14
OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
11. JULI 2016
CHRONIK
MEINE
G
ESCHICHTE
Energiepionier aus Kötschach
Ing. Wilfried Klauss,
Kötschach
Er sieht sich als „Energie-Praktiker", aber er ist viel viel mehr als das Wort sagt: der weitum bekannte und gefragte Ökostrompionier
Ing. Wilfried Klauss aus Kötschach.
Der 62-Jährige ist ein Unterneh-
mer mit enormer Energie. Er ist
ein strategischer Denker und ein
innovativer Macher. Ein großer
Naturfreund voller Öko-Energie,
der plant, baut, berät und Natur-
strom verkauft. Klauss ent-
stammt einer Familie, die zu den
Pionieren der Elektrizität aus
Wasserkraft zählt und auch das
erste
Stromversorgungsnetz
Kärntens (anno 1886) errichtete,
lange vor Klagenfurt. So gesehen
war es naheliegend, die Tradi-
tion der CO
2
-freien sauberen
Energiegewinnung fortzusetzen.
Kötschach-Mauthen ist heute
ein mit europ. Preisen ausge-
zeichnetes Vorbild einer energie-
autarken Gemeinde, mit einem
unabhängigen Stromnetz und
Strom aus Wind-Wasser-Sonne.
„Wasser und Energie“ sind sein
Element. Hier hatte er die Nase
schon vorne, als von der Ener-
giewende noch lange keine Rede
war. Klauss befasste sich immer
mit Umwelt-Energiesystemen,
mit Erzeugung, Speicherung,
Transport, und Verkauf regene-
rativer Energien. Im Laufe der
Jahre gelang es ihm, eine Fülle
von Aufgaben, Tätigkeiten und
Projekten umzusetzen: Da sind
über ein Dutzend Kleinwasser-
kraftwerke entstanden. Mehre-
re davon mit Kooperations-
partnern. Zu erwähnen weiters
Biomasse-Fernwärmeanlagen,
Kleinwasser-Pumpspeicherkraft-
werke, Bergstauseen als „grüne
Batterien“ (im Plöckengebiet),
Sonnenkraftwerke, ein moder-
nes Stromversorgungsnetz, eine
grenzüberschreitende Stromlei-
tung, vorwiegend in Ober-
kärnten, aber auch Windstrom-
anlagen im Alpen-Adria-Raum,
am Plöckenpass, Niederöster-
reich und Slowenien. Für das
energiewirtschaftliche und tech-
nisch-ökologische Engagement
von Klauss bzw. seiner Unter-
nehmensgruppe gab es zahl-
reiche höchste Auszeichnungen.
Die Söhne Wilfried und Roland
traten nach ihrer Ausbildung als
Geschäftsführer ins Firmennetz-
werk ein, auch Tochter Ruth
arbeitet mit, Tochter Katharina
befindet sich noch in der Aus-
bildung.
Einzige Windturbine
Kärntens
1995 verwirklichte Klauss das
Schaukraftwerk Hydro-Solar im
Bereich
Kreuztratte/Plöcken-
straße, das als einzigartige Was-
ser- und Energieerlebniswelt viele
Jahre mit insgesamt 90.000 Besu-
chern ein touristisches Highlight
darstellte. Die erste (und bislang
einzige) Windturbine in Kärnten
wurde 1997 am Plöckenpass er-
richtet. Im nächsten Jahr, also 20
Jahre später, soll dort das zweite
Windrad gebaut werden, wozu
der gesamte Aktenlauf neun Jah-
re gedauert hat. Aus seinen Kraft-
werken hat er ab 1998 die Fir-
mengruppe AAE-Naturstrom (mit
anderen Naturstromerzeugern)
entwickelt, die zu hundert Pro-
zent auf Wasser, Wind, Sonne und
Biomasse setzt und reinen Natur-
strom liefert. AAE steht für Alpen-
Adria-Energie, deren Steuerungs-
zentrale steht in Kötschach, die
Beteiligten sind erfahrene Betrei-
ber von Kleinwasserkraftwerken,
Windturbinen-, und 2.000 Sonnen-
strom (PV)-Kundenanlagen. Inzwi-
schen gibt es 22.000 Versorgungs-
punkte, was ca. 40.000 Personen
belieferten Kunden entspricht, die
den AAE-Naturstrom aus einem
Familienbetrieb und Netzwerk un-
abhängier Erzeuger aus dem
Gailtal beziehen und besonders
schätzen. Neben Naturstromver-
trieb stehen auch Energietechnik-
produkte, Wasserkraftwerkspla-
nungen, Umsetzung von Renatu-
rierungsprojekten und aktuell der
Aufbau von E-Mobilitätsstruk-
turen auf der Agenda. Klauss hat-
te zwischendurch finanziell sehr
viel riskiert und es ging gut. Dank
seiner vielseitigen profunden
kaufmännischen und technischen
Ausbildung, seinen Berufen und
Fähigkeiten als Ingenieur, Kauf-
mann, Hotelier, Touristiker und
auch Anbieter von Natursport
wurden neue Geschäftsfelder
erschlossen. Mit seiner Gattin
Margarethe hatte er das Hotel
Post („Wildwassersport – und
Fliegenfischerhotel“) in Köt-
schach immer wieder moderni-
siert und insgesamt über drei
Jahrzehnte lang erfolgreich ge-
führt. Wohlüberlegt sagte die
Familie Klauss (vier Kinder) der
Gastronomie ade und konzen-
trierte sich auf neue Stärkebe-
reiche. 2010 erfuhr das Stamm-
haus eine neue Nutzung, es wur-
de zur AAE-Firmenzentrale für
mehrere
Unternehmensbe-
reiche umfunktioniert. Klauss
war auch mehrere Jahre in der
Gemeindepolitik tätig, weiters
war er 20 Jahre als Obmann der
Kärntner Kleinwasserkraftwerke,
Vernetzer von Regionsentwick-
lungen und Entwickler der Skian-
lagen Kötschach aktiv. Nachdem
die Söhne bereits das laufende
Geschäft übernahmen, konzen-
triert sich Klauss auf neue Auf-
gabenstellungen und Green-
Technologieprojekte. Impulse
für ein neues Denken und Han-
deln erwartet er von Menschen,
gerade auch aus den Bergtälern,
wo sie noch gewohnt sind, inno-
vativ und naturverbunden zu
handeln. So entwickelte Klauss
eine Strategie, wie die sauberen
Gewässer der Alpen der regio-
nalen Nutzung und Obsorge er-
halten bleiben, die Rückkehr zu
natürlich erzeugten Lebensmit-
teln sich beschleunigt und die
Abwanderung der Jugend vom
Land durch neue Ideen des
Lebens und Wirkens am Land,
zum Stillstand kommt. Dem-
nächst wird auch ein For-
schungs- und Entwicklungslabor
für spezielle Produkte und Soft-
ware eröffnet. Auf die Frage
nach den Hobbys nennt er Foto-
grafieren, individuell gestaltetes
Reisen, Fliegenfischen, Wild-
wasserfahren-Kajaken und Berg-
wandern.
Karl Brunner
Ökostrompionier und Regionalentwickler: Ing. Wilfried Klauss.
Foto: kb