14
OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
29. MAI 2017
CHRONIK
MEINE
G
ESCHICHTE
Bildung macht handlungsfähig
MMag. Sandra Bindhammer,
Seeboden:
Langeweile kennt sie nicht: Sandra Bindhammer bewältigt nicht nur den Alltag als vierfache berufstätige Mutter, sondern
hat „nebenbei“ das Studium zur Pädagogin für Gesundheitsberufe, die Studien „Soziale Arbeit“, „Gesundheits- und Pflege-
management“ und „Bachelor of Nursing“ abgeschlossen und vor einigen Monaten den „Bildungsraum“ eröffnet.
Die 36-Jährige kann auch viel
Berufserfahrung vorweisen.
Als Diplom Gesundheits- und
Krankenpflegerin in den Be-
reichen Onkologie, Geronto-
logie, Neurologie und Psychi-
atrie, als Pflegedienstleitung
im AHA Seniorenzentrum
Seeboden, als Sozialarbeite-
rin beim Jugendamt,
als Familienintensiv-
betreuerin und als
Stützpunktleiterin –
mobile Hauskranken-
pflege – beim Roten
Kreuz. Darüber, dass
sie
ehrenamtlich
beim Roten Kreuz
Spittal als Funktionä-
rin bzw. Referentin
für Gesundheits- und
Sozialdienste tätig ist,
wundert man sich im
Gespräch mit dem
„Energiebündel“ gar
nicht mehr. Ach ja,
und als Vortragende
für verschiedene Auf-
traggeber, wie z. B.
für das Rote Kreuz
(Hospizausbildung),
für die Fachhochschu-
le oder für das Land
Kärnten unter dem Titel „Von
Profis lernen“ ist sie auch
schon seit über zehn Jahren
tätig.
Familie hat oberste
Priorität
Wie sie das alles unter einen
Hut bringt? „Interesse an Ne-
bensächlichkeiten ist bei mir
grundsätzlich nicht vorhan-
den“, erzählt sie. Und ihr Tag
sei sehr strukturiert. „Ich ste-
he eine halbe Stunde früher
auf als ich müsste, überlege,
wie ich den Tag einteile.“ Ihre
vier Kinder sind zwischen
knapp sechs Monaten und 14
Jahren alt. „Sämtliche Entwick-
lungsstufen“, lacht sie. Wichtig
ist auch, dass der Partner – ihr
Ehemann ist Notfallsanitäter
beim Roten Kreuz – nicht nur
zu 100, sondern zu 1.000 %
hinter ihr steht und dass jedes
Familienmitglied mit ihrer Tä-
tigkeit einverstanden ist. „Man
muss ganz viel mit den Kindern
reden und sie vorbereiten. Kin-
der nehmen durchaus auch
mal Stress-Situationen in Kauf,
aber immer unter der Prämis-
se: Danach steht wieder unein-
geschränkt das Familienleben
im Vordergrund“. Sie selbst hat
ihre Kindheit und Jugend nicht
in Österreich verbracht. „Ich
bin in Wörgl geboren, als
Sechsjährige kam ich mit mei-
ner Mutter nach Holland“, er-
zählt sie. Dort besuchte sie die
Pflichtschule, das Gymnasium
und absolvierte ihr erstes Stu-
dium. Mit 21 Jahren kam sie
nach Kärnten – und
gab das Lernen nie
auf. „Lebenslanges
Lernen ist für mich
nicht nur selbstver-
ständlich,
sondern
ein Bedürfnis.“
Bildungsraum
Mit ihren umfas-
senden Ausbildungen
und ihren Erfah-
rungen deckt Sandra
Bindhammer
viele
Bereiche auf dem Ge-
sundheits- und Pfle-
gesektor ab. Um die-
se
weiterzugeben,
gründete sie im März
den „Bildungsraum“
im
Impuls-Center
Seeboden. Ein Ort, an
dem sie alleine oder
in Zusammenarbeit
mit anderen Referentinnen un-
terschiedliche Fortbildungen
anbietet. Für pflegende Ange-
hörige, für Pflegefachpersonal,
für Sozialarbeiter oder -päda-
gogen, für 24-Stunden Betreu-
er – grundsätzlich für alle, die
sich von den Themen ange-
sprochen fühlen. Die Angebote
sind vielseitig, so gibt MMag.
Sandra Bindhammer BScN M.
Ed. (wie ihr vollständiger Titel
lautet) Kurse für Pflege und/
oder Betreuung von Angehö-
rigen, für Notfallsituationen
bzw. Prophylaxen in der häus-
lichen Pflege, über die Be-
schäftigung von Menschen im
Alter und auch den Kurs „Im
Sterben begleiten“. Pflege
und Betreuung kann viel
Freude machen, sagt sie. Man
müsse aber auch die eigenen
Grenzen kennen. „Wenn ich
als pflegender Angehöriger
etwas nicht tun kann oder
möchte, gibt es viele Alterna-
tiven. Woran man im ersten
Moment gar nicht denkt, dass
es sie gibt“, stärkt sie die Be-
troffenen, aber sie weiß auch:
„Es sind oft kleine Dinge, die
Erleichterung in den Alltag
von pflegenden Angehörigen
bringen können, man muss
sie nur kennen. Ich kann da-
bei meine Erfahrungen ein-
bringen, habe jedoch im Ge-
genzug durchaus schon ei-
niges von den Kursbesuchern
lernen dürfen.“ Sie gibt Infor-
mationen, führt Beratungsge-
spräche, bietet psycholo-
gische Beratungen und hält
ihre Kurse, wenn gewünscht,
auch außerhalb des „Bil-
dungsraumes“ in Seeboden
ab. „Ich kann nicht viel“, sagt
sie bescheiden, „aber das in
meinem Bereich kann ich
gut.“ Und genau das will sie
weitergeben. Denn „wenn
man nicht handeln kann, ent-
wickelt sich Angst. Bildung je-
doch macht handlungsfähig!“
Mehr Informationen unter
Tel. 0660/5077500 oder
www.bildungsraum.info