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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
17. APRIL 2017
CHRONIK
„Extreme Ski Team Austria“:
Ski-Abenteuer im Libanon
Der Spittaler Sportverein „Extreme Ski Team Austria“ hat seinen Schwerpunkt nach
vielen Jahren voller Aktion auf Ski-Abenteuerreisen verlegt.
Tiefschneefahren,
Felsen-
springen und Steilrinnen-Varian-
ten im freien Skiraum wird als
„Freeskiing“ bezeichnet. Diese -
durchaus risikoreiche – Form
des Skisports ist in den letzten
Jahren immer beliebter gewor-
den, da der Drang nach Freiheit
und Abenteuer in der Leistungs-
gesellschaft stark angestiegen
ist. Firmen, Medien und Skige-
biete mit Freeride-Zonen ver-
markten diesen Sport, bei dem
extrabreite Ski („Fat Skis“) zur
Anwendung kommen. Der Spit-
taler Sportverein „Extreme Ski
Team Austria“ hat das Freeski-
ing in den 1990er-Jahren durch
die Teilnahme an den ersten Ex-
tremski-Wettkämpfen in den
USA und spektakuläre Skiakti-
onen mitgeprägt. So wurde z. B.
die Ski-Erstbefahrung der Stau-
mauer Mooserboden in Kaprun
1992 durchgeführt oder steiles
Geröllskifahren in den Kärntner
Karawanken für den ORF pro-
duziert. In eigenen Filmproduk-
tionen wie „Skimania“ (1994)
oder „Abenteuer Iran“ (2007)
verarbeitete das Team seine
Höhepunkte als Skifahrer. Dem
Verein gehören unter anderem
Manfred Gritzner, Markus Gaus-
ter, Christoph Gauster und Ste-
fan Golobic an. Das Team fährt
seit Jahrzehnten mit Fischer-Ski.
Nach fast 30 Jahren voller extre-
mer Action und spannenden Be-
gegnungen sind die Jungs gereift
und haben ihren Schwerpunkt
auf Skiabenteuer-Reisen gelegt.
Gleich geblieben ist die Faszina-
tion für das Skifahren im Gelän-
de und Pulverschnee, wobei
nach wie vor in den Steilhängen
des Goldecks trainiert wird. Das
Team sieht sich als weltweit ak-
tiver „Skibotschafter“ des Win-
tersportlandes Österreich und
bereist exotische Skidestinatio-
nen (z. B. Iran) und Krisenregi-
onen (z. B. Kaschmir im Hima-
laja) mit Ski und Kameras. Ziel
ist es, den Skisport für die Ju-
gend weltweit zu fördern und
Skitourismus in Kon iktregio-
nen als kleinen Beitrag für den
Frieden zu etablieren. Diesmal
stand eine Reise in den Libanon
auf dem Programm.
Förderer des Skisports
im Libanon
Die libanesische Republik ist
mit ca. 10.500 km nicht viel
größer als Kärnten, hat mit sechs
Millionen Menschen jedoch
deutlich mehr Einwohner. Meh-
rere Millionen Syrer und Palästi-
nenser sind kriegsbedingt in den
Libanon ge üchtet und hoffen
dort auf eine bessere Zukunft.
Die Berge des Libanon gehen
bis auf über 3.000 m hinauf
(Mount Lebanon) und bekom-
men in der Regel viel Schnee.
Dass man im Libanon gut Ski-
fahren kann, ist nur wenigen eu-
ropäischen Freeskiern bekannt.
Etwa 40 % der libanesischen Be-
völkerung sind Christen, die sich
seit den 1960er-Jahren sehr für
das Skifahren als „Elitesport“
begeistern. Viele Liftanlagen
wurden damals gebaut. Es gibt
viele libanesische Freerider,
welche die Variantenabfahrten
des Skigebietes nutzen. Im Som-
mer ist für die Libanesen das
Grasskifahren ein beliebter
Sport. Das Kärntner Team nutzte
die Gelegenheit, um die Städte
Beirut, Tripoli und Skigebiete zu
erkunden und dabei Land und
Leute kennen zu lernen. Markus
Gauster und seine Freunde wur-
den vom libanesischen Skitrai-
ner Jean Elias Zgheib, Eigentü-
mer der „Pro Ski School“, in das
„Mzaar Ski Resort Kfardebian“
(www.mzaarskiresort.com) ein-
geladen. Dieses Skigebiet ist nur
etwa eine Stunde von der Haupt-
stadt Beirut entfernt und von
Jänner bis April gut besucht.
Jean Elias Zgheib ist ein vom
Österreichischen
Skiverband
zerti zierter D-Trainer, der mit
seiner Skischule auch ein Ju-
gendskiteam trainiert. Nachdem
die Kärntner im Libanon seine
Gastfreundschaft genossen hat-
ten, besuchte Jean einen Monat
später Spittal. Das Extreme Ski
Team und die SGS-Sektion Ski
zeigten Jean das Goldeck und
den Mölltaler Gletscher. Er
machte sich mit Unterstützung
von Bergretter Stefan Golobic
ein Bild über die Trainingsmög-
lichkeiten. Wolfgang Steinacher
(SGS) bot den libanesischen
Skirennläufern Unterstützung
für zukünftiges Slalom- und Rie-
senslalomtraining im Frühling
und Sommer in Kärnten an,
wenn der Schnee im Libanon
bereits geschmolzen ist.
Fazit
Für Abenteuerlustige ist der
Libanon touristisch und sport-
lich eine Reise wert – Skifahren
im Tiefschnee und Baden im
Mittelmeer an einem Tag ist
möglich. Die Sicherheitslage,
die sich rasch ändern kann, ist
natürlich im Auge zu behalten.
Auch das Extreme Ski Team hat-
te stets einen lokalen Guide da-
bei. Das Team hat festgestellt,
dass Skisport in Krisenregionen
ein Wachstumsmotor für eine
ganze Region sein kann, wenn
die Politik diese Chance erkennt
und entsprechend fördert. Ski-
tourismus im Libanon ist und
bleibt daher ein Hoffnungsträger
für die Jugend auf eine bessere
Zukunft. Jean Elias Zgheib ist in
den sozialen Medien präsent und
heißt jeden Besucher mit Tee
und libanesischen Köstlichkeiten
willkommen!
Text und Fotos: Markus Gauster/
Extreme Ski Team Austria
Das libanesische Jugend-Skiteam mit Trainer Jean Elias Zgheib (r.)
Manfred Gritzner (l.) und Markus Gauster von Extreme Ski Team.
Vom tief verschneiten Gipfel des Mzaar Peak auf 2.500 m genießt
Markus Gauster den herrlichen Blick auf das Mittelmeer und die
Hauptstadt Beirut im Hintergrund.