Gemeindezeitung - page 30

Virgen
Aktiv
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I
Virgen im Ersten Weltkrieg
Zur Erinnerung: Diese Aufzeichnungen
in der Volksschulchronik verfasste
Schwester M. Kassiana Letzner. Sie sind
hier ohne Kommentare und Korrekturen
wiedergegeben. Einige von mir ge-
machte Ergänzungen stehen zwischen
eckigen Klammern [ ... ]. Die beigefügte
Abbildung stammt natürlich aus einer
anderen Quelle.
Otfried Pawlin
1915
Im Mai 1915 erklärte der
treulose Bun-
desgenosse Italien
Österreich den
Krieg. Jetzt entbrannte die Kriegsbegeis-
terung auf‘s neue, aber auch die Zornes-
ader schwoll hoch an. Von Erfolgen
kann der Treulose, der zwar Tirol an ver-
schiedenen Stellen überrumpeln wollte,
nichts sagen. Doch kostete die Verteidi-
gung viele Opfer an Blut u. Leben. Be-
sonders arg hauste der Feind in Südtirol
bei Lafraun, Riva; am Ortler, Enneberg,
Buchenstein u. Sexten wurde arg mitge-
nommen. Der Kreuzbergsattel war
Zeuge unerschütterlicher Tapferkeit u.
kalter Todesverachtung.
Am 25. Mai 1915 wurde H.[err] Schul-
leiter Ignaz PREINDL den Reihen der
Vaterlandsverteidiger zugeteilt. Am 27.
verließ er Virgen, um dem Rufe des
Kaisers zu folgen. Im Sept. 1915 ging er
an die Front.
Am 22. Juni verblutete auf dem galizi-
schen Schauplatz für Gott, Kaiser und
Vaterland Josef BUDAMAIR, Bauer auf
Budam, Ortsschulrats Obmann u. Ge-
meinde Kassier von Virgen. Er war ein
gewissenhafter, pflichteifriger Mann,
allseits beliebt und geachtet. R.I.P. Josef
MARIACHER – Stöffensohn in Mittel-
dorf – absolv.[ierter] Lehramtskandidat,
der seit Herbst 1914 des Kaisers Rock
trug, fiel auf den galiz. Feldern. Sein
Bruder Alois starb kurze Zeit hernach
fern von der Heimat am Typhus. Im
Sept. starb im Spitale in Lienz der als
Arbeiter eingerückte Josef TROYER –
Nellsohn von Virgen. Auch ein Geigen-
sohn v. Göriach und noch ein paar fielen
demWelschen Judas zum Opfer (Anton
JESTL). Josef BSTIELER, Rollsohn v.
Virgen – ein recht braver, arbeitsamer
Bursch von 18 Jahren, opferte sein jun-
ges Leben im Dienste d. Vaterlandes.
Am 31. Okt. 1915 schlug eine feindl.
Granate in einem Schützengraben am
VIRGEN IM ERSTEN WELTKRIEG
Gardasee
Idrosee
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Verona
Trient
Bozen
Triest
Rovereto
Brenner
Tonale
Kreuzberg
Stilfser Joch
Reschen
Plöcken
Pasubio
2232 m
Ortler
3905 m
Marmolata
3343 m
M.Grappa
1742 m
Adamello
3354 m
Presanella
3556 m
Rote, strichlierte Linie: Damalige Grenze zwischen Österreich-Ungarn und Italien.
Schwarze Linie: Frontverlauf nach der Kriegserklärung Italiens im Jahr 1915. Aus strategischen Gründen wurden von der Monarchie
einige kleinere Gebiete nicht verteidigt.
Einfache rote Linie: Sie markiert die Front imOkt., Nov. 1917, nachdem 12 blutige, für beide Seiten verlustreiche „Isonzoschlachten“
geschlagen waren. Italien hat also im Ersten Weltkrieg keinen Quadratmeter österreichischen Bodens erobert, sondern eigenes Territo-
rium eingebüßt; trotzdem konnte es im Frieden von Saint Germain die heute noch gültige Grenzziehung durchsetzen.
Bildnachweis: Hana Hubálkova (nach Angaben von Michael Forcher), abgedruckt in: Martin Kofler (Hrsg.), „Grenzgang. Das Pustertal und
der Krieg 1914-1918“ (TAP-Forschungen, Bd. 2), Innsbruck-Wien 2014.
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