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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
4. JUNI 2018
CHRONIK
MEINE
G
ESCHICHTE
Große Liebe zum Backhandwerk
Thomas Matitz,
Kötschach:
Er gehört zu den „Brothandwerkern“: Thomas Matitz, Bäckermeister und Gastronom aus Kötschach: Seine handwerklich
hergestellten Produkte sind sehr gefragt.
In Oberkärnten ge-
hören die Bäcke-
reien Egger (Ober-
drauburg), Matitz
(Kötschach), Kan-
dolf
(Hermagor)
und Weißensteiner
(in Bad Kleinkirch-
heim, Spittal, Ra-
denthein und wei-
teren Standorten)
zu den „Brothand-
werkern“. Jeder von
ihnen bäckt sein in-
dividuelles Brotsor-
timent, so auch
Bäckermeister und
Gastronom Thomas
Johann Matitz (Jg.
1970). Seine Spezia-
litäten entsprechen
der Slow Food Phi-
losophie.
Ein
Grundsatz lautet:
„Gib gutem Gebäck
ausreichend Zeit,
entstehen zu dür-
fen“. Die nachhaltig
hergestellten
regionaltypischen
Qualitätsprodukte sollen auch ent-
deckt, erkannt und wertgeschätzt
werden. Und dass der Konsument
sich selbst Zeit nimmt für gelas-
senes, langsames Genießen. Die
Bäckerei Matitz „Stieflbäck“ ist
eine beliebte Adresse. „Statt im-
mer schneller und größere Pro-
duktmengen in immer kürzerer
Zeit zu produzieren, arbeiten wir
mit unserem Brot und Gebäck ge-
gen diese Trends, nämlich händisch
und zeitaufwändiger mit Natursau-
erteig, Langzeitführung und regio-
nalem Getreide sowie regionalen
Zutaten von unseren Landwirten“,
erklärt der Bäckermeister. Schon
sein Urgroßvater Thomas Steiner,
der 1902 die bestehende Backstu-
be des Dorfbäckers in Kötschach
übernommen hatte, stellte Brot
mit Natursauerteig her. In der Fa-
milienbäckerei Matitz gibt es nicht
nur köstliche Natursauerteigbrote,
das bekannte Labl nach dem Re-
zept des Urgroßvaters, sondern
viele Spezialitäten, wie Handsem-
mel oder das Loncium-Baguette
mit Braumalz aus der Loncium-
Brauerei in Mauthen und das Mais-
baguette mit Gailtaler Weißem
Landmais von Sepp Brandstätter aus
Würmlach usw. In seinem Betrieb
befindet sich auch eine eigene klei-
ne Mühle, mit der u. a. Waldstau-
denkorn selbst gemahlen wird.
Kreativer Meister
Matitz ist nicht nur sehr fleißig, son-
dern auch ein kreativer Meister. So
enthält beispielsweise das Rote
Traubenkernmehlbrot das Trauben-
kernmehl vom Weingut Holzfeind
aus Kötschach. Zu Brot und Kräckern
verarbeitet wird auch der gemahle-
ne Leinkuchen mit dem hochwer-
tigen Öl aus Leinsamen aus der Öl-
macherei von Katja Schmidt (Ir-
schen). Seine vielfältigen Sorten an
Kräckern (mit Zutaten von Käse, Chi-
li bis Mohn usw.) sind ein Renner
und werden an viele Adressen in
ganz Österreich geliefert. Matitz
übernahm den elterlichen Betrieb
2003 und erweiterte mit Hilfe seiner
Eltern Hans und Gertraud die Bäcke-
rei. Dazu kam auch ein Kaffeehaus
mit Konditorei. Seit 2009 führen er
und Gattin Angelika den Betrieb
(nunmehrigen Slow Food Travel
Partner-Betrieb) gemeinsam, 2011
kam Tochter Valentina zur Welt, seit-
her wohnen und arbeiten drei Gene-
rationen im Haus. Die köst-
liche Produkte-Vielfalt er-
fordert sehr viel Arbeit.
