Table of Contents Table of Contents
Previous Page  26 / 48 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 26 / 48 Next Page
Page Background

AUS DER KÜCHE

PUSTERTALER VOLLTREFFER

OKTOBER/NOVEMBER 2017

26

Herr Wieser, das Törggelen

schaute früher ja anders aus,

oder?

Wieser:

„Ja. Ursprünglich

wanderte man von Hof zu Hof,

um den ‚Suser‘, den halb ver-

gorenen neuen Wein, zu verko-

sten. Heute sitzt man beim

Törggelen in geselliger Runde

und genießt im urigen Bu-

schenschank den frischen Trau-

benmost. Dazu isst man gerö-

stete Kastanien, aber nicht nur.

Denn die Ernte ist eingebracht,

und die Natur hat den Men-

schen wieder allerlei Köstlich-

keiten vermacht. Und so wird

aufgetischt, was Hof und Keller

hergeben: Das reicht von Speck

und Käse bis zum selbst ge-

machten Brot, Geselchtem, also

Geräuchertem, mit Sauerkraut

und Knödeln, Schlutzern und

hausgemachten Krapfen.“

Warum ist der „Suser“ mil-

chig-trüb?

Wieser:

„Weil er durch Hefe-

bakterien so gemacht wurde,

und er ist auf alle Fälle noch

süßlich. Der neue Wein, also

ein späteres Stadium in der

Weinproduktion, heißt ‚Nuier’.

Der neue Wein ist wie der Most

ein Produkt des Jahres, in dem

er getrunken wird.“

Auch die Kastanien gelten

als Gabe des Herbstes.

Wieser:

„Ja. Denn im Herbst

bis nahezu hinein in den Winter

sind sie reif und werden als

heiße Delikatesse angeboten.

Man könnte sie das ganze Jahr

über in der Küche einsetzen, so

vielseitig ist die Verwendung

der Kastanien. Ob glasiert, ge-

braten, getrocknet, kandiert oder

gekocht, Kastanien sind äußerst

delikate Früchte. Sie veredeln

Braten, etwa in der Semmelfül-

lung, schmecken gut im Ge-

Es ist wieder Törggelezeit

Nach der Weinlese ist seit jeher Törggelezeit in Südtirol. Die Tradition des

geselligen Beisammenseins kommt von „Torggl“, wie die Weinpresse ge-

nannt wird, und nicht etwa vom Torkeln nach der Feier, wie böse Zungen

immer wieder mutmaßen. Der Südtiroler Meisterkoch Gerhard Wieser im

„PVT“-Interview.

Törggelegerichte

Kalte Gerichte Marende (Brettljause), Speck, hausgemachte Kaminwurzen, Gamskaminwurzen

Brot

hausgemachtes Nussbrot, Bauernbrot, Vinschgerlen, Schüttelbrot

Suppen

Gerstsuppe, Kürbissuppe, Graukassuppe, Gulaschsuppe, Brotsuppe

Tirtlen

Spinattirtlen, Krauttirtlen, Kartoffelblattlen mit Sauerkraut

Vorspeisen

Knödel- oder Nockentris (Käse-, Spinat- und Pilznocken), Schüttelbrotbandnudeln,

Schlutzkrapfen, Speckknödel mit Sauerkraut, Rohnenknödel

Käse

Graukäse mit Zwiebeln und Almkäse mit Pellkartoffeln

Fleisch

Bauernschöpsernes, Schweinsrippelen, Wildgerichte wie Hirschgulasch und Rehbraten,

Törggelepfandl, Hauswurst, Gsurtes Spanferkelkarree, Bauernbratl, Blutwürste, Sur-

fleisch, Schlachtplatte, Hauswurst mit Kraut, Pellkartoffeln mit Schnittlauchquark

Hausgemachte

Krapfen mit Füllungen aus Mohn, Kastanien, Preiselbeerkompott oder

Mehlspeisen

Marillenmarmelade (Aprikosenmarmelade), Strauben, Apfelkiechl

Säfte

hausgemachter Apfelsaft, Traubensaft

Schnäpse

selbst gemachter Treber, Nusseler, Himbeerler

Wein

Eigenbauwein, Most/Suser

Nüsse/Kastanien Walnüsse, Haselnüsse, Kastanien

Zubereitung Kastanien

Zubereitung

Roh darf man die braunen Früchte nicht essen, sie müssen gekocht, gebraten

oder geröstet werden.

Kochen

Dafür werden sie zuerst eingeritzt und dann etwa 20 Minuten in Wasser gekocht,

bis die Schale aufspringt.

Rösten

Zum Rösten entweder für 15 bis 20 Minuten in eine gelochte Pfanne geben, auf offenem

Feuer rösten oder auf ein Blech geben und im Backofen bei 200 Grad rösten.

Schälen

Man kann sie auch nur auf der Herdplatte (Holzofen) rösten, bis die Schale aufspringt.

Wenn die Früchte etwas abgekühlt sind, lässt sich die Kastanie mit den Fingern schälen.

Kastanien-

Karamellcreme

Für 4 Personen

Karamellzucker:

100 g Zucker,

Saft einer ½ Zitrone.

Kastanien-Karamellcreme:

250

ml Milch, 1 Pkg. Vanillezucker

oder ½ Vanilleschote, 1 Msp.

Zimt, 1 Prise Salz, 2 Eier, 60 g

Zucker, 80 g gekochte Kastanien,

zerbröselt, 1 EL Rum.

Weiteres:

4 EL geschlagene

Sahne, ½ TL Zimt zum Bestreuen,

12 gekochte Kastanien, karamelli-

siert, 4 Minzeblätter zum Garnie-

ren.

Zubereitung:

Karamellzucker:

Zucker in einem

kleinen Topf schmelzen lassen, Zi-

tronensaft dazugeben und hell-

braun karamellisieren lassen. In

Auflaufförmchen (Dariolformen)

gießen.

Kastanien-Karamellcreme:

Milch

mit Vanillezucker, Zimt und Salz

aufkochen. Eier und Zucker ver-

rühren, die heiße Milch langsam

unterrühren. Durch ein Sieb sei-

hen, mit zerbröselten Kastanien

vermischen, mit Rum abschmek-

ken und in die Förmchen zum Ka-

ramellzucker geben. Einen flachen

Topf mit Backpapier auslegen,

dann zwei Finger hoch heißes

Wasser einfüllen, die Förmchen

hineinstellen und im vorgeheizten

Backofen bei 160 Grad etwa 50

Minuten backen.

Fertigstellung:

Wenn die Creme

völlig gestockt ist, aus dem Was-

serbad heben und mindestens

eine Stunde im Kühlschrank erkal-

ten lassen. Mit einem kleinen glat-

ten Messer am Rand der Form

entlang schneiden, damit sich die

Creme aus der Form löst. Die Ka-

stanien-Karamellcreme auf Teller

stürzen, mit flüssigem Karamell-

zucker aus dem Förmchen über-

gießen. Geschlagene Sahne dane-

ben anrichten, mit etwas Zimt be-

streuen und mit karamellisierten

Kastanien und Minze garniert ser-

vieren.

Rezept

von Meisterkoch

Gerhard Wieser