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OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

13. NOVEMBER 2017

CHRONIK

MEINE

G

ESCHICHTE

Der Nassfeldpionier

Arnold W. Pucher,

Nassfeld/Hermagor:

Als er an einem herrlichen Februartag im Jahre 1962 erstmals aufs Nassfeld kam, war er vom Schnee und vom Bergpanorama

fasziniert. Es wirkte wie ein Magnet auf ihn, der ihn nicht mehr loslassen sollte: Arnold Werner Pucher, Jg. 1940, wollte hier ein

Hotel bauen, sein Vater zeigte vorerst wenig Begeisterung. Doch Sohn Arnold setzte sich durch, es wurde gebaut und immer

wieder weiter gebaut, so entstanden im Laufe der Jahrzehnte Hotels und Schihütten und immer mehr Liftanlagen.

Der Visionär ist zum „Nassfeld­

pionier“

geworden.

Auch

„Nassfeldkaiser“ wird er in An­

erkennung und Wertschätzung

seiner Leistungen gerne ge­

nannt. Am Nassfeld gab es An­

fang der 60er Jahre weder

Wasser noch Strom, auch die

Straße hinauf war schlecht.

Oben befand sich die Alpenver­

eins-Schutzhütte. Es gab nur

einen kleinen Schlepplift. „Der

Schnee war einfach einzigar­

tig“, erinnert sich Pucher. Er

begann mit dem Bau des Ho­

tels Wulfenia, enorme Eigenlei­

stungen wurden dafür er­

bracht. Ein Sturm hatte dann

auch gleich das fertiggestellte

Dach weggefegt. Pucher wollte

immer weiter und, was nicht

verwunderlich ist, eckte er da­

mit auch an und hatte immer

wieder Gegenwind, der ihn –

den harter Verhandler, der ge­

legentlich ein wenig aufbrau­

sen konnte – aber nicht von

seinem konsequenten Weg der

Weiterentwicklung abgebracht

hat. Weihnachten 1963 wurde

das Hotel – das erste am

Nassfeld und auch das mit

dem ersten Hallenbad in den

Alpen – geöffnet.

Zufälle und Hürden

Zufälle und Zufallsbekannt­

schaften halfen Pucher weiter.

Reisegesellschaften

aus

Deutschland wurden regel­

mäßige Gäste, öffentliche In­

vestitionen nach und nach ge­

tätigt, die Straße Stück für

Stück verbessert. Schließlich

kam viel Prominenz, auch aus

der Politik, auf das Nassfeld,

darunter auch Bundeskanzler

Bruno Kreisky. Der Ausbau

der Lifte wurde vorangetrie­

ben. Hotelier und Liftbetreiber

Pucher war stets interessiert

an Fortschritten, immer wieder

informierte er sich und sah sich

im In- und Ausland gute Touris­

mus-Infrastruktur-Angebote an.

Insgesamt hat Pucher drei Ho­

tels (ca. 500 Betten) sowie eini­

ge Schihütten gebaut. Er musste

und verstand es auch, gemein­

sam mit Freunden Grundeigen­

tümer zu überzeugen, um

mitzumachen. Vor gut dreißig

Jahren war ihm schon klar, dass

es ohne Schneeerzeugungsan­

lagen nicht gehen würde. Auch

als Gemeinderat in Hermagor

konnte er Partner für seine Er­

schließungen und Bauabsichten

gewinnen. Ein absoluter Höhe­

punkt der Nassfeld-Entwicklung

bildete die Talbahn („Millenium

Express"), die 1999 eröffnet

wurde. „Sie ist der Schlüssel für

die Zukunft des Nassfeld“, ist

Pucher überzeugt. Das Nassfeld

gehört dank einer Fülle von

Investitionen und attraktiven

Angeboten seit einigen Jahren

zu den Top 10-Skigebieten in

Österreich. Das Besondere: Die

Liftfirma hat bis heute keinen

Euro als Dividende ausgeschüt­

tet, steckte das Geld in Investi­

tionen. Pucher, nunmehr Pen­

sionist, war bis 2009 Geschäfts­

führer bzw. Vorstand in der AG,

Aktionär ist er nach wie vor.

Der Tipp von „Guggi“

Pucher, aufgewachsen in St.

Michael am Zollfeld, hat eine

harte Jugend erlebt und dabei

auch viel Bezug zur Landwirt­

schaft bekommen. Er besuchte

die Hauptschule in St. Veit, die

Familie übersiedelte nach Unter­

wollanig bei Villach und baute

hier eine Fremdenpension. Er

absolvierte eine Kellnerlehre.

Dann arbeitete er an verschie­

denen Orten in Hotels, u. a.

in Bad Gastein und auf der

Turrach. Die Ski-WM (1958) in

Gastein war für ihn ein prä­

gendes Erlebnis. Der frühere

Bürgermeister von Klagenfurt,

Leopold „Guggi" Guggenberger,

befragt nach einer guten Ent­

wicklungschance für einen

sonnig gelegenen Betrieb im

Winter, gab Pucher im Winter

1961/62 auf der Turrach den

Tipp, sich auch einmal das

Nassfeld näher anzuschauen.

Es war ein Tipp, der sein Leben

bestimmen sollte.

Energiegeladen

Pucher war und ist ein „Unruhe­

geist“ und ein „energischer,

hartnäckiger Kämpfer“ (wie

sein Freund und Mitstreiter,

der frühere Landesrat Max

Rauscher sagt), angetrieben

vom Anspruch, „wir müssen

auch etwas für die Region tun“.

Ein energiegeladener Unter­

nehmer mit genügend Eigen­

sinn. „Lernen, kooperieren und

etwas weiterbringen“ – darum

ging es ihm stets. „Der Wille

versetzt Berge“, sagt er und

bekennt auch gerne, und mit­

unter auch ein wenig selbst­

kritisch: „Wer Recht hat, der

hat Recht“. Pucher erinnert

sich an unzählige heitere Episo­

den und Erlebnisse, ebenso

an Neid, Miesmachen und die

vielen Hürden, die zu meistern

waren. Pucher hat vier Kinder.

Er musste, geschäftlich und pri­

vat, auch herbe Niederlagen

einstecken. Er wirkt dennoch

als zufriedener Mensch, lacht

gerne und ist nach wie vor

voller Elan. Seine Hobbys sind

Golfen, Reisen und Radfahren.

Karl Brunner

Arnold W. Pucher hat die touristische Entwicklung am Nassfeld

erkannt und ganz entscheidend vorangetrieben. Foto: k. brunner