Diese geht für Matitz und
seine Bäckerei-Mitarbeiter
bald nach Mitternacht los.
Danach folgen die Liefe-
rungen zu den Kunden,
früh sperrt auch das Cafe
auf. Das Frühstücksange-
bot umfasst neben dem
eigenen Brot und Gebäck
viele hochwertige Köstlich-
keiten von Partnern und
Produzenten aus der Regi-
on, von Kaffee über Käse,
Speck, Marmeladen bis zu
Tees und Getränken. Insge-
samt hat der Betrieb sie-
ben Mitarbeiter. Der ruhig
wirkende Meister widmet
seine karge Freizeit der Fa-
milie, es werden gemein-
same Ausflüge gemacht.
Als Oldtimer-Fan ist er
auch gern mit seinem
Steyr-Fiat 500 Topolino un-
terwegs.
Wer Lust aufs Backen hat, ist bei Ma-
titz richtig. Der Meisterbäcker führt
auch Backworkshops im Rahmen
von Slow Food Travel durch. In der
Backstube erhält man Tipps vom
Profi, vom richtigen Formen der
Handsemmel bis zum Anrühren von
Sauerteig. Und natürlich anschlie-
ßender Verkostung. Bekanntlich ist
ja das Gail- und Lesachtal von Slow
Food International zur ersten Slow
Food Travel-Destination ernannt
worden. Hier kann man erleben,
wie bei vielen Lebensmittelhand-
werkern und -herstellern Tradition,
Know-how, Verantwortung und Ge-
nuss vereint werden. Man kann
ihnen bei der Herstellung guter
und sauberer Lebensmittel auch
über die Schulter schauen.
Gut, sauber, fair
Zehn Bäckermeister haben sich
zum Verein „Die Brothandwerker“
(Obmann Martin Wienerroither)
zusammengeschlossen. Sie wissen,
dass sie gemeinsam stärker sind,
und sie vereint ein Ziel. In ihren
rund 50 Bäckereifachgeschäften in
Kärnten und auch in Osttirol bieten
sie ehrliches Brot in einer unglaub-
lich großen Brotvielfalt an, Tag für
Tag. „Gut, sauber und fair“, ist ihr
Motto. Sie geben dem Brot die not-
wendige Zeit, um Geschmack zu
entwickeln, sie verwenden ehrliche
Zutaten, also absolut keine Zusatz-
stoffe, industrielle Backmittel,
künstliche Aromen oder gar zuge-
kaufte Teiglinge. Sie geben regio-
nalen Rohstoffen klar den Vorrang,
backen nach traditionellen Her
stellungsmethoden mit qualitäts-
vollem, gemahlenen Korn aus der
Heimat. Der gewissenhafte Um-
gang mit den Ressourcen ist für sie
ein wichtiges Kriterium. Und sie
wollen Jung und Alt für das Brot-
handwerk begeistern.
Karl Brunner
Bäckermeister Thomas Matitz.
Foto: k. brunner
Eine Matisse Personale außerhalb der Bundeshauptstadt Wien
habe es in Österreich noch nie gegeben, sagten die beiden Kura
torinnen Julia und Erika Schuster anlässlich der Eröffnung der
Ausstellung „Henri Matisse – das druckgrafische Werk“ in der
Stadtturmgalerie Gmünd. Der Stadtturm platzte ob des Andrangs
fast aus allen Nähten, als Landeshauptmann und Landeskultur
referent Peter Kaiser die fantastische Ausstellung eröffnete. Zu
sehen sind in den drei Stockwerken rund 50 Originalgrafiken aus
40 Schaffensjahren des
berühmten
franzö
sischen Meisters, dar
unter
zauberhaften
Portraits und Aktdar
stellungen, aber auch
alle 20 farbstarken
Lithografien
seines
Künstlerbuches JAZZ.
Die Ausstellung ist bis
30. September täglich
zu sehen.