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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
12. FEBER 2018
CHRONIK
MEINE
G
ESCHICHTE
Aktiv in Back- und Gemeindestube
Bgm. Josef Jury,
Gmünd:
Josef „Sepp“ Jury aus Gmünd ist „meisterhaft“. Er ist Bäcker- und Konditormeister und seit 2005 Bürgermeister der Stadt-
gemeinde Gmünd, wo er seit 1997 bereits Stadtrat war.
Der gebürtige Gmünder steht
sehr früh auf, also so um 2
oder 3 Uhr, um in seinem Be-
trieb in Spittal mitzuarbeiten
und nachzusehen, ob alles
läuft. Sein Betrieb beschäftigt
15 Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeiter. Er gehört jener Min-
derheit von Politikern an, die
auch Unternehmer sind. Was
eine große Aufgabe darstellt,
die sehr viel Fleiß und Zeitma-
nagement erfordert. Das war
für ihn noch anstrengender, als
er als weitere Funktion auch
noch ein Nationalratsmandat
(2008-2013) innehatte und da-
durch auch viel in Wien sein
musste. Josef Jury (Jg. 1962)
hatte das kreative Handwerk
des Konditors und Bäckers bis
zum Meister in Tamsweg er-
lernt, war im elterlichen Bäcke-
rei-Betrieb tätig, dann arbeite-
te er ab 1987 bis 2003 bei der
Adeg, wo er Geschäftsführer
war, schließlich machte er sich
selbstständig, was er ursprüng-
lich gar nicht geplant hatte. Er
erwarb vorerst noch weitere
Bäckerei-Geschäfte, als dies
dann doch des Guten zu viel
wurde, konzentrierte er sich
auf seine „Patisserie Robert“ in
einem Spittaler Einkaufszen-
trum. Hier musste er viel in
den Umbau investieren, weil
neben dem Verkauf auch die
Produktion und ein Cafe ein
gerichtet wurden. Köstliche
Mehlspeisen und Bäckereien in
großer, sehr einladender Viel-
falt gibt es hier, aber auch Im-
bisse und zudem – gleichsam
als Novum dieser Bäckerei –
werden selbst hergestellte
Kärntner Nudeln mit den un-
terschiedlichsten
Füllungen
(Fleisch, Topfen, Erdäpfel etc.)
angeboten. Wie Jury betont,
sei man stets um hochwer-
tigste Qualität bei der Herstel-
lung sowie bei den Produkten
bemüht, nur regionale Zutaten
würden verwendet. Bei all den
biologisch hergestellten Pro-
dukten müsse auch auf ein
gutes Preis-Leistungsverhältnis
geachtet werden. Im Blick auf
die Konkurrenz großer Ketten
meint er, dass etwas weniger
Bürokratie als Erleichterung für
kleine Betriebe und Handwerker
sehr notwendig und wichtig
wäre.
Ort der Begegnung
Jury ist auch leidenschaftlicher
Lokalpolitiker. Sein Ziel ist es, die
Kultur-
und
Künstlerstadt
Gmünd (rund 2.580 Einwohner),
die für ihr kulturell-künstle-
risches Engagement schon
mehrfach höchste Auszeich-
nungen erhielt, gemeinsam po-
sitiv weiterzuentwickeln und sie
weiterhin als Lebensraum, spe-
ziell für die Jugend, lebendig zu
erhalten bzw. zu gestalten. In
diesem Sinn werden auch sehr
günstige Baugründe seitens der
Gemeinde angeboten, erwähnt
der verdienstvolle Gemeinde-
chef. Er erinnert an die Landes-
ausstellung wasser.reich (Erleb-
nisreise WasserKraft im Lieser-
und Maltatal 2006), die auch ein
wichtiger Anschub für die wei-
tere Entwicklung Gmünds als
Künstlerstadt war. Er ist stolz auf
die zahlreichen kulturellen, ge-
sellschaftlichen wie wirtschaft
lichen, touristischen und sport-
lichen Aktivitäten und Veranstal-
tungen in der Lieserstadt sowie
auf die vielen Vereine und un-
terstreicht Gmünd als Ort der
Begegnung und des Miteinan-
ders, hervorzuheben seien auch
die vielfältigen Beziehungen zur
Großstadt Osnabrück (in Nie-
dersachsen/Deutschland), die
offiziell „Freundschaftsstadt“ ist.
„Gmündner in Europa“
Besonders erfreut ist er auch
darüber, dass es gelungen ist,
ein gemeinschaftliches Kinder-
betreuungszentrum für die Ge-
meinden Malta und Gmünd in
Fischertratten zu realisieren. Die
Stadtgemeinde werde dem-
nächst ein Wasserkraftwerk
(Landfraß) errichten und in
Gmünd soll auch eine neue
Rotkreuz-Stelle für das Lieser-
und Maltatal entstehen. Ein
wichtiges Ereignis bildet heuer
auch das internationale Treffen
der „Gmünder in Europa“, ein
Verein mit Vertretern von Städ-
ten und Orten mit dem Namen
„Gmünd“ aus ganz Europa, die
sich freundschaftlich austau-
schen und für ein Europa der
Regionen
eintreten.
Das
Gmünder-Städtetreffen findet
Mitte Juni 2018 in Gmünd
statt.
Dauerpendler
„Nicht nur reden, es muss auch
gehandelt werden“, weist Jury
auf die notwendige Entschei-
dungsfreude hin. Auch sieht er
es als seine Aufgabe, zu
schlichten, um gegensätzliche
Interessen und Streitigkeiten
zu bereinigen. „Ein gutes Klima
und konstruktive Sachlichkeit
sind wesentlich“, sagt Jury, das
gelte im Betrieb ebenso wie in
der Gemeinde. Gegenseitige
Wertschätzung komme allen
zugute. „Offenheit und über
den Tellerrand schauen“, da-
rum müsse man sich stets be-
mühen, auch um die Bereit-
schaft, von anderen lernen zu
wollen. Der Bürgermeister –
verheiratet mit Gattin Renate
(sie haben zwei Kinder) – ist ein
froher, optimistischer Mensch.
Als Hobbys nennt er Langlau-
fen, Gasthausbesuche und „bei
den Leuten sein“, was man
dem kontaktfreudigen Unter-
nehmer und Kommunalpoliti-
ker gerne glaubt. Als „Dauer-
pendler“ zwischen „Backstube“
und „Gemeindestube“ hat er
nicht so viel Freizeit. Und
erinnert (sich) daran, dass er
früher einmal ein sehr guter
Tormann beim ASKÖ Gmünd
gewesen sei.
Karl Brunner
Bgm. Josef Jury ist sehr engagiert und pendelt zwischen Betrieb
und Gemeinde.
Foto: k. brunner