Hungersnot konfrontiert. Michl
tat was er konnte, um der ärgs-
ten Not beizukommen. Einige
Jahre später geißelte eine
schlimme Flüchtlingswelle das
Gebiet vonWesunire, verursacht
durch Stammesfehden. In die
abgelegenen Orte gelangte aber
keine Hilfe, etwa vom Roten
Kreuz. So lag es an Michl mit
seinem Lkw die Familien mit
CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
NOVEMBER/DEZEMBER 2016
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Diözese Innsbruck eingesetzt.
Dann ging es 1967 zurück nach
Uganda, allerdings in die von
Kampala abgetrennte Diözese
Jinja. Dorte sollte er über
30 Jahre bleiben, meist in der
Buschpfarre Wesunire.
Große Hungersnot
Gleich zu Beginn war er in
Wesunire mit einer riesigen
Nahrungsmitteln, Decken und
Kleidern zu versorgen. Einmal
verteilte er an einem Tag sogar
1.400 kg Maismehl an knapp
1.000 Menschen. Unermüdlich
schrieb der Sillianer Bettel-
briefe an seine Wohltäter und
kirchliche Einrichtungen in der
Heimat, war sich aber auch
bewusst, dass sich unter die
Hungrigen auch Diebe ein-
Denn die bestellten Spezialziegel
waren auf den Schwarzmarkt ge-
landet, der Plan für das Stahlge-
rüst für das Dach in Nairobi
„verwurstelt“ worden, die Hälfte
der Kosten hatte man aber be-
reits bezahlt. Erst die Drohung
mit dem Rechtsanwalt brachte
das Projekt „Pfarrkirche“ wieder
in Bewegung.
Ab 1997 suchten den Michl
aber etliche Krankheiten heim:
von Malaria über Lungenent-
zündung bis hin zu Schwindel-
anfällen und anderem mehr.
Heimkehr
Generalober Maurice McGill
in London rief Michl ins Missi-
onshaus Absam zurück. Sein
jahrzehntelanger Missionsein-
satz ging somit imAugust 1998
zu Ende. In Tirol übernahm er
dann etliche Vertretungen in
Tiroler Pfarren und anderes
mehr. Mit 90 Jahren verließ ihn
aber mehr und mehr die Kraft.
Im heurigen September über-
nahmen Tertiarschwestern des
Klaraheims in Hall in Tirol
seine Pflege. Dort verstarb
Michl am 20. Oktober. Seine
letzte Ruhe fand er im Priester-
grab der Pfarre Sillian.
Martina Holzer
Der Josefs-Missionar Michael Ortner – vielmehr bekannt als
„Uganda-Michl“ – verstarb am 20. Oktober 2016.
Die Pfarrkirche in Wesunire in Uganda war
für Michl eine „Schwergeburt“. Letztendlich
glückte ihm aber die Errichtung.
Der Sillianer Josefs-
Missionar Michael
Ortner („Uganda Michl“)
verstarb mit 92 Jahren
in Hall i. Tirol. Er galt als
unverwüstliche Natur,
half tausenden Men-
schen und überlebte
auch mehrere Überfälle
und Anschläge.
Er war mit Leib und Seele Seelsorger
Man nannte ihn selten bei
seinem richtigen Namen, viel-
mehr war er für viele Menschen
der „Uganda Michl“. Denn von
1953 bis zu seiner Pensionie-
rung 1998 wirkte er mit mehre-
ren Jahren Unterbrechung in
Uganda als Josefs-Missionar.
Vielen ist der Michl vom Silli-
anberg („Unterzelger“) als ruhe-
los schaffender Mensch in Erin-
nerung. „Stets unterwegs wie ein
Perpendikel“, sagte er von sich
selbst. Nach Schulen und Stu-
dien in Lienz, Brixen und Mill
Hill wurde er 1953 zum Priester
geweiht. Noch im selben Jahr
ging es für ihn bereits auf Missi-
onseinsatz nach Uganda (Diö-
zese Kampala). Erst acht Jahre
später besuchte er wieder seine
Heimat und wurde einige Jahre
für Missionspropaganda in der
schlichen und Erkundigungen
einholten.
Überfall und
Misshandlung
Trotz aller Vorsicht wurde er
öfter überfallen und misshan-
delt. Einmal berichtete sogar
der vatikanische Fides-Nach-
richtendienst: „Abends, als
Missionar Michael Ortner das
Haus verließ, wurde er überfal-
len. Ein Bandit zwang ihn, in
die Missionsstation zurückzu-
gehen und schoss ihm dabei in
den Magen. Aus der Dunkelheit
tauchten weitere Banditen auf
und plünderten die Mission. Sie
nahmen unter anderem auch
das wenige Geld mit, das sie
dort fanden. Als die Banditen
abgezogen waren, leistete der
in einem Nebenhaus wohnende
Kaplan demVerletzten, der Ge-
fahr lief, zu verbluten, Erste
Hilfe.“
Schwergeburt
Michl wollte sich aber letzt-
endlich nie in die Knie zwingen
lassen. Und er errichtete so man-
ches Bauwerk, wie ein Kleinspi-
tal, einen Wohnblock für Laien-
krankenschwestern oder die
Pfarrkirche. Letztere bezeichnete
er stets als „Schwergeburt“.