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FODN - 60/02/2015

Pepe (Josef) Rubisoier Jenbach

I

ch als Enkel meiner Großeltern

hatte schon immer eine starke Be-

ziehung zu Kals, den eigentlichen

Wurzeln unserer Familie Rubisoier. Au-

ßerdem leben hier noch unsere nächs-

ten Verwandten in Arnig und in Groß-

dorf, sodass ich immer wieder hierher

zu Besuch kam. Mit der Niederschrift

„Geschichten aus unserer Familie“ habe

ich in den 80er Jahren begonnen – ein

Unterfangen, das immer ein Fragment

bleiben wird. Neuen Schwung brach-

te der Fund einer verschollenen Foto-

sammlung meines Vaters Anton. Aber

davon werde ich später berichten.

Es ist für mich eine besondere Ehre,

eine Geschichte beginnend mit meinen

Großeltern erzählen zu dürfen. Mein

Großvater Christian Rubisoier (vulgo

Chrust) wurde als zweitältester Sohn,

dem Jensbauern Anton Rubisoier und

dessen Gattin Therese (geb. Meilinger),

1878 am Jenshof geboren. Chrust hat-

te zwei Brüder und sechs Schwestern.

Rupert der Ältere übernahm später den

Jenshof, die legendäre Schwester Maria

(vulgo Roanamoidl) wurde Roanabäu-

rin. Wahrscheinlich aus echter Beru-

fung begann Chrust 1895 die Tischler-

lehre beim Meister Johann Oberhauser

(vulgo Egger) in Kals. Den Militär-

dienst, das sogenannte Assentjahr leis-

tete er 1899 ab. Anschließend war er

wieder in Kals beschäftigt. Den Berich-

ten nach, waren die damaligen Arbeits-

möglichkeiten als Tischler in Kals sehr

beschränkt.

Meine Großmutter Ursula kam eben-

falls in Kals, 1883 zur Welt. Sie ent-

stammte einer kleinbäuerlichen Familie.

Ihre Eltern Emanuel Unterwurzacher

und Maria (geb. Reiter) bewirtschafte-

ten den Schußhof (Taurerrotta). Nach

ihrem Schulabgang musste sie zu einem

Schuster in die Lehre gehen, weil es am

elterlichen Hof an Geld fehlte! Ursula

war eine sehr starke Frau. In ihrer Ju-

gend machte sie und eine ihrer Schwes-

tern im Sommer neben der anderen Ar-

beit noch zusätzliche Schwerarbeit. Ein

bis zweimal in der Woche standen sie

um 2 Uhr in der Früh auf, stiegen bis

zur Waldgrenze und sammelten dort

Brennholz. Sie luden es auf ihre Kraxen

und trugen es über den Gletscher auf die

Adlersruhe. Dort wurde das Holz gewo-

gen und pro kg abgerechnet. Einmal

zeigte die Waage 42 kg!

Irgendwann lernen sich Chrust und

Ursula kennen. So wurde dem Paar

1908 die Tochter Anna geboren. Noch

Der Abschied meiner Großeltern von Kals am Großglockner im Jahr 1908.

„Familiengeschichten ...“

MENSCHEN

Chrust beim Jaud in Jenbach 1909

Familie Rubisoier um 1922