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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
von Herbert Hauser
Interview
Das Glück liegt auf dem Rücken der Pferde
Die gebürtige Mannheimerin Claudia Aschbacher (52) arbeitet seit 2007 in Kärnten. Seit 2014 ist sie Obfrau des
Vereins „Hippokrates“. Das integrative Reit-Therapiezentrum ist in seiner Kombination Ergo- & Hippotherapie
eine einzigartige Einrichtung in Kärnten. Es kommen Kinder mit Handicap aus Kärnten, aber auch aus Deutschland
mit ihren Eltern – oft in Verbindung mit einem Urlaub - nach Unterhaus/Seeboden, wo auch Claudia Aschbacher
mit ihrer Familie eine neue Heimat gefunden hat.
OVT: Frau Aschbacher, was macht
der Verein „Hippokrates“?
Claudia Aschbacher:
Im Laufe unserer
jahrelangen therapeutischen Arbeit
haben wir festgestellt, dass die Kinder
mit Handicap nach unseren Intensiv-
therapiewochen deutliche körperliche,
geistige und soziale Entwicklungsfort-
schritte machen. Aber leider können
sich nicht alle Eltern diese Therapien
für ihre Kinder leisten. Da entstand die
Idee, den gemeinnützigen Verein „Hip-
pokrates“ zu gründen, um unseren
Therapiekindern die Therapien mit
dem Pferd leichter zugänglich und
finanzierbar zu machen. Die Nachfrage
ist sehr groß, da es sich unter den
Eltern herumspricht, wie erfolgreich
diese Therapiekombination für betrof-
fene Kinder ist. Und das Schönste ist,
dass die Kinder diese Arbeit mit dem
Pferd nicht als solche erleben, sondern
mit viel Freude und Spaß, nahezu spie-
lerisch bei der Sache sind.
Was ist eine Hippotherapie?
Hippotherapie ist eine physiothera-
peutische Behandlungsmethode, die
auf der dreidimensionalen Bewe-
gungsübertragung des Pferderückens
auf den Patienten aufbaut. Diese Be-
wegungsübertragung verlangt vom
Patient ständige Aktivität und Anpas-
sungsreaktionen der Muskulatur, wo-
durch Haltungs-, Gleichgewichts- und
Stützreaktionen, Bewegungsabläufe,
Gelenkbeweglichkeit, Sensomotorik
und Atmung verbessert werden. Dabei
achtet die Therapeutin fortwährend
auf die Stellung und Mobilität des Be-
ckens, des Rumpfes und der Extremi-
täten. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor
der Hippotherapie ist außerdem der
positive Einfluss auf die Psyche des
Patienten, denn diese Therapie macht
Freude.
Warum Ergotherapie mit Pferd?
Das Pferd kann in der Ergotherapie als
Therapiemittel eingesetzt werden.
Nachdem mittels gezielter Beobach-
tung und standardisierten Tests die Be-
fundung abgeschlossen ist werden die
individuellen Maßnahmen durchge-
führt. Die Therapieziele stehen immer
in direkter Verbindung mit dem per-
sönlichen Alltag. Das Pferd wird als
Partner in der Therapie wirksam und
erhöht die Handlungsbereitschaft und
Motivation des Patienten. Durch den
Einsatz eines Pferdes kann der Thera-
pieprozess beschleunigt werden.
Warum sind gerade Pferde
therapeutisch bestens geeignet?
Abgesehen von ihrer Fähigkeit uns auf
ihrem Rücken zu tragen und damit mo-
torische Reaktionen bei ihrem „Reiter“
zu bewirken, sind Pferde auch psycho-
Kurz gefragt:
Claudia Aschbacher
(Seeboden)
Hippo- und Physiotherapeutin
Sternzeichen:
Steinbock
Ich schaue gerne (TV, Filme):
Reportagen, Reiseberichte,
Komödien
Ich trinke gerne:
Cafe Latte, Tee
und guten Rotwein
Lieblingsblume:
Rose
Lebensmotto:
Das Glas ist halbvoll
emotional-soziale Wesen. Pferde spie-
geln uns und unsere inneren Baustel-
len. Deswegen sind sie nicht nur der
Freund an unserer Seite, sondern im-
mer öfter auch Helfer für die thera-
peutische Arbeit. Pferde sind so un-
glaublich fein und sensibel. Sie erspü-
ren, wer vor ihnen steht und wie es
diesemMenschen geht. Wenn wir Sor-
gen haben, wird das Pferd sie spüren,
auffangen und darauf reagieren. Es ist
also die schöne Situation mit Pferden,
dass sie uns sofort zeigen, wie wir uns
gerade fühlen und uns so beibringen
können, zu uns selbst zu finden. Weil
sie sogar die Gefühle in uns lesen kön-
nen, derer wir uns selbst vielleicht
noch gar nicht bewusst sind.
Welche Ausbildung braucht ein
Hippotherapeut?
Hippotherapie dürfen ausschließlich
Physiotherapeuten mit abgeschlos-
sener Zusatzausbildung in der Hippo-
therapie praktizieren. Diese Behand-
lung muss ärztlich verordnet, für den
Patienten und dessen Befund individu-
ell angepasst und dem Therapieplan
entsprechend aufgebaut sein.
Können Sie vielleicht auch
schon von ganz besonderen
Glücksmomenten erzählen?
Besonders berührend war, als mir die
Mutter eines Therapiekindes erzählt
Alle Interviews unter
www.oberkaernten-online.athat, dass das erste Wort ihres Kindes
der Name unseres Therapiepferdes
Pico war. Für unsere Therapiekinder
ist es oft sehr anstrengend, etwa ihre
beeinträchtigte Hand zu benutzen,
aber für die Pferde ist diese dann oft
unermüdlich im Einsatz, sei es beim
Streicheln, Putzen, Füttern oder Len-
ken mit den Zügeln.
Welchen Wunschtraum würden
Sie sich gern erfüllen?
Ein überdachter Therapiereitplatz
wäre mein großer Traum, damit wir
wetterunabhängig mit den Pferden
und den Kindern arbeiten können.
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