Table of Contents Table of Contents
Previous Page  14 / 28 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 14 / 28 Next Page
Page Background

14

OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

16. MAI 2016

CHRONIK

UNSERE

G

ESCHICHTE

Selbsterfahrung ist „Verstecktes Lernen“

Daniela und Dietmar Schwaiger,

Stall:

Achtung vor der Natur, vor den Tieren und Pflanzen: Für Daniela und Dietmar Schwaiger aus der kleinen Ortschaft Schwersberg, Ge-

meinde Stall, ist das selbstverständlich. Mit der „Natur- und Wildnisschule Wildegg“ zeigen sie Kindern und Jugendlichen, was man

alles von der Natur lernen kann.

Naturverbunden waren die bei-

den eigentlich schon immer,

aber vor acht Jahren, als sie ge-

meinsam die Jagdprüfung mach-

ten, hat es dann richtig „klick“

gemacht. Sie erkannten, wie

spannend es ist, mit und von der

Natur zu leben. Zahlreiche Tiere,

darunter auch Lamas, tummeln

sich auf dem Hof, es wird eige-

nes Getreide angebaut, in der

Wollstube wird gefilzt, in der

Kräuterstube Salben, Tees und

Naturkosmetik hergestellt. In

der „Wildnisschule der Alpen“ in

Tirol machten Dietmar gemein-

sam mit dem 18-jährigen Sohn

Philip die Ausbildung zum Natur-

und Wildnistrainer, seit 2013 ist

er auch Waldpädagoge. „Unsere

Ausbildner haben zehn Jahre

lang in Amerika gelebt und wur-

den von der Urbevölkerung un-

terrichtet“, erzählt der 43-Jäh-

rige. Dabei gab es viel Span-

nendes zu erfahren, was nun an

die Kids weiter gegeben wird.

„Vieles davon haben wir ja schon

als Kinder gemacht. Auch ich

war damals mit anderen so viel

wie möglich im Freien, die Natur

war ein großer Spielplatz für

uns. Aber in der heutigen Zeit ist

oft zu beobachten, dass Eltern -

vielleicht aus Sorge – ihre Kinder

nicht mehr diese eigenen Aben-

teuer erleben lassen. Es wird da-

mit den Kindern aber viel ge-

nommen“, erklärt der vierfache

Familienvater.

Waldläufer & Co

Samstags trifft sich die Waldläu-

ferbande, Kinder im Alter zwi-

schen 7 und 15 Jahren. Sie lernen

Spuren lesen, handwerkliches wie

Schüsseln brennen oder mit Leder

arbeiten, Feuer machen ohne

Hilfsmittel oder haben ganz ein-

fach Spaß mit Dietmar und Philip

beim Spielen in der Natur. Einen

großen Schritt weiter geht es

beim Falkencamp (7 bis 13 Jahre)

und beim Eichelhähercamp (9 bis

15 Jahre) in den Sommerferien.

Da verbringen jeweils bis zu 25

Kids mit 8 bis 10 Betreuern eine

ganze Woche im Freien. Mit india-

nischen Spielen, Schutzhütten-

und Bogenbau, gemeinsamem

Kochen, Schnitzen, Basteln mit

allem, was die Natur hergibt, Ge-

schichten erzählen am Lagerfeuer

und Schlafen im Zelt oder unter

freiem Himmel. „Da überwiegt

der Abenteuergeist“, erzählt der

Wildnistrainer, der immer wieder

überrascht ist, wie viel Spaß die

Kinder und Jugendlichen dabei

haben. Und wie viel sie lernen.

Das beginnt schon mit dem Zelt-

Aufbau. „Da helfen die Kinder sich

sehr schnell gegenseitig. Es wird

ihnen auch nichts aufgezwungen.

Gemeinsam wird entschieden,

was im Lauf des Tages unternom-

men wird. Auch die Zubereitung

des Essens ist für viele eine neue

Erfahrung. Sie sehen, dass es

auch ohne Technik - ohne Elektro-

herd oder Geschirrspüler - geht.

In einer Hütte wird gemeinsam

gekocht, zum Einsatz kommt le-

diglich ein Gaskocher. Der nahe

gelegene Bach lädt zum Abkühlen

ein – da kommt auch das Wasser

zum Geschirr abwaschen her“.

Handylose Zeit

Es entwickle sich schnell eine

Gruppendynamik, erklärt Schwai-

ger, und es werde sehr viel gere-

det. Spannend sei auch die Zeit

am Abend, wenn alle um das La-

gerfeuer sitzen und Geschichten

die Runde machen. „Auf vieles

müssen sie aber auch selber

drauf kommen. Etwa wenn ein

bestimmter Vogel auftaucht und

sie wissen wollen, welcher das

sei. Das wird nicht verraten, das

müssen sie selber in Erfahrung

bringen. Dazu gibt es viele Na-

turführer, in denen sie nach-

schlagen können. Auch das ist

eine spannende Angelegenheit“,

sagt der Waldpädagoge. Über-

rascht ist Daniela Schwaiger

auch davon, dass die Kids in die-

ser Zeit problemlos auf ihre

„technische Nabelschnur“ ver-

zichten. „Die Handys werden zu

Beginn abgesammelt, die Eltern

können sich jederzeit bei uns

(Tel. 0699/11041977 oder E-

Mail:

nws.wildegg@gmail.com

)

melden. Es haben sich schon be-

sorgte Mütter bei uns erkundigt,

ob alles in Ordnung sei, weil sie

von ihrem Kind tagelang nichts

gehört haben. Doch die Kinder

denken meist gar nicht daran,

ihre Eltern anzurufen. Denn sie

sind damit beschäftigt, ganz

neue Erfahrungen zu machen!“

Und gerade diese Erfahrungen

sind es, die das Ehepaar sowohl

ihre eigenen vier Kinder (zwi-

schen 20 Jahren und vier Mona-

ten) als auch fremde Kinder

gerne erleben lassen.