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OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

16. NOVEMBER 2015

CHRONIK

Nachdem die Baumaßnahmen

für die Wohnbauanlage in

Kötschach zügig vorangeschrit-

ten sind, erfolgte vor kurzem die

offizielle

Wohnungs-

und

Schlüsselübergabe an die künf-

tigen Mieter der 13 barriere-

freien Kleinwohnungen. Pfarrer

Mag. Krzysztof Nowodczynski

segnete die Wohnanlage, Bgm.

Walter Hartlieb wünschte den

Mietern in ihrem neuen Leben-

sumfeld alles Gute, viel Glück

und Freude sowie Harmonie.

Mit dieser Anlage wurde wieder

ein wichtiges Projekt im sozia-

len Wohnbau in der Markt-

gemeinde Kötschach-Mauthen

umgesetzt.

MEINE

G

ESCHICHTE

Leidenschaft für Berge, Blumen und Steine

Herbert Zojer,

Kötschach-Mauthen:

Bei ihm dreht sich fast alles um die Natur: Herbert Zojer, Jahrgang 1932 (eigentlich heißt er Heribert, aber alle rufen ihn ohne „i“)

aus Kötschach-Mauthen ist ein einmaliger Naturliebhaber. Er liebt die Berge, Blumen und auch Steine, sprich Mineralien und

Fossilien.

Herbert wuchs in ärmlichen Ver-

hältnissen auf, sein Vater war ein

Holzknecht. Herbert wollte Förster

werden, nach der Realschule in

Klagenfurt übernahm er aber da-

heim, wurde dann Kohlenhändler.

„Ich war der letzte Kohlenträger“,

erinnert sich Herbert an diese

schwere körperliche Arbeit der

Kohlenausfuhr und -zustellung ins

Lesach- und obere Gailtal, wobei er

auch von Bauernburschen als Aus-

hilfskräfte unterstützt wurde. In

den 1960er-Jahren dann pachtete

er mit Gattin Margarethe eine

Tankstelle, wobei die Hauptlast klar

die Gattin zu tragen hatte, wie er

dankbar erwähnt. Sein Onkel Ru-

dolf hatte den Naturburschen in

ihm gefördert, nahm er ihn doch

auf viele Bergfahrten mit. So wur-

de Herbert schon im Alter von

14 Jahren auf die Hohe Warte

(2.780 m) geführt. Mit Bergfreun-

den war er in den Karnischen

Alpen – auch im Winter – immer

wieder viel unterwegs, gern erin-

nert er sich an Heini Heinricher,

Toni Egger, Dir. Sepp Warmuth,

Emmerich Freidl, Josef Brunner, Dr.

Ernst Steinwender, an Bergfreunde

in Forni-Avoltri u.v.m. Fotografie-

ren hat ihn interessiert, und dabei

nahm er begeistert die Alpen-

blumen auf der Mauthner Alm, wo

er eine eigene Blumenwiese an-

kaufte, sowie auf der Mussen

(„Blumenberg“) vor die Linse. Das

Herbert Zojer – Naturschützer aus Überzeugung.

Foto: kb

Buch von Eitel-Friedrich Scholz über

die „Bergblumen auf der Mussen“

ist mit den wunderschönen Blumen-

fotos von Zojer illustriert. Wolayer-

see und Umgebung, Mussen, Zoll-

ner-See – das sind für ihn besondere

Lieblingsplätze.

Sechs Jahrzehnte lang

Bergretter

Die Natur- und Erholungslandschaft

erhalten und schützen, gegen ihre

Zerstörung ankämpfen, das war und

ist ihm ein ständiges Anliegen. Hier

hat er sich auch für Schutzmaßnah-

men (Gail, Mussen u. a.) bzw. die

Verhinderung von Projekten (Transit-

verkehr, u.a.) eingesetzt. Keine Fra-

ge, dass er dabei auch viel Wider-

stand zu spüren bekam. „Ich wurde

heftig bekämpft, aber geachtet“, sagt

er. Er pflegte den Kontakt mit vielen

Naturwissenschaftern, wie Geologen

und Botanikern, und Naturschutz-

experten und erfuhr dadurch auch

viel Neues. Seit 1948 ist er Alpenver-

einsmitglied, war über sechs Jahr-

zehnte bei der örtlichen Bergret-

tung,

Naturschutzbund-Mitglied,

Mitglied beim Naturwissenschaft-

lichen Verein, dann federführend

beim Verein Pro Gailtal, zudem war

er auch als RFW-Kammerrat aktiv.

Gerne hört man Herbert zu, weiß

er doch von so vielen Erlebnissen

und Erfahrungen zu erzählen. In

seinem Garten beim Haus in

Kötschach kann man ein Mundart-

Gedicht lesen, gleichsam als Erklä-

rung für die einzigartigen Steine

und Fossilien, die er unter großen

Mühen gesammelt hat und hier

beim Haus zu bestaunen sind. Es

beginnt so: „I bin halt, was i allweil

war – von klan auf schon – a Stana-

narr... Oft ane sagnt: Lautar Plundar!

I sag enk: Jedar is a Wundar!...". Es

sind einmalige und auch wissen-

schaftlich begehrte Fundstücke,

wie etwa ein Kalkblock mit Ortho-

ceren (Verwandte der heutigen

Tintenfische) mit dem Alter von ca.

420 Mio. Jahren, den Zojer vom

Rauchkofel (nahe Wolayersee)

heimgeschleppt hat. „Ich danke

meinem Gott dafür, dass er mich,

mein ganzes Leben einen Mann

der Sehnsucht sein lässt“. Und:

„Wir sind nun einmal Geschöpfe

unseres Schöpfers und Bewunderer

seines unvergleichlichen Werkes,

der Natur“ – diese Worte, die er beim

verehrten Toni Egger gefunden hat,

würden auch für ihn gelten, sagt

Zojer. Egger ist 1959 im Zuge der

Erstbesteigung des Cerro Torre töd-

lich abgestürzt.

Karl Brunner