Neu-

jahrsvorsätze. Wie gesagt, liegt mir der

theoretische Teil mehr als die Praxis

(was wahrscheinlich die ausgleichende

Parallele zu meiner sonstigen Heran-

gehensweise mit dem Motto probieren

geht über Studieren darstellt und auch

erklärt, warum zu reparierende elektri-

sche Gegenstände von mir meist ohne

Studium der Betriebsanleitung zerlegt

werden um später in irreparabler Form

und Gestalt in den Händen eines fach-

kundigen Landwirts zu gelangen…)

Also zurück zu den guten Vorsätzen

(„wie wär es 2017 mit kürzeren Sät-

zen?“)

Nein, wirklich, ich habe eigentlich

alles ausprobiert, von weniger (meist

betraf das die angenehmen Dinge im

Leben) bis mehr (das waren dann die,

welche seit jeher von dem Ungetüm in-

nerer Schweinehund (Substantiv, mas-

kulin - niederträchtiger Kerl; Lump, lt.

Duden, daher verzicht ich aufs gendern)

seit jeher scharf bewacht und an der

Ausübung gehindert wurden, wie Sport

und so, eben alles was nicht soviel Spaß

macht wie Schokolade. Fazit meiner

langjährigen Studien: ein ganzes Jahr

mit (gute Vorsätze, nicht Schokolade)

geht nicht, aber eine Jahreswende ohne,

geht auf keinen Fall, zumindest nicht für

mich.

Wenn ein Jahr an der Wende steht und

sich ein neues, junges für alles offenes

Jahr ankündigt, wer denkt bei so viel

Erneuerung nicht selbst an eine Mini-

wiedergeburt, wenn auch nur eine mit

der Erstausstattung (es sei denn man

steht auf der Warteliste für neue Knie,

Hüften, Zähne usw. und andere Ersatz-

teile) wer spürt nicht die Verlockung des

neu Beginnens, den Wind of Change,

auch wenn der meist nur beinhaltet dass

man sich mehr am Riemen reißen will,

anstatt mehr das neue Jahr zu genie-

ßen? Bizarr ist, dass zur Jahreswende

die meisten Menschen nur diese eine

Nacht der Nächte und die Kunst sie mit

viel Pyrotechnik, Essen und Alkohol

irgendwie herumzubringen beschäftigt,

anstatt das Jahr nach der Wende und das

was es bringen mag, und die Pläne und

Träume, die man hat.

Man mag es mit guten Vorsätzen hal-

ten wie man will, bewiesen ist auch, und

das wundert jetzt bestimmt keinen, dass

weder jene die welche hatten, noch jene

die keine Vorsätze formulierten, am

Ende eines Jahres sich maßgeblich ver-

ändert hatten und so treffen nach meiner

Meinung Paul Simon und Art Garfunkel

den Nagel auf den Kopf als sie 1981 im

Konzert im Central Park live vor über

500.000 Zuschauern eine eigens ange-

textete Strophe zu „The Boxer“ singen

mit den Schlussworten:

Now the years are rolling by me, they

are rocking easily, I am older then I

once was, younger than I´ll be- that´s

not unusual…

No, it isn´ t strange? After changes,

up on changes, we are more or less the

same, after changes we’re more or less

the same.

Was auf gut Deutsch heißt, trotz all

der Veränderungen in und um uns blei-

ben wir doch wir selbst, mit Chance und

Schicksal gleichermaßen aus dem, was

uns gegeben ist…

Und so bleibt mir nur, Euch allen ein

Jahr 2017 voller Hoffnung und Visionen

zu wünschen, ein Gutes in jedem Sinne

und uns allen die Gabe, nach unseren

Möglichkeiten etwas Schönes daraus

zu machen (und allen Silvesterkracher-

Fans leg ich ans Herz ihren Silvester-

müll bitte aus Feld und Wiese zu entsor-

gen ;-)

Zeitenwende

Mein Vorsatz als ich diese Reihe startete, war eigentlich der, über das Vergangene und den

sich schließenden Fodn ein Schlusswort zu schreiben und am Ende eines Jahres ist das so

leicht wie nie. Aber auch ebenso wenig spannend